
Notizen aus der Redaktion
Zum Wort des Jahres 2009 in Japan wurde der Begriff „Regierungswechsel“ gewählt. Zu dieser Entscheidung mit beigetragen haben soll die Äußerung der DPJ-Abgeordneten im Oberhaus, Frau Renho, die während einer der öffentlichen Anhörungen (auf Japanisch 事業仕分け) zu den Etats der einzelnen Ministerien und anderer öffentlicher Einrichtungen im Herbst letzten Jahres, an denen sie beteiligt war, einmal meinte: „Warum muss es eigentlich immer der erste Platz in der Welt sein? Reicht nicht auch der zweite Platz?“ (13. 11. 2009).
Gegen die unter der neuen DPJ-Regierung von der „Konferenz zur Erneuerung der Verwaltung“ eingeführte Methode der „Anhörungen zu den Etats der einzelnen Ministerien“ wurde zwar u.a. eingewendet, dass es sich dabei um eine „Art Volksgericht“ handle und dass „eine führende Rolle des Finanzministeriums“ (entgegen der eigentlichen Absicht) nicht verhindert werden konnte“, aber bei Meinungsumfragen wurde sie im Allgemeinen positiv bewertet. Gerade aber die Äußerung „Reicht nicht auch der zweite Platz?“ gab Anlass zur Kritik an diesem Vorgehen, etwa von Seiten japanischer Nobelpreisträger. So wurde z.B. ins Feld geführt: „Wer nicht den ersten Platz in der Welt anstrebt, wird auch den zweiten Platz nicht erreichen.“
Zu Beginn des neuen Jahres waren in den japanischen Zeitungen Sätze wie „In diesem Jahr wird Japan seinen zweiten Platz beim weltweiten Vergleich des BIP an China abgeben“ oder „Exportweltmeister Deutschland wird in diesem Jahr von China überholt und auf den zweiten Platz verwiesen werden“ zu lesen. Es steht zu hoffen, dass anlässlich der derzeit geführten Diskussion über den „ersten Platz in der Welt“ sowie über „Wissenschaft und Technologie“ auch in Japan verstärkt darüber diskutiert wird, wie die künftige Gestalt des Landes aussehen soll.
Mari Miyoshi
Gesandte
Leiterin der Abteilung
für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit