
Die Proliferation Security Initiative
- Engagement zur Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen
Im Juli 2012 findet auf Japans nördlicher Hauptinsel Hokkaido eine von Japan organisierte „Luftkontrollübung im Rahmen der Proliferation Security Initiative (PSI)“ statt. Um die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und Raketensystemen, die eine Bedrohung für den Frieden und die Stabilität der internationalen Gemeinschaft darstellen, zu verhindern, existieren eine ganze Reihe von Maßnahmen im Rahmen eines internationalen Engagements. Bei der PSI („Sicherheitsinitiative gegen Verbreitung“) wirken eine Vielzahl von Ländern zusammen, wobei der Schwerpunkt auf einer Verhinderung der Verbreitung auf dem Land-, See- und Luftweg liegt. Der folgende Beitrag erläutert das Engagement im Rahmen der PSI sowie die Rolle, die Japan dabei spielt.
Was ist die Proliferation Security Initiative (PSI)?
Die “Proliferation Security Initiative” ist eine von der US-Regierung unter dem damaligen Präsident George W. Bush im Mai 2003 vorgeschlagene neue Initiative, um die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, Raketensystemen sowie Gütern aus diesem Bereich zu verhindern. Zu den Massenvernichtungswaffen zählen u.a. Kernwaffen, chemische Waffen, biologische Waffen sowie Trägersysteme wie etwa Raketen. Die sich an der PSI beteiligenden Staaten setzen sich nicht allein im Rahmen der Exportkontrolle dafür ein, die Verbreitung dieser Waffen durch bestimmte Staaten oder Terroristen zu unterbinden; vielmehr engagagieren sie sich auch gemeinsam im Rahmen unterschiedlicher Maßnahmen, um den Transport dieser Güter zu verhindern. Unmittelbar nach dem Aufruf der Vereinigten Staaten erklärten zehn weitere Staaten ihre Bereitschaft zur Teilnahme, darunter auch Japan. Heute beteiligen sich insgesamt 98 Länder aus aller Welt an der PSI (Stand: Mai 2012).


Die Gründung der PSI: Nicht nur „Verhinderung“, sondern vielmehr „Unterbindung“
Um die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern, haben bereits vor der PSI verschiedene internationale Übereinkommen wie etwa der Nichtverbreitungsvertrag (engl. NPT) oder das Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen (eng. CWC) sowie unterschiedliche Maßnahmen zur Exportkontrolle eine wichtige Rolle gespielt. Tatsache ist jedoch, dass eine Verbreitung dadurch nicht immer in ausreichendem Maße verhindert werden konnte. Die PSI geht nun mit Blick auf die „Verhinderung“ noch einen Schritt weiter in Richtung „Unterbindung“, wobei die an dieser Initiative teilnehmenden Staaten eng zusammenwirken. Im Dezember 2002 veröffentlichten die Vereinigten Staaten ihre „Nationale Strategie für den Kampf gegen Massenvernichtungswaffen“. Gut ein halbes Jahr später, am 31. Mai 2003, verkündete der damalige US-Präsident Bush bei einem Besuch im polnischen Krakau das Konzept der PSI.

Die Prinzipien der PSI und die Rolle der Operational Experts Group (OEG)
In den ersten beiden Jahren nach Gründung der PSI wurde bei Zusammenkünften der Mitgliedsstaaten und der Operational Experts Group (OEG) die Diskussion in Bezug auf die konkreten Inhalte der Initiative vertieft. Im Rahmen dieses Prozesses bestätigten die Mitglieder, dass die PSI ein Instrument zur Bekämpfung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen bildet, die eine Bedrohung für die internationale Gemeinschaft insgesamt darstellen. Man kam zudem überein, dass man nicht bestimmte Situationen bzw. Länder im Blick habe sowie dass die zur Unterbindung durchgeführten Maßnahmen innerhalb des Rahmens des bestehenden Völkerrechts und der Rechtsvorschriften der einzelnen Staaten umgesetzt werden. Bei der dritten Zusammenkunft der Mitgliedsstaaten im September 2003 in Paris wurde die „Erklärung zu den Prinzipien zur Unterbindung“ verabschiedet, mit der die Ziele der PSI sowie die grundlegenden Richtlinien für die Aktivitäten festgeschrieben wurden. Die Zustimmung zu diesen Prinzipien gilt als Willenserklärung zur Teilnahme an der PSI. Derzeit fungiert die OEG als Forum, in dem über die Aktivitäten der PSI konkret entschieden wird. Dieser Operational Experts Group gehören zurzeit 21 Staaten an, neben den Vereinigten Staaten und Japan u.a. Großbritannien, Italien, Niederlande, Australien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Polen und Portugal.
Großes Engagement der Mitgliedsstaaten in Form von Übungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Damit die einzelnen Staaten in engem Zusammenwirken die Operationen der PSI zur Unterbindung der Verbreitung erfolgreich gestalten können, ist es wichtig, Konzepte für konkrete Maßnahmen zu erstellen und diese dann in der Praxis immer wieder zu üben. Seit September 2003, also unmittelbar nach der Gründung der PSI, fanden bereits zahlreiche Übungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft statt, bei denen die teilnehmenden Staaten ihr großes Engagement unter Beweis stellten. So wurden beispielsweise im Rahmen von Seemanövern multilaterale Übungen durchgeführt, bei denen die Inspektion von Schiffen auf hoher See geprobt wurde. Mittels dieser praktischen Übungen werden die Fähigkeiten der zuständigen Behörden der einzelnen Länder auf dem Gebiet der Verhinderung der Verbreitung sowie das Zusammenwirken von Streitkräften, Vollzugsorganen sowie Zollbehörden weiter verbessert.

Aktivitäten im Outreach-Bereich zur Verhinderung der Verbreitung
Um die Aktivitäten im Rahmen der PSI effektiv zu gestalten, ist es wichtig, dass sich möglichst viele Staaten an dieser Initiative beteiligen, damit auf diese Weise ein „engmaschiges Netz“ zur Verhinderung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen geknüpft wird. Daher wirken die Mitgliedsstaaten der PSI wie etwa die Vereinigten Staaten und Japan aktiv auf die Staaten ein, die keine Mitgliedsstaaten sind (Outreach). Auch die bereits genannten Übungen und Manöver im Rahmen der PSI bilden ein hervorragendes Instrument, um den Nichtmitgliedsstaaten im Outreach-Bereich die große Bedeutung dieses Engagements konkret vor Augen zu führen. Dank des Einsatzes der Mitgliedsstaaten unterstützen derzeit (Stand: Mai 2012) 98 Staaten die Aktivitäten der PSI und beteiligen sich aktiv daran. In der Region Asien-Pazifik sind dies zurzeit acht Länder: neben Japan auch Brunei, Kambodscha, die Republik Korea, Mongolei, Philippinen, Singapur sowie Sri Lanka.
Japan als wichtiges Mitglied der PSI
Japan gehört der PSI seit ihrer Gründung an und hat sich seitdem an allen Aktivitäten mit großem Engagement beteiligt. So nahm Japan an fast allen Übungen und Manövern teil, die von anderen Staaten organisiert wurden. Insgesamt sechs Mal kamen dabei Personal, Schiffe oder Luftfahrzeuge der Seestreitkräfte der Selbstverteidigungsstreitkräfte (MSDF), der Küstenwache, der Polizei oder der Zollbehörden zum Einsatz, die somit zum Erfolg der Übungen beitrugen. Auch hat Japan bislang selbst zwei Übungen bzw. Manöver durchgeführt (2004 und 2007). Im Oktober 2011 fand zudem eine Zusammenkunft der OEG in Tokyo statt. Dabei nahm die Republik Korea erstmals an der OEG teil.

Durchführung von Seemanövern unter Führung Japans 2004 und 2007
Zum ersten Mal fungierte Japan 2004, ein Jahr nach Gründung der PSI, als Organisator des Seemanövers „Team Samurai 04“. Das Manöver fand in der Bucht von Sagami sowie im Hafen von Yokosuka statt. Damals entsendeten drei Nationen, nämlich die Vereinigten Staaten, Australien und Frankreich, Schiffe sowie Personal. Insgesamt beteiligten sich 21 Länder an diesem Manöver. Beim Seemanöver „Pacific Shield 07“ im Jahr 2007 (östlich von Izu-Oshima sowie in den Häfen Yokosuka und Yokohama) kamen u.a. Schiffe und Personal aus sechs weiteren Nationen zum Einsatz, nämlich aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Australien, Neuseeland und Singapur. Als Beobachter nahmen rund vierzig Länder teil und damit fast doppelt so viele wie zuvor. Auf japanischer Seite beteiligten sich Angehörige des Verteidigungsministeriums bzw. der SDF, der Polizei, des Finanzministeriums (Zoll), der Küstenwache sowie des Außenministeriums an der Übung. Für Juli 2012 ist auf Hokkaido das erste Luftmanöver unter japanischer Leitung geplant.
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Im Juli 2012 findet auf Hokkaido die von Japan organisierte Luftkontrollübung „Pacific Shield 12“ statt
Vom 3.-5. Juli findet in den Städten Sapporo und Chitose auf Hokkaido die PSI-Luftkontrollübung „Pacific Shield 12“ statt. Nach den PSI-Manövern „Team Samurai 04 im Jahr 2004 sowie „Pacific Shield 07“ im Jahr 2007 ist dies die dritte von Japan geleitete Übung und die erste Luftkontrollübung. Zweck dieser Übung ist es, das Zusammenwirken der beteiligten Stellen in Japan zu verbessern sowie den entschlossenen Willen der Staatengemeinschaft deutlich zu machen, das Regime der Nichtverbreitung weiter zu stärken. Insbesondere die Staaten der Region Asien-Pazifik sind zur Teilnahme aufgefordert, und es steht zu hoffen, dass dieses Manöver eine gute Gelegenheit bietet, das Verständnis der einzelnen Staaten für die Ziele und das Engagement der PSI zu vertiefen.
Für eine umfassende Stärkung des Nichtverbreitungsregimes in der Region Asien
Japan engagiert sich seit langem aktiv im Outreach-Bereich, insbesondere in den asiatischen Ländern, um das Verständnis für die PSI zu fördern sowie die Unterstützung für diese Initiative auszuweiten. Es ist für Japans eigene Sicherheit außerordentlich wichtig, dass sich möglichst viele Staaten innerhalb Asiens an der PSI beteiligen, die die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen u.a. unterbinden will. Darüber hinaus engagiert sich Japan auch außerhalb der PSI für die umfassende Stärkung des Nichtverbreitungsregimes in Asien. So finden etwa seit 2003 in Tokyo die “Asian Senior-level Talks on Non-Proliferation” (ASTOP) statt. An diesen Gesprächen beteiligen sich neben Japan, den ASEAN-Mitgliedern, China und der Republik Korea auch Australien, Kanada, Neuseeland sowie die Vereinigten Staaten, die eine wichtige Rolle für die Sicherheit in der Region Asien spielen. In diesem Forum werden unterschiedlichste Fragen in Bezug auf die Stärkung des Nichtverbreitungsregimes in Asien diskutiert sowie die Ansichten zu den anstehenden Problemen miteinander geteilt. Japan wird in engem Zusammenwirken mit der internationalen Gemeinschaft sein Engagement auch künftig weiterführen und sich entschlossen gegen die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen stellen.

Anmerkung: Der vorliegende Beitrag erschien am 13.06.2012 als 88. Folge der Informationsserie „Die internationale Situation verstehen!“ auf der Webseite des Außenministeriums von Japan. Er wurde für Neues aus Japan ins Deutsche übersetzt.