
Notizen aus der Redaktion
Im letzten Monat erhielt die Botschaft eines Tages Besuch von Herrn Kazuo Hoshino, der auf der Ginza in Tokyo eine Weinhandlung mit deutschen Weinen führt. Er studierte in den 1970er Jahren an der Technischen Universität Berlin Optik und entdeckte während dieser Zeit den deutschen Wein, der ihn von da an nicht mehr losließ. Nach der Rückkehr nach Japan war Herr Hoshino 25 Jahre lang beruflich mit deutschem Wein befasst, und für seine Verdienste um die Vermittlung dieses deutschen Kulturgutes in Japan wurde er 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Seit einigen Jahren organisiert er zudem Veranstaltungen zum Thema „Sushi und deutscher Wein“. Bei seinem jetzigen Besuch in der Botschaft unterhielt ich mich mit ihm über seinen Vorschlag, anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Austausches zwischen Deutschland und Japan 2011 eine solche Veranstaltung durchzuführen. Sushi und deutscher Wein – das ist ohne Zweifel eine ausgezeichnete Kombination, die auf der Welt ihresgleichen sucht, aber lässt sie sich auch wirklich umsetzen? Bei aller Liebe von Seiten Herrn Hoshinos für deutschen Wein bin ich doch ein wenig skeptisch, aber wir wollen das Beste hoffen.
Während meines Studiums in München in den 1980er Jahren erntete ich bei meinen Freunden stets ungläubige Blicke, wenn ich erwähnte, dass ich rohen Fisch mag. Angesichts dieser Erfahrung hätte ich mir niemals vorstellen können, dass Sushi sich in Deutschland einmal so großer Beliebtheit erfreuen würde. Nun, wo sich Sushi einen festen Platz auf dem Speiseplan der Menschen hierzulande erobert haben, wünschte ich mir, dass meine deutschen Freunde noch andere japanische Gerichte kennenlernen würden. Als ich vor einiger Zeit einen deutschen Freund, der auch schon in Japan gelebt hat, fragte, welches japanische Gericht sich als Nächstes in Deutschland verbreiten dürfte, erhielt ich die Antwort: „Soba!“ Erstens seien diese Nudeln aus Buchweizen gesund, zweitens einfach zuzubereiten und drittens sei ihre Konsistenz völlig anders als Pasta oder Spätzle …
In Japan besteht nach wie vor das Vorurteil, dass die deutsche Küche nicht schmecke. Ich weiß, dass das gar nicht stimmt, aber tatsächlich verwenden die meisten Menschen hierzulande relativ wenig Zeit und Geld auf „Essen“. Nun erleben seit einigen Jahren Bioprodukte in Deutschland einen großen Boom, und es gibt auch immer mehr Menschen, die sich trauen, die verschiedensten Zutaten einmal ganz unvoreingenommen auszuprobieren. Die Essgewohnheiten eines Landes ändern sich keineswegs rasch, aber all das weckt in mir den Wunsch, mit meinen im positiven Sinne des Wortes neugierigen deutschen Freunden die große Vielfalt der japanischen Küche noch mehr zu teilen.
Dass es in diesem Beitrag nur ums Essen ging, ist eher kein Zufall. Schließlich heißt es in Japan: „食欲の秋“ (Shokuyoku no aki), was man sinngemäß so übersetzen könnte: Mit dem Herbst kommt auch der Appetit!
Mari Miyoshi
Gesandte
Leiterin der Abteilung
für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit