
Notizen aus der Redaktion
„Welche Dinge fallen euch ein, wenn ihr an Japan denkt?“ – Diese Frage hörte ich vor kurzem im Rahmen einer Veranstaltung, bei der ich anwesend war, als sie an junge Schülerinnen und Schüler aus Deutschland gerichtet wurde. Als Antworten wurden ganz verschiedene Dinge genannt, die bereits ein großes Spektrum an Wissen über Japan offenbarten. Ich hörte viele Namen von Manga- und Anime-Serien, die mir nur zum Teil bekannt waren, aber auch so bekannte Begriffe wie Sushi, Judo, Karate oder Fukushima.
Ich erinnerte mich daran, dass auch mir diese Frage einmal gestellt wurde, und zwar in einer Einführungsveranstaltung für Studienanfänger der Japanologie an einer Universität in der alten Bundesrepublik Mitte der achtziger Jahre. Gestellt wurde sie von einem Dozenten, der – wie ich mich noch gut erinnere – seine große Verwunderung darüber zum Ausdruck brachte, dass die Einführungsveranstaltung für Japanologie in einen großen Hörsaal verlegt werden musste, um den mehr als einhundert Erstsemestern Platz zu bieten. In den Jahren zuvor hatte dazu stets ein einfacher Seminarraum ausgereicht, so der Dozent. Damals war es vor allem der beeindruckende wirtschaftliche Erfolg Japans auf der Grundlage seiner weltweit führenden Technologien, der dazu führte, dass das Land von vielen als Vorbild angesehen wurde. Dies regte auch in Deutschland viele junge Menschen dazu an, sich beruflich mit Japan befassen zu wollen.
Besonders seit der Öffnung Japans im 19. Jahrhundert haben sich Menschen in Deutschland für dieses Land, für seine Kultur, die Traditionen und seine Gesellschaft interessiert. Waren es zu Beginn häufig Sammler von Kunstwerken wie Netsuke-Schnitzereien oder Ukiyoe-Holzschnitten, so erweiterte sich das Spektrum insbesondere in der Nachkriegszeit beispielsweise um Kampfkünste wie Judo und Karate oder auch um traditionelle Künste wie Ikebana und Teezeremonie. In den 1980er Jahren erlebte das Interesse für die Wirtschaft Japans einen regelrechten Boom, dem rasch auch eine Welle der Begeisterung für die Popkultur des Landes folgte, die bis jetzt andauert.
Heute nun spiegelt die große Vielfalt der Interessen der Menschen hierzulande in Bezug auf Japan auch das umfangreiche Angebot an Informationen über das Land wider – auch dank des Internets, das jedem die Möglichkeit bietet, sich ohne Weiteres rasch und detailliert über das zu informieren, was ihn bzw. sie an Japan besonders reizt. Dabei hat sich die japanische Alltagskultur wie etwa japanische Küche oder die Popkultur in Form von Anime und Manga einen festen Platz im Leben der jungen Menschen in Deutschland erobert, und sie sind auf diese Weise selbst zu einem Bestandteil der hiesigen Alltagskultur geworden, mit dem man ganz selbstverständlich umgeht.
Ich bin überzeugt, dass Japan auch künftig eine große Vielfalt an Reizen bieten kann, die junge Menschen dazu führt, sich näher mit dem Land befassen zu wollen. Schon jetzt bin ich neugierig auf die Antworten, die junge Menschen hierzulande in zwanzig Jahren auf die Frage „Welche Dinge fallen euch ein, wenn ihr an Japan denkt?“ geben werden.
Andreas Göbel
Mitarbeiter
Abteilung für Kultur und Öffentlichkeitsarbeit
Botschaft von Japan