Bild: Die Region Ise-Shima mit ihren zahlreichen Inseln und Inselchen inmitten des wunderschönen blauen Meeres ist reich an Traditionen, die bis in die Anfänge der Geschichte des Landes zurückreichen.
Eines der beliebtesten Reiseziele in Japan ist die Region Ise-Shima im Osten der Präfektur Mie, südlich von Nagoya gelegen. Ise-Shima liegt direkt am Pazifik und bietet mit seiner gezackten Küstenlinie, geprägt von Landzungen, Buchten und zahlreichen Inseln und Inselchen, einen bezaubernden Anblick. Eine dieser Inseln ist Kashiko-jima, wo Japan Ende Mai 2016 als Gastgeber das Gipfeltreffen der G7-Staats- und Regierungschefs ausrichten wird. Die Region beherbergt zugleich den Schrein Ise Jingu, in dem Amaterasu Omikami, Japans wichtigste shintoistische Gottheit, verehrt wird.
Die Anlage des Schreins besteht aus dem Inneren Schrein (Naiku), der der Sonnengottheit Amaterasu Omikami geweiht ist, und dem Äußeren Schrein (Geku) für Toyouke Omikami, der Gottheit des Ackerbaus und des Gewerbes, von der die Menschen glauben, dass sie über die drei wesentlichen Bereiche des menschlichen Lebens wache: Kleidung, Nahrung und Unterkunft. Früher waren insbesondere die einfachen Menschen tief in diesem Glauben verwurzelt und strebten danach, wenigstens einmal im Leben eine Pilgerreise zum Ise Jingu zu unternehmen. Die Anziehungskraft dieses Schreins ist auch heute ungebrochen.
Jahrhundertelang war es Brauch, zunächst den Äußeren Schrein zu besuchen und sich danach zum Inneren Schrein zu begeben, der etwa sechs Kilometer entfernt liegt. Die Brücke Uji-bashi bildet den Zugang zum Inneren Schrein und steht genau auf der Grenze zwischen der gewöhnlichen Welt und dem heiligen Bezirk. Dort tritt der Besucher in einen Wald ein, dessen Bäume teilweise 500-1.000 Jahre alt sind. Die ganze Atmosphäre im Areal des Schreins ist geprägt durch Ruhe und Schlichtheit.
Alle zwanzig Jahre werden das Shogu, das Hauptheiligtum, sowie weitere Gebäude in unmittelbarer Nähe der alten Anlagen neu errichtet. Auch alle heiligen Gegenstände, Kleidungsstücke, Möbel und weitere verehrte Objekte, die im Schrein dargebracht wurden, werden dann erneuert. Schließlich wird jede Gottheit in den für sie neu errichteten Schrein geleitet. Diese Shikinen Sengu genannten Zeremonien finden seit mehr als 1.300 Jahren statt. Mit der regelmäßigen Erneuerung in Abständen von jeweils zwanzig Jahren wird sichergestellt, dass die entsprechenden traditionellen Handwerkskünste stets in vollem Umfang an die nächste Generation weitergegeben werden.
Bild 1: Der Sonnenaufgang von einer Stelle vor der Brücke Uji-bashi am Eingang zum Inneren Schrein des Ise Jingu aus betrachtet. (Foto: Iseshima Tourism & Convention Organization) Bild 2: Große Bäume wachsen in natürlichem Zustand auf dem Gelände des Inneren Schreins und sorgen für eine erfrischend kühle Luft. Vor allem Kampferbäume, Zedern und Japanische Zelkoven findet man dort.
In der Nähe des Inneren Schreins liegt Oharai-machi, ein Geschäftsviertel, das seit vielen Jahrhunderten von seiner Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zu diesem wichtigen Pilgerort profitiert. Hier reihen sich zahlreiche Andenkenläden sowie Restaurants und Cafés aneinander. Zu den beliebtesten Gerichten dort zählen u.a. anko-mochi, kleine Reiskuchen mit süßer Bohnenpaste, die in einem Geschäft angeboten werden, das 1707 gegründet wurde. Mitten in diesem Viertel liegt das Einkaufszentrum Okage-yokocho, eine eigene kleine Stadt, die im traditionellen Stil errichtet wurde, um die Geschichte von Ise und das frühere Leben in Japan lebendig werden zu lassen. Gebaut wurde es 1993 anlässlich der letzten Shikinen Sengu Zeremonie. Hier sieht man täglich große Besuchermassen in den Straßen und Geschäften.
Bild 1: Nachdem man die Uji-bashi überquert hat, gelangt man nach Oharai-machi. Dieses Viertel erstreckt sich in ca. 800 m Länge entlang des Ufers des Isuzu-Flusses. Oharai-machi und sein Einkaufszentrum Okage-yokocho ziehen mit ihrem Flair einer alten japanischen Stadt zahlreiche Touristen an. Bild 2: Bänder in bunten Farben, die auf traditionelle Weise geflochten werden. Hergestellt von Kumihimo Hirai.
In den Läden wird eine große Auswahl an Souvenirs angeboten, die sich aus den jahrhundertealten Traditionen der Pilgerreisen entwickelt haben. Dazu zählen beispielsweise Handwerkserzeugnisse wie traditionelles Spielzeug Ise gagu, das hier seit langer Zeit hergestellt wird, Ise netsuke, das sind Knöpfe für das Verschließen von kleinen Schnürbeuteln, oder Ise katagami, farbiges Papier mit originellen Mustern und Motiven. Ein besonderes Souvenir bilden Ise itto-bori, kleine Figuren, die mit einem einzigen Messer geschnitzt werden und z.B. Tiere und Glücksbringer darstellen, die einen Bezug zum Schrein haben. Diese Handwerkskunst soll ihren Ursprung darin haben, dass die Zimmerleute nach dem Bau der Schreingebäude begannen, kleine übrig gebliebene Holzstücke für das Schnitzen von Figuren zu nutzen. Diese winzigen, sehr rustikal anmutenden Skulpturen mit ihren geraden Linien und grob geschnitzten Gesichtern besitzen einen ganz besonderen Reiz, der die Menschen verzückt.
Bild: Ise itto-bori wurden von den Zimmerleuten des Schreins erfunden. Diese kleinen Skulpturen sind im Nu geschnitzt; dabei wird die natürliche Maserung des Holzes in geschickter Weise genutzt.
Darüber hinaus ist die Region Ise-Shima auch bekannt für ihre Meeresprodukte, wobei die beliebteste Spezialität Ise ebi (Japanische Langusten) sind. Ihre leuchtend rote Farbe und ihre langen „Fühler“ gelten in Japan als Symbol für ein langes Leben, so dass sie besonders zu festlichen Anlässen verzehrt werden. Die Zubereitungsarten reichen von rohem sashimi bis zur als Ganzes gegrillten Languste. Auch das hier angebotene, von einer japanischen Rinderrasse stammende Fleisch ist äußerst schmackhaft und wird gerne zusammen mit Gemüse auf einem kleinen Drahtrost gegrillt.
Gesegnet mit einer bezaubernden natürlichen Schönheit begeistert Ise-Shima die Besucher zudem durch eine große Auswahl dekorativer Handwerkskünste, die in alten Traditionen wurzeln.
Bild: Yukiteru Kishikawa schnitzt seit 36 Jahren Ise itto-bori. In nur zwanzig Minuten vollendet er ein Figurenpaar der Glücksgötter Ebisu und Daikoku (Höhe: 3 cm; siehe Foto oben).
Das Einkaufen traditioneller Handwerksprodukte im Kamiji-ya und anderen Läden in Okage-yokocho bereitet stets großes Vergnügen.
Bild 1: Ise gangu Spielzeug ist für seine fröhlichen Farben bekannt. Sie werden seit hunderten von Jahren als Souvenirs angeboten. Bild 2: Taschentücher mit Mustern in der Art des Ise katagami Papiers. Bild 3: Diese beiden netsuke Knöpfe haben die Form einer Bambussprosse (takenoko) bzw. eines Glückshammers (takara-tsuchi) und sind ein weiteres Beispiel für die filigrane handwerkliche Tradition in Japan. Sie bestehen aus Buchsbaum, einer sehr harten Holzsorte, die in Ise unter dem Namen „Steinholz“ bekannt ist.
Bild: Akafuku mochi Reiskuchen werden aus roter Bohnenpaste zubereitet und haben die Form sich kräuselnder Wellen auf dem Isuzu-Fluss. Diese Süßspeise bietet sich stets als beliebtes Souvenir an. Gleich vor Ort genossen schmecken sie ausgezeichnet zu einer Tasse Tee.
Bild 1: Amiyaki, ein Gericht mit japanischem Rindfleisch, das mit einer Sojasoße mariniert und über einem Holzkohlefeuer gegrillt wird. Es wird im Restaurant Butasute angeboten. Bild 2: Im Yamatoan Kuroishi kann der Gast einige der bekannten Meeresspezialitäten von Ise-Shima probieren, beispielsweise die köstlichen Ise ebi (Japanische Languste), Abalonen oder Kugelfisch. Bild 3: Zucker und Ingwer werden so lange eingekocht, bis sie zu der Süßigkeit shogato karamellisieren. Die sechseckigen Bonbons haben die Form eines Schrein-Glücksbringers.
Karte: Karten der Region Ise-Shima
Anreise: Vom Hauptbahnhof Tokyo mit dem JR Tokaido Shinkansen bis Nagoya Hauptbahnhof. Von dort mit der JR Linie oder der Kintetsu Linie entweder bis zur Bahnstation Iseshi oder zur Bahnstation Ujiyamada (Fahrzeit ca. 90 Min.)
Weitere Informationen:
Ise Jingu Schrein (Chinesisch, Englisch, Japanisch und Koreanisch)
Ise Traditional Crafts Preservation Association (Webseite in japanischer Sprache)
Okage-yokocho (Webseite in japanischer Sprache)
(1) Yamatoan Kuroishi (Webseite in japanischer Sprache)
(2) Butasute (Webseite in japanischer Sprache)
(3) Kamiji-ya (Webseite in japanischer Sprache)
(4) Akafuku (Englisch und Japanisch)
(5) Kumihimo Hirai (Englisch und Japanisch)
(c) niponica 2015 (Fotos: Masanori Miyamura, Aflo und Akafuku Co., Ltd.)