
Japan und die Europäische Union – ein Überblick
Die Beziehungen zwischen Japan und der Europäischen Union (EU) sind geprägt durch einen umfassenden Austausch auf dem Gebiet der Wirtschaft sowie durch einen intensiven Dialog u.a. zu außenpolitischen Themen. Beim 20. Japan-EU-Gipfel, der in Kürze stattfindet, wird sich der Fokus der Aufmerksamkeit u.a. auch darauf richten, ob sich beide Seiten auf den Beginn von Verhandlungen über eine Wirtschaftspartnerschaft (Economic Partnership Agreement, EPA) einigen werden, um auf diese Weise die wirtschaftlichen Beziehungen weiter auszubauen. Dies würde für beide Seiten Vorteile bringen. In dieser Ausgabe von Neues aus Japan geben wir daher einen Überblick über die Beziehungen zwischen Japan und der EU.
Japan und die EU – Globale Partner, die grundlegende Werte miteinander teilen
Für Japan spielt die EU neben den Vereinigten Staaten eine führende Rolle für die Verwirklichung von Frieden und Wohlstand innerhalb der internationalen Gemeinschaft. Japan und die EU teilen grundlegende Werte wie Freiheit, Demokratie, Achtung der der Menschenrechte sowie Rechtsstaatlichkeit. Bei vielen Fragen der Staatengemeinschaft vertreten beide Seiten dieselben Positionen. So gestalten Japan und die EU eine enge Kooperation bei Themen wie Klimawandel, Entwicklung Afrikas, Weltwirtschaft sowie Nordkorea, Iran oder Afghanistan. Zudem kann Europa einen Beitrag für die Entwicklung Asiens leisten.
Gegenwärtiger Stand der politischen Zusammenarbeit
Die „Dekade der japanisch-europäischen Zusammenarbeit“ (2001-2010) trug mit dazu bei, einen umfassenden Dialog u.a. zu politischen und wirtschaftlichen Themen zu fördern sowie enge kooperative Beziehungen zu gestalten. So bestehen u.a. für den politischen Dialog zwischen Japan und der EU folgende Foren:
- Japan-EU-Gipfel (jährlich)
- Japan-EU-Außenministertreffen (zweimal im Jahr)
- Konsultationen der politischen Direktoren Japans und der EU (zweimal im Jahr)
- Strategischer Dialog Japan-EU (alle zwei Jahre zu den Themen „Sicherheitspolitisches Umfeld in Ostasien“ sowie „Zentralasien“)
Konkrete Beispiele für das Zusammenwirken beider Seiten:
- politischer und strategischer Dialog sowie intensiver Gedankenaustausch und enges Zusammenwirken bei allen wichtigen internationalen Aufgaben (Asien, Nordkorea, Russland-GUS, Naher und Mittlerer Osten, Afrika, Westbalkan, Menschenrechte, Vereinte Nationen, Abrüstung und Nichtverbreitung)
- Dialog und Zusammenarbeit bei globalen Aufgaben wie z.B. Klimawandel
- Vereinbarungen zur Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft und Technologie zur Stärkung des weiteren Zusammenwirkens
- Ausbau des personellen Austausches (junge Menschen und Schüler)
Als künftige Aufgaben stehen die Prüfung eines neuen Rahmens für eine Zusammenarbeit zwischen Japan und der EU sowie die Gestaltung einer handlungsorientierten Kooperation auf dem Programm, die sich aus dem Dialog im politischen Bereich ergibt. Ziel ist der weitere Ausbau des Zusammenwirkens zwischen Japan und der EU mittels der künftigen Diskussion über die beiderseitigen Beziehungen.
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Japan-EU Wirtschaftsbeziehungen
Aktuelle Situation
Nach einer Ära der Handelsfriktionen, die von den 1970er bis in die erste Hälfte der 1990er Jahre andauerte, befinden sich die Beziehungen zwischen beiden Partnern seit den späten 1990er Jahren in einer Ära des Dialogs und der Zusammenarbeit. In den letzten Jahren hat sich die EU für Japan zu einem wichtigen Investor, aber auch zu einem bedeutenden Ziel von Direktinvestitionen entwickelt. Allerdings ist mit der zunehmenden wirtschaftlichen Präsenz der Schwellenländer eine relative Abnahme der Präsenz Japans sowie des Interesses an diesem Land in der EU zu erkennen. Nach der Erweiterung der EU hat sich die Realwirtschaft in Mittel- und Osteuropa infolge der Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftskrise verschlechtert. Mittel- und langfristig betrachtet ist diese Region allerdings nicht nur ein Produktionsstandort mit niedrigen Kosten, der unmittelbar neben einer wichtigen Konsumentenregion liegt; vielmehr ist zu erwarten, dass sich auch Mittel- und Osteuropa selbst zu einer Region des Konsums entwickeln wird.
Konkrete Schritte für den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
Um das Geschäftsumfeld für beide Seiten weiter zu verbessern, unterhalten Japan und die EU u.a. einen Dialog über eine Deregulierungsreform. Desweiteren besteht eine Kooperation in verschiedenen Bereichen wie Anerkennung von Standards (MRA), Abschaffung von Kartellen sowie Zolltarifen (ein Abkommen über die gegenseitige Unterstützung bei Zöllen zwischen Japan und der EG trat bereits im Februar 2008 in Kraft). Darüber hinaus besteht mit dem Japan-EU Business Round-Table (BRT) ein Forum zur Förderung der Kooperation im zivilen Sektor.
Um gemeinsame Aufgaben im internationalen Rahmen in Angriff zu nehmen, fand im September 2010 eine Zusammenkunft über Umweltthemen auf Arbeitsebene statt. In Bezug auf den Schutz des geistigen Eigentums wurde im März 2010 ein entsprechendes Dialogforum zwischen Japan und der EU eingerichtet. Weitere Foren, die beide Seiten unterhalten, sind unter anderem ein Energiedialog (2009) sowie ein Dialog und eine Kooperation in Bezug auf Kernkraft und den Versuchs-Fusionsreaktor ITER. Darüber hinaus erzielten beide Seiten im Oktober 2010 eine grundlegende Übereinkunft über die Verhandlungen für ein Abkommen zum Kampf gegen Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen (vorläufig als ACTA bezeichnet).
Ein besonderer Stellenwert kommt dem 1994 ins Leben gerufenen Dialog über eine Deregulierungsreform zwischen Japan und der EU zu. Hier bietet sich beiden Seiten ein Forum dafür, dem Partner die jeweiligen Vorschläge und Wünsche in Bezug auf eine Deregulierungsreform vorzulegen, um durch eine Verbesserung des Business-Umfeldes den Handel und die Investitionstätigkeit zwischen Japan und der EU weiter auszuweiten sowie die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Regulierungen zu fördern. Seit 1997 finden ein- bis zweimal jährlich in Tokyo bzw. Brüssel Zusammenkünfte auf Abteilungsleiterebene sowie auf Expertenebene statt, in deren Rahmen die Diskussion in Bezug auf die auf beiden Seiten bestehenden Deregulierungswünsche fortgeführt wird.
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Handel Japan-EU: Produkte
Japans Exporte in die EU: Anteile der 10 wichtigsten Produktgruppen
1 |
Autos |
13,4% |
2 |
Motoren |
4,3% |
3 |
Bildgeräte |
4,2% |
4 |
Autoteile |
4,0% |
5 |
wissenschaftliche und optische Geräte |
3,9% |
6 |
elektronische Teile wie z.B. Halbleiter |
3,9% |
7 |
Pumpen und Zentrifugen |
2,8% |
8 |
organische Verbindungen |
2,8% |
9 |
elektrische Messinstrumente |
2,5% |
10 |
Krafträder |
1,8% |
Quelle: Japans Handelsstatistik, Finanzministerium, 2009
Japans Importe in die EU: Anteile der 10 wichtigsten Produktgruppen
1 |
Arzneimittel |
13,6% |
2 |
organische Verbindungen |
10,4% |
3 |
Autos |
6,8% |
4 |
wissenschaftliche und optische Geräte |
4,5% |
5 |
Motoren |
2,9% |
6 |
Taschen u.a. |
2,4% |
7 |
Kleidung und Accessoires |
2,1% |
8 |
Autoteile |
2,1% |
9 |
Fleischprodukte |
1,8% |
10 |
elektrische Messinstrumente |
1,8% |
Quelle: Japans Handelsstatistik, Finanzministerium, 2009