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Neues aus Japan Nr.81 August 2011

Notizen aus der Redaktion

Der Sieg der als „Nadeshiko“ bekannten japanischen Fußballfrauen-Nationalelf im Finale der Fußballweltmeisterschaft 2011der Frauen am 17. Juli war seit langem wieder einmal eine erfreuliche Nachricht, der den Menschen in Japan neue Hoffnungen gegeben hat. Über das „Wunder von Frankfurt“ können Sie in dieser Ausgabe von Neues aus Japan noch ein wenig mehr erfahren. Bereits vor mehr als einem Jahr hatte man in Berlin und Tokyo nach einer Möglichkeit gesucht, im Rahmen des Jubiläumsjahres „150 Jahre Japan-Deutschland“ und anlässlich der Fußball-WM der Frauen hier in Deutschland ein Freundschaftsspiel beider Nationalmannschaften zu organisieren. Schließlich kam es am 9. Juli in Wolfsburg zur – ungeplanten – Begegnung beider Mannschaften im Viertelfinale, aus dem bekanntlich die Japanerinnen in der Verlängerung mit 1:0 siegreich hervorgingen.

Auch wenn ein Freundschaftsspiel beider Frauenfußballmannschaften nicht zustande kam, so gab es doch beim Frauen-Volleyball im Juni eine Reihe von Freundschaftsspielen zwischen den Nationalmannschaften beider Länder, die in Münster, Berlin und Bremen ausgetragen wurden. Auch aus diesen Begegnungen ging Japan mit 2:1 als Sieger hervor (siehe auch die Fotogalerie in der Juli-Ausgabe von Neues aus Japan). Zum Freundschaftsspiel in Berlin kam sogar Botschafter Dr. Shinyo, um die japanische Mannschaft anzufeuern, die sich jedoch nach einem harten Kampf dem deutschen Team geschlagen geben musste.

Ein weiterer Bereich, bei dem anlässlich des Jubiläums „150 Jahre Japan-Deutschland“ Überlegungen für eine Veranstaltung angestellt wurden, sind die traditionellen japanischen Kampfkünste Budo. Ein früherer deutscher Botschafter in Japan sagte mir einmal, er sei sehr überrascht gewesen, dass beispielsweise beim Kyudo, dem traditionellen japanischen Bogenschießen, Deutschland - was die Zahl der Anhänger dieses Sports betreffe - gleich hinter Japan komme. Hier möchte ich nun eine interessante Geschichte zum Besten geben, die ich vor kurzem von einem älteren Kollegen aus dem Außenministerium hörte, der zuletzt als Botschafter tätig war und darüber hinaus auch im Vorstand der All Nippon Kyudo Federation sowie der International Kyudo Federation wirkte und selbst aktiver Kyudoka ist.

Die All Nippon Kyudo Federation ist heute die einzige Institution in Japan, in der diese traditionelle Kunst des Bogenschießens landesweit organisiert ist. Sie wurde mit dem Ziel gegründet, „die Kunst des Kyudo zu verbreiten und zu fördern, die körperliche Konstitution der Menschen zu verbessern, sowie den Geist des Sports zu nähren, um auf diese Weise einen Beitrag zur Gesellschaft und zur Kultur zu leisten.“ Derzeit zählt sie rund 140.000 Mitglieder. Zu den Besonderheiten der traditionellen Bogenschießkunst Kyudo zählen u.a. die langen Bögen, die zu den längsten weltweit zählen, die Tatsache, dass der Bogen nicht in der Mitte, sondern weiter unten gehalten wird, sowie der Punkt, dass die Sehne bis hinter das Ohr zurückgezogen wird.

Die All Nippon Kyudo Federation setzt sich auch für die internationale Verbreitung der japanischen Bogenschießkunst ein; so bestehen derzeit in sechzehn Ländern nationale Kyudo-Verbände. Der Verband mit der größten Mitgliederzahl nach Japan ist, wie der erwähnte Botschafter bereits sagte, der Deutsche Kyudo Bund, der seit 1994 besteht und derzeit 1348 Mitglieder zählt. Stützpunkte und Übungszentren gibt es in Berlin, Hamburg, Hannover, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Karlsruhe, Rottweil, Bad Dürkheim und München. Als Motiv, sich mit Kyudo zu befassen, scheint bei vielen Menschen in den westlichen Ländern der Wunsch zu wirken, sich über die traditionelle Kunst des Bogenschießens die der japanischen Kultur eigene Spiritualität anzueignen. Den Anlass dazu soll ein Deutscher gegeben haben, nämlich der Philosoph Eugen Herrigel, der Ende der 1920er Jahre als Dozent an der Tohoku-Universität in Japan wirkte und sich selbst dem Kyudo verschrieben hatte. Bekannt sind vor allem seine Werke „Die Kunst des Bogenschießens“ (1936) sowie „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ (1948).

Die International Kyudo Federation wurde 2006 ins Leben gerufen, und im letzten Jahr fand im Meiji-Schrein in Tokyo die erste Kyudo-Weltmeisterschaft statt. Weltmeister wurde jedoch nicht - wie man wohl erwartet hatte - Japan, sondern das französische Team. Die nächste Weltmeisterschaft ist für 2014 in Paris geplant.

Das Jubiläumsjahr „150 Jahre Japan-Deutschland“ geht weiter, und wir werden uns weiterhin überlegen, ob nicht doch noch eine Veranstaltung aus dem Bereich Budo organisiert werden kann.

 

 



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