
Notizen aus der Redaktion
Mitte November war ich zum ersten Mal in Münster. Diese Stadt, die durch den Abschluss des Westfälischen Friedens, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete, auch in der Weltgeschichte bekannt wurde, machte auf mich den Eindruck einer schönen Universitätsstadt, die sich rund um den beeindruckenden Dom erstreckt.
Vom Bahnhof nur fünf Gehminuten entfernt findet man in Münster das Museum für Lackkunst (漆工芸博物館), das einzige Museum seiner Art in Europa. Neben der ständigen Sammlung zeigte das Lackmuseum aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Freundschaft zwischen Japan und Deutschland in diesem Jahr von Mai bis August eine Ausstellung über japanische Lackschränke. Und im Anschluss daran wurde am 9. Oktober eine Ausstellung eröffnet, die sich mit dem Werk des Lackkünstlers Tatsuaki Kuroda (1904-1982) befasst, zu seinen Lebzeiten ausgezeichnet mit dem Titel ningen kokuho (Lebender Nationalschatz). Die Eintrittskarte führt als Charakteristikum der japanischen Lacke den Begriff „Vollkommenheit“ an. Wohl mit Recht kann man Kurodas Werk als typisches Beispiel für diese Vollkommenheit bezeichnen, das durch die Schönheit der Formen und Farben den Betrachter einfach verzaubert. Kuroda war vor allem in Kyoto als Künstler von Lackwaren tätig, unterhielt aber auch einen regen Austausch mit Soetsu Yanagi, der zentralen Figur in der japanischen Volkskunst-Bewegung (mingei undo), sowie mit dem auch hierzulande wohlbekannten Filmregisseur Akira Kurosawa. Kurodas schöpferische Kraft und der außerordentlich hohe Grad der Perfektion seiner Werke vermitteln fast den Eindruck des Überirdischen. 1968 wurde er damit betraut, Schmuckregale sowie Tische und Stühle für den neuen Kaiserlichen Palast in Tokyo anzufertigen.
Kommt man mit dem flüssigen Lack in Hautkontakt, so bekommen viele Menschen einen Ausschlag. Seit langem ist bekannt, dass man gegen diesen besonderen Ausschlag eine Widerstandsfähigkeit entwickeln kann. Und so sagt man, dass sich Personen, die beruflich mit Lack umgehen müssen, zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn künstlich einer übermäßigen Reaktion aussetzen, indem sie zum Beispiel am Lack lecken. Zudem weiß man, dass Lacke sehr empfindlich auf Staub, direkte Sonnenstrahlen sowie Trockenheit reagieren. Das Museum für Lackkunst in Münster trägt dem in besonderer Weise Rechnung, indem es seine Exponate mit großer Umsicht und Sorgfalt behandelt. Auch die im Rahmen der Dauerausstellung gezeigten Exponate zeichnen sich durch ihre besondere Qualität aus und lassen gleichzeitig die große Vielfalt der Lackkunst auf der Welt erkennen.
Die Ausstellung über Tatsuaki Kuroda ist noch bis zum 22. Januar 2012 zu sehen. Sollten Sie bis dahin einmal Gelegenheit haben, nach Münster zu kommen, so lege ich Ihnen einen Besuch des Museums für Lackkunst unbedingt ans Herz.
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Bereits jetzt möchte ich Ihnen zum neuen Jahr von Herzen alles Gute wünschen!
Mari Miyoshi
Gesandte