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Neues aus Japan Nr.65 April 2010

Notizen aus der Redaktion

Die Dienstreise eines Mitarbeiters des Büros für Schriftgutverwaltung im Kabinettsamt bot mir die Gelegenheit, einmal das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz im noblen Viertel Dahlem im Westen Berlins zu besuchen. Der Leiter des Archivs, Prof. Dr. Kloosterhuis, der von einer großen Liebe zu alten Dokumenten erfüllt ist, führte uns persönlich durch sein Haus und erläuterte uns u.a. seine Aufgaben.

Besonders beeindruckt hat mich das Original des von Graf Eulenburg und der Tokugawa-Regierung in fünf Monaten ausgehandelten und schließlich am 24. Januar 1861 in Edo (dem heutigen Tokyo) unterzeichneten Japanisch-Deutschen Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrags, der in deutscher, niederländischer und japanischer Sprache abgefasst ist (siehe Fotos).

 

Japanisch-Deutscher Freundschafts-, handels- und Schifffahrtsvertrag

 

Der in Gold gefasste Umschlag dieses Vertrags von der Dicke eines Albums enthält im Innern die verschiedenen Unterschriften, Paraphen und roten Siegel. Auch das in einer goldenen Schatulle aufbewahrte Beglaubigungsschreiben des Gesandten Kurokawa (siehe Foto), das dieser vom damaligen Shogun Tokugawa Iemochi erhalten hatte, sowie das Verzeichnis der Geschenke, das u.a. Reitutensilien und Schwerter enthält, lassen die außerordentliche Bedeutung erkennen, die den diplomatischen Beziehungen schon damals beigemessen wurde.

 

Beglaubigungsschreiben des Gesandten Kurokawa

 

Auch der überraschend gute Erhaltungszustand, in dem sich die vor 150 Jahren entstandenen Dokumente befinden, hat mich sehr berührt. Zwar spielte wohl auch das Glück eine gewisse Rolle dabei, dass sie Kriegswirren oder Überschwemmungen entgingen, aber dieser Tag im Geheimen Staatsarchiv ließ mich doch auch die ausgezeichnete Organisation der preußischen Verwaltung erkennen, die Prof. Dr. Kloosterhuis ebenfalls hervorhob. Im Anschluss an diesen Besuch nahm ich am 21. März an der feierlichen Wiedereröffnung des Bach-Museums in Leipzig teil, bei der auch Bundespräsident Köhler anwesend war. In seiner Festrede sprach er interessanterweise ebenfalls von der besonderen Empfindung, die er verspürte, als er ein von Bach eigenhändig beschriebenes Notenblatt in Händen halten durfte, und er lobte die mühevolle Kleinarbeit, die für die Bewahrung dieses Erbes aufgewendet wird. Ich wünsche mir, dass diese altehrwürdige und gute Tradition der Bewahrung weiter fortgeführt wird.

 

Mari Miyoshi
Gesandte
Leiterin der Abteilung für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit

 



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