Botschaft von Japan Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.56 Juli 2009

Notizen aus der Redaktion

Komainu

Das derzeit in Berlin vorherrschende Wetter entspricht so gar nicht dem Wetter, das uns ansonsten mit blauem Himmel und der für den Sommer in Europa so typischen Frische vorschwebt. So bleibt einem nichts anderes übrig, als dankbar dafür zu sein, dass sich der Himmel zumindest von Zeit zu Zeit erbarmt und uns für kurze Zeit den Anblick von wolkenlosem Blau offenbart.

Etwa die Hälfte der Mitarbeiter in der Botschaft sind sogenannte Ortskräfte, die andere Hälfte sind Diplomaten, die aus dem Außenministerium und anderen Behörden in Japan nach Berlin entsandt werden. Letztere wechseln nach einer Dienstzeit von zwei bis vier Jahren wieder, so dass ein ständiges Kommen und Gehen herrscht. Besonders häufig sind diese Personalwechsel in den Monaten Juni und Juli, so dass sich in dieser Zeit zahlreiche Kolleginnen und Kollegen verabschieden. Diese Abschiede verbreiten ein gewisses Gefühl von Melancholie, andererseits kommt mit den neuen Kolleginnen und Kollegen wieder frischer Wind in die Botschaft.

Das Foto zeigt Komainu, löwengestaltige Fabelwesen, die den alten, heute nicht mehr benutzten Eingang der Botschaftskanzlei bewachen. Diese steinernen Figuren sieht man in Japan oft als Paar die Eingänge von Schreinen und Tempeln bewachen, wo sie das Böse abwehren sollen.
Die Botschaft von Japan wurde während der Zeit des Nationalsozialismus errichtet. Das Deutsche Reich errichtete seinem damaligen Verbündeten Japan ein Botschaftsgebäude im Stil des Neoklassizismus. Die vermutlich von deutschen Künstlern geschaffenen steinernen Komainu sollten dem Gebäude wohl eine japanische Note geben.
Normalerweise hat der rechts stehende Komainu (vom gegenüberstehenden Betrachter aus gesehen) sein Maul geöffnet, während die links stehende Figur ihr Maul geschlossen hält. Damit werden die erste Silbe „a“ (geöffnetes Maul) sowie die letzte Silbe „n“ (geschlossenes Maul) der von der buddhistischen Shingon-Sekte praktizierten magischen Formeln zum Ausdruck gebracht. Das steinerne Paar stellt somit ein religiöses Motiv dar. Ob es daran liegt, dass das Komainu-Paar vor der Botschaft wohl von deutschen Künstlern geschaffen wurde?  Jedenfalls halten beide ihr Maul fest geschlossen.
Damit ist dieses so stolz auf seinen Podesten thronende Paar unter all den vielen anderen Komainu-Paaren womöglich einzigartig: Es bewacht nicht den Zugang zu einem Schrein oder Tempel, sondern den nicht mehr benutzten Eingang einer Botschaft. Womöglich hat dies ja zumindest einem der Komainu die Sprache verschlagen?



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