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Neues aus Japan Nr.90 Mai 2012

Notizen aus der Redaktion

Der Frühling ist endlich da. Trotz der größtenteils noch verhaltenen Temperaturen hat sich die Natur draußen doch merklich entwickelt. Auch in Berlin grünt und blüht es überall, große Gärten und Parks laden ein zur Tulpenschau und die Baumblüte hat mit der völligen Entfaltung der Magnolien- und Kirschblüten ihren ersten Höhepunkt bereits überschritten. Die dicken Knospen der übermannshohen Rhododendron-Büsche im Tiergarten verraten, dass auch sie bald ihre Blüten öffnen werden.

In Japan schenkt man der Baumbüte besonders viel Aufmerksamkeit. Mit großer Ungeduld verfolgt die Bevölkerung jedes Frühjahr die Vorhersagen der Japan Meteorological Agency bzw. zahlreicher anderer privater Agenturen über den Verlauf der sogenannten „Kirschblütenfront“ (sakura zensen). Dabei wird die erste gesichtete Blüte der Kirschbaumspezies somei-yoshino im Süden des Landes auf den Inseln Kyūshū oder Shikoku Ende März markiert und die weitere Wanderung der zartrosa Pracht nach Norden nachvollzogen, bis die Kirschblüte etwa Mitte Mai auch den Norden Hokkaidos erobert hat. Entsprechend dieser Vorhersagen gestaltet sich dann auch die Terminplanung der zahllosen Frühlingsfeste und Picknicks, deren Motto des hanami (Kirschblütenschau) auch hierzulande längst ein Begriff geworden ist. Familien und Belegschaften ganzer Firmen ziehen in die Parks, um unter blühenden Kirschbäumen zu lagern und ausgelassen miteinander zu essen und zu trinken. So wird nicht nur die schöne Jahreszeit begrüßt, sondern es werden auch soziale Bindungen vertieft. Leider ist die Freude zeitlich begrenzt, da die zarten Blüten nur eine bis maximal zwei Wochen durchhalten.

Für gute Stimmung sorgen zusätzlich die überdurchschnittlich vielen Feiertage im Mai. Drei kurz aufeinander folgende japanische Feiertage, darunter der Kempō kinenbi (Tag der Verfassung, begangen am 3. Mai) und der Kodomo no hi (Tag des Kindes am 5. Mai) haben die Bezeichnung Gōruden wīku (Goldene Woche) geprägt. Während der Goldenen Woche befindet sich Japan im Ausnahmezustand. Die Büros der öffentlichen Behörden bleiben während der Woche tatsächlich geschlossen und viele Personen nutzen die freien Tage gleichzeitig für Kurzurlaube oder Familienbesuche. Entsprechend überfüllt sind öffentliche Verkehrsmittel und Straßen. Touristische Attraktionen erfahren regen Besucherzustrom.

Weitere Freuden des Monats sind die froh-bunten Karpfenfahnen koi-nobori, die anlässlich des Kindertages überall im Freien aufgestellt werden. Familien dekorieren ihre Häuser traditionell mit diesen Fahnen, um für die Gesundheit und das Wohlergehen insbesondere der Jungen der Familie zu beten. Die großen und kleinen Karpfenfahnen stimmen besonders froh, wenn der Wind mit ihnen spielt und sie im Himmel zu schwimmen scheinen.

Nimmt man zu diesem optischen Bild noch die kulinarische Spezialität der Saison, die sogenannten sakura-mochi (kleine Klöße aus gestampftem Klebreis, je nach Region zusätzlich mit süßer Bohnenpaste gefüllt und schließlich in marinierte Blätter des Kirschbaumes eingewickelt), hinzu, dann ist das Glück perfekt. Genießen auch Sie den Mai!

 

Annegret Wielandt
Mitarbeiterin
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Kultur
Botschaft von Japan

 

 



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