Der April ist der Monat, in dem in Japan das Schuljahr beginnt und gleichzeitig viele junge Menschen, die im März die Schule bzw. ihr Studium abgeschlossen haben, erstmals eine Stelle antreten. Zudem assoziiert man in meinem Land mit dem April die Kirschblüte, auch wenn es Jahre gibt, in denen diese Anfang April bereits vorüber ist. Der April ist damit eine Zeit, in der viele junge Menschen in einen neuen Lebensabschnitt eintreten; zugleich fällt in diesen Monat die wechselhafte Periode der Kirschblüte. Von daher verwundert es nicht, dass für die Menschen in Japan vor allem der Beginn dieses Monats eine sehr geschäftige Zeit ist. Insbesondere dieses Jahr beginnen ab dem 10. April mit der Zusammenkunft der Außenminister in Hiroshima die Ministertreffen der G7, deren Präsidentschaft mein Land in diesem Jahr innehat. Insgesamt zehn solcher Zusammenkünfte werden 2016 an den verschiedensten Orten in Japan stattfinden. Ich kann mir vorstellen, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen, die in Tokyo arbeiten, so sehr mit den Vorbereitungen für diese Treffen befasst sind, dass sie keine Zeit haben, sich an den blühenden Kirschen zu erfreuen.
Heute erscheint es schon wie ein fernes Ereignis, dass im April vergangenen Jahres Bundesaußenminister Steinmeier in Lübeck als Gastgeber des Treffens der G7-Außenminister fungierte. Damals wurde ausführlich über die Resultate dieser Zusammenkunft berichtet. Bedauerlicherweise haben die meisten bereits vergessen, dass Außenminister Fumio Kishida anlässlich seines damaligen Besuchs in Lübeck auch das Buddenbrookhaus besuchte. In der Ausgabe der Lokalzeitung Lübecker Nachrichten vom 15. April letzten Jahres wird der Außenminister so zitiert: „Viele japanische Schriftsteller wurden durch Thomas Mann beeinflusst. Es war daher mein Wunsch, das Buddenbrookhaus zu besuchen, sofern die Zeit dafür reicht.“
Nun, ein Jahr später, wird Außenminister Kishida in Hiroshima, der Heimat seiner Familie, als Gastgeber des G7-Außenministertreffens auftreten. Ich denke, dass die Botschaft vor allem auf ihrer Homepage über die Ergebnisse dieser Veranstaltung berichten wird. Der Außenminister jedenfalls hat bereits bei zahlreichen Gelegenheiten deutlich gemacht, dass es ihm ein besonderes Anliegen ist, mit Hiroshima als Tagungsort auch das Thema nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung in die Agenda aufzunehmen. Der Name Hiroshima ist in Deutschland wahrscheinlich untrennbar mit der Atombombe verknüpft. Ich selbst habe Hiroshima privat und dienstlich bereits öfters besucht und dabei festgestellt, dass dies eine faszinierende Stadt ist, die auch Besucher aus dem Ausland einschließlich Deutschland in ihren Bann zieht. Beispielsweise kann man mit der Straßenbahn vom Stadtzentrum aus direkt bis zum berühmten Itsukushima-Schrein an der Küste der Inlandsee, der zum Weltkulturerbe zählt, fahren. Der Flughafen Hiroshima liegt etwas außerhalb, so dass Besucher auf der Fahrt ins Stadtzentrum auch den Anblick der Landschaft mit ihren grünen Berghängen genießen können. Mich zumindest erinnert diese Fahrt vom Flughafen in die Stadt an den Flughafentransfer in vielen europäischen Städten.
Nachrichten verlieren im Nu ihre Aktualität. Ich denke, auch in Hiroshima sind einige kulturelle Events anlässlich des G7-Außenministertreffens geplant, aber ich bin nicht sicher, inwieweit die Bilder und Berichte, die den besonderen Reiz Hiroshimas und Japans vermitteln, inmitten der vielen anderen Nachrichten aufgegriffen werden. In dem einen Jahr, das seit dem Außenministertreffen in Lübeck vergangen ist, haben über 160.000 Reisende aus Deutschland Japan besucht. Ich wünsche mir, dass noch mehr Menschen nach Japan reisen und werde daher weiter für die vielfältigen Vorzüge meines Heimatlandes werben. Egal, ob Sie bereits in Hiroshima waren oder diese Stadt Ihren Besuch noch erwartet: Ich würde mich freuen, wenn Sie bei den Nachrichten über das Treffen der G7-Außenminister in dieser Stadt an diesen Beitrag denken könnten sowie daran, dass Hiroshima viele Facetten besitzt.
Kiminori Iwama, Gesandter