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Neues aus Japan Nr.135 Februar 2016

Notizen aus der Redaktion

Seit ungefähr einem halben Jahr bin ich für die Öffentlichkeitsarbeit und Kultur in der Botschaft zuständig, und ich möchte mich von dieser Ausgabe an jeden Monat in den Notizen aus der Redaktion an die Leserinnen und Leser von Neues aus Japan wenden.

Wer sich mit Öffentlichkeitsarbeit und Kultur befasst, muss stets auch überlegen, welche Zielgruppe erreicht oder welche Inhalte vermitteln werden sollen. In jüngster Zeit kommt dazu noch die Aufgabe herauszufinden, „mit welchem Medium“ dies am besten gelingen könnte. Zuletzt habe ich vor vierzehn Jahren in Deutschland gearbeitet, und als ich meine jetzige Tätigkeit aufnahm, zerbrach ich mir als erstes den Kopf darüber, welches Geschlecht das Wort „E-Mail“ hat. In meinem japanisch-deutschen Wörterbuch aus den 1980er Jahren, das ich aus Japan mitgebracht hatte, fand ich es selbstverständlich nicht. Ich überlegte, ob E-Mail genau wie das Wort Brief vielleicht männlich sei. So wie man im Japanischen mittlerweile das Verb „guguru“ ganz normal verwendet, höre ich auch im Deutschen manchmal den Ausdruck „gegoogelt“. Übrigens bin ich der Einzige, der bei uns zuhause noch ein Wörterbuch in Papierform benutzt, die anderen in meiner Familie schlagen unbekannte Vokabeln mithilfe des Smartphones oder eines elektronischen Wörterbuchs nach.

Auch Neues aus Japan lag ursprünglich in gedruckter Form vor, erscheint aber nunmehr seit elf Jahren in elektronischer Form. Die Inhalte halte ich durchaus für etwas „Neues“ und „Interessantes“. Unwillkürlich muss ich aber darüber nachdenken, wer dieses Online-Magazin eigentlich liest und an wen wir uns damit wenden sollten. Ein gedrucktes Heft nimmt man in die Hand und liest es, weil man es interessant findet, während elektronische Informationen oft gelesen werden, wenn man bei einer Suche im Internet mehr oder weniger zufällig darauf stößt. Die Inhalte von Neues aus Japan liegen zwar nur als elektronische Dateien vor, aber in dem Sinn, dass die Leserinnen und Leser darauf zugreifen, weil wir in unserem Mail-Magazin und per Facebook darauf hinweisen, ähnelt es vielleicht einer Zeitschrift auf gedrucktem Papier.

Wenn man so denkt, sind die Leser dieser Kolumne womöglich wie ich nicht mehr ganz junge Menschen, für die das Internet zwar nichts Unbekanntes ist, die aber doch zu einer Generation gehören, die damit nicht wie selbstverständlich umgeht. Sie nehmen sich Zeit und halten inne, um etwas zu lesen. Oder ist es womöglich ganz anders und es sind vor allem jüngere Menschen, die Neues aus Japan lesen? Ich werde diese Gedanken weiterverfolgen und mir für die künftigen Ausgaben dem jeweiligen Monat entsprechend Geschichten aus meiner Tätigkeit für die Öffentlichkeitsarbeit und Kultur überlegen, um sie den Lesern und Leserinnen vorzustellen.

Nun habe ich bereits eine Menge geschrieben. Eigentlich ist der Februar für die Menschen in Japan ein Monat, der wie im Flug vergeht. Im Japanischen kennen wir das folgende Anlaut-Wortspiel: „Ichigatsu wa iku, nigatsu wa nigeru, sangatsu wa saru.“ (Wörtlich übersetzt: „Der Januar geht, der Februar flieht, der März verschwindet.“) Hier kommt zum Ausdruck, dass die ersten drei Monate des Jahres stets besonders rasch vorbeizugehen scheinen. Gerade der Februar hinterlässt nur wenige Spuren, auch weil der Abschluss des japanischen Finanzjahrs (April bis März) immer näher rückt und alle bereits an den bevorstehenden März denken und das Gefühl haben, dass die Zeit drängt. Welchen Stellenwert hat der Februar wohl bei den Menschen in Deutschland? Wie dem auch sei, ich würde mich freuen, wenn die Leserinnen und Leser diesen kürzesten Monat des Jahres dazu verwendeten, einmal bei den einzelnen Beiträgen dieser Ausgabe zu verweilen und sich Gedanken über Japan zu machen.

Kiminori Iwama
Gesandter

 


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