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Neues aus Japan Nr.75 Februar 2011

Notizen aus der Redaktion

Als ich neulich zu meinem Lehrer sagte: „Das nächste Mal also am 14. Februar.“, antwortete er: „Ah, am Valentinstag, nicht wahr?“ Auch in vielen deutschen Kalendern scheint heute der „Valentinstag“ vermerkt zu sein.

Wann breitete sich eigentlich der Brauch des Feierns des „Valentinstages“, der ursprünglich in Westeuropa begangen wurde, in Japan aus? Vielleicht während der Ära des raschen Wirtschaftswachstums in den 1970er Jahren. In Japan entwickelte er sich aus irgendeinem Grund zu einem Tag, an dem Frauen den Männern, die ihnen besonders am Herzen liegen, Schokolade schenken. (Übrigens nennt man die Schokolade, die aus Pflichtgefühl an Vorgesetze usw. verschenkt wird, giri choko 義理チョコ). In der Zeit der Bubble Economy scheinen sich alle teuren und seltenen Marken und Sorten von Schokolade auf der Welt in Japan ein Stelldichein gegeben zu haben. Dazu kommt dann noch der „White Day“ am 14. März, an dem dann umgekehrt die Männer z.B. weiße Süßigkeiten wie Marshmallows verschenken. Seit einigen Jahren soll es in Japan, dem Trend der Zeit entsprechend, zudem tomo choko 友チョコ (Schokolade für Freunde des gleichen Geschlechts, insbesondere unter Frauen) oder jibun choko 自分チョコ (Schokolade, die man sich selber schenkt) geben.

Die bekannteste deutsche Süßigkeit in Japan ist der „Baumkuchen“. So gab etwa die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Frau Pieper, in ihrer Ansprache zu einer Nô-Vorführung im Januar in Berlin, die als Auftaktveranstaltung von „150 Jahre Japan-Deutschland“ diente, ganz offen und vergnüglich zu, sie sei sehr überrascht gewesen, als sie bei ihrem Japanbesuch im Herbst letzten Jahres feststellte, dass alle Japaner die deutschen Wörter „Baumkuchen“ und „Oktoberfest“ verstehen. Frau Pieper hatte an der Eröffnung der Veranstaltungsreihe zum 150-jährigen Jubiläum in der Deutschen Schule in Yokohama teilgenommen. Während man Baumkuchen in Deutschland keineswegs überall kaufen kann, sieht man ihn in Japan recht häufig.

Auch die Esskultur und Essgewohnheiten sind also dem Einfluss der Globalisierung ausgesetzt. Es gibt aber auch Dinge, die sich nicht verändern. Beispielsweise scheinen auch deutsche Männer sehr gerne Kuchen zu mögen (auf Japanisch nennt man solche Männer amatô 甘党, wörtlich „Anhänger des Süßen“). Ich frage mich, warum das wohl so ist…

 

Mari Miyoshi
Gesandte
Leiterin der Abteilung für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit

 



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