Wir gehen jetzt mit Kerzen auf Tannenzweigen in Wochenschritten auf Weihnachten zu, erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier … oder öffnen Sie nur jeden Tag ein Türchen in einem Schoko-Kalender? Legt der Nikolaus Ihren Kindern etwas in ihre geputzten Stiefel vor die Haustür oder in Wollsocken auf den Kaminsims oder ein Fensterbrett?
Gerade der Dezember ist voll von verschiedenen Ritualen, die nach Land oder Region, nach Kultur und Religion bzw. von Familie zu Familie ganz unterschiedlich ausfallen können.
In Japan konnten wir Ende Oktober Teilen einer sehr seltenen Zeremonie, nämlich der Inthronisierung des neuen Tennō beiwohnen. Und am 10. November fand dann auch die feierliche Wagenfahrt des neuen Kaiserpaares durch Tokyo statt.
Nachdem wir zuletzt also den Tennō 天 皇 kennenlernen durften, werden wir uns diesmal dem Ritual, der Zeremonie widmen:
式 shiki - Zeremonie, Ritual, -Stil, -Methode
Nicht nur für die formellere Zeremonie oder ein festgelegtes Ritual wird 式 shiki verwendet, sondern nachgehängt auch einfach für einen Stil bzw. die Art etwas üblicherweise zu machen.
Das kanji selber ist dankbarerweise recht übersichtlich: Wir erkennen unser Werkzeug 工 kô unten links. Für die richtige Durchführung von Zeremonien werden ja meist entsprechende rituelle Gegenstände verwendet.
Oberhalb und rechts davon wird es von zwei Strichen mit einem Tupfer umgeben. Dieses Zeichen wird alleine nicht benutzt, es soll hier auch ein Instrument zur Ausführung von Ritualen darstellen. Mich hat es irgendwie an die vielen prächtigen, übereinander gelegten, langen und weiten Kimono erinnert, die die neue Kaiserin bei der Zeremonie getragen hat, so wie es in der Heian-Zeit in Japan am Hofe wohl üblich war.
Wir wissen nicht, wie feierlich Sie sich zu Weihnachten oder zu Silvester kleiden, auf jeden Fall aber wünschen wir Ihnen einen festlichen Dezember und einen sanften Rutsch in ein gesundes und friedliches Jahr 2020!