
Die gute Nachricht zuerst: diesen Monat hat es tatsächlich ein neuer
japanischer Film in unsere Kinos geschafft. Die weniger gute: der Film ist
gelinde gesagt grenzwertig, was heißt: er wird diejenigen erfreuen, die an
japanischem Trash-Humor, wie Takeshis Castle Gefallen finden und diejenigen
in ihren Vorurteilen bestärken, die davon ausgehen, dass japanische
Filmkunst nur in seltenen Fällen mit unseren Sehgewohnheiten korreliert.
Nun denn, der Streifen, von dem hier die Rede ist, nennt sich „Dainipponjin“
und ist das Erstlingswerk des japanischen Starkomikers Hitoshi Matsumoto
(alias Hitosi Matumoto), der mit „Downtown“ neben Takeshi Kitano als feste
Größe der japanischen Comedy-Szene gilt. Matsumoto hat sich für sein
skurriles Debüt, in dem er auch die Hauptrolle spielt, fünf Jahre Zeit
genommen und unter strengster Geheimhaltung gedreht: „I don´t like to give a
rough idea in advance. Performers in the film may have had no idea what they
were told to do, I think. When they watch the film, they may realize
differences from what they have thought. It is, however, quite certain that
the film never fails to be amusing and interesting.”
Unterhaltsam und interessant ist der Film allenfalls durch die Japans
nationale Sicherheit gefährdenden Untiere, wahlweise stinkende Riesenkraken,
Augen werfende Zyklopen oder einbeinige Hüpfmonster. Zudem bezieht der
Streifen einige Komik aus dem lethargischen Titelhelden Daisato (Hitoshi
Matsumoto), dem letzten aus einer Dynastie von „Dainipponjin“, die unter
Strom gesetzt zu Hulk-ähnlichen Kämpfern mutieren und sich den Monstern
zwecks deren Eliminierung stellen, was wiederum live im Fernsehen übertragen
wird. Daisato hingegen ist ganz offensichtlich mit seiner Berufswahl nicht
zufrieden, was nicht nur am ständigen Bereitschaftsdienst liegt, sondern vor
allem daran, dass der Kampf gegen die diversen Monster zunehmend zermürbt
und seiner allgemeinen Verfassung nicht zuträglich ist. Matsumoto gibt einen
deprimierten, offensichtlich vom Burn-out befallenen Superhelden, der in
einer verrumpelten japanischen Küche sitzt und über das Scheitern seiner Ehe,
Taschenregenschirme („It gets big if you want it to do“)
und den Nährwert
von Nori sinniert. Er streitet mit seiner selbstbewusst-defätistischen
Agentin, die darauf besteht, dass die Werbelogos besser sichtbar an seinem
Körper drapiert werden, kümmert sich um seinen senilen Großvater, liefert
sich Wortgefechte mit seiner Ex-Frau und lässt schon mal ein Riesenbaby
fallen, was ihm die Entrüstung der unterhaltungssüchtigen TV-Zuschauer
beschert.
Soweit so unterhaltsam, aber richtig neu ist das alles nicht. Neu sind auch
die Animationen nicht, die einen in ihrer Godzilla-Ästhetik noch am ehesten
schmunzeln lassen...
Am Ende kämpft Daisato in einer makaberen Kindersendung mit amerikanischen
Kampfrobotern gegen einen Unhold aus Plüsch und der Film gleitet nun
vollends in den Irrwitz ab. Aber wie Felix Dencker (Moviegod) in seiner
Rezension treffend feststellte, spielt dies keine wirkliche Rolle, da an
diesem Punkt alle bis auf die härtesten Japan-Fans das Kino ohnehin
verlassen haben.
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