Filme aus Japan

„Die Geisha“

(USA 2005, 145 Minuten)

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.15                              Februar 2006

 

 

 

 

 



Um es vorweg zu nehmen: es hätte schlimmer kommen können. Schließlich ist es noch nicht allzu lange her, dass uns der Brite Peter Sellers Dr. Fu Manchu und der Amerikaner Yul Brunner den Kaiser von China gaben. Rob Marshall hätte die Hauptprotagonistinnen von Arthur Goldens Roman „Die Geisha“ also auch mit Charlies drei Engeln (Drew Barrymore, Cameron Diaz und Lucy Liu) besetzen können. Das ist uns erspart geblieben, wenn auch nicht ganz, denn mit Lucy Liu waren wir ziemlich nah dran – besetzt wurden die Chinesinnen Zhang Ziyi, Michelle Yeoh und Gong Li. Es ist bereits viel über die Beweggründe – japanische Schauspielerinnen sind für Hollywoods Traumfabrik nicht berühmt genug - spekuliert worden. Fakt ist, dass Asien aus verschiedenen Gründen verschnupft ist.

Allen anderen hingegen wird dieser Umstand ziemlich egal sein. Was nicht Wunder nimmt, schließlich glaubt ja auch niemand, dass Brad Pitt Grieche (Troya) oder Heath Ledger Italiener (Casanova) ist. They pretend. Sie sind Schauspieler. Das ist soweit durchaus richtig, nur dass es im Falle der Darstellung des urjapanischen Frauenmythos „Geisha“ auf Kosten der Authentizität geht. Womit wir beim Film wären.

Die Handlung ist schnell erzählt. Die Fischertochter Chiyo wird von ihren armen Eltern in Kyotos Geisha-Bezirk Hanamachi verkauft, wo sie in der Okiya der erfolgreichen Geisha Hatsumomo (Gong Li) aschenbrödelt. Und wie es im Märchen so zugeht, kommt ein schöner und gutherziger Prinz (Ken Watanabe – ein echter japanischer Schauspieler!) des Wegs und ermöglicht dem unscheinbaren Mädchen mit den wassergrauen Augen mit Hilfe der guten Fee Mameha (Michelle Yeoh) den Aufstieg zur begehrtesten und erfolgreichsten Geisha ihrer Zeit. Das alles wird mit viel Pathos und in großer Pracht erzählt und inszeniert. Die Geishas sind wunderschön in ihren raschelnden Kimonos aus Seidenbrokat, die Kirschblüten blühen und rieseln, dass es eine Freude ist – die äußerliche Idylle wird lediglich durch den Zickenkrieg der Schönen gestört, die sich nicht einigen können, wer als erste den Dom zu Worms betreten darf...

Allein, es funktioniert nicht wirklich. Auch die eingeworfenen japanischen Satzfragmente können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die japanische Alltagsrealität dieser Zeit, seine Kultur und Ästhetik in einem Overkill an süßem Zuckerguss untergeht. Das ist weder böser Wille noch Ignoranz, hier versucht Hollywood in üblicher Manier den Massengeschmack zu befriedigen und das gelingt – gemessen an den Zuschauer-reaktionen im Kino – durchaus. Arthur Golden ist auch Japanologe und hat wohl neun Jahre für sein Buch recherchiert. Ich denke, dass ihn zumindest die Tanzszene, die den Durch-bruch der Geisha Sayuri dokumentieren sollte, genauso geschmerzt hat, wie mich. Die Aneignung der unvergleichlichen Anmut in Bewegung und Ausdruck japanischer Tänzerinnen setzt jahrelanges Einstudieren, Üben und Ausfeilen voraus, um dann so leicht und unprätentiös wirken zu können. Ver-ständlicherweise konnte Zhang Zhi dies in der Kürze der Zeit nicht leisten. Aber musste man deshalb anstatt des klassischen japanischen Buyo auf eine Art Butoh zurückgreifen? Bei allem Respekt – der ekstatische Ausdruckstanz von Sayuri hat die in der ersten Hälfte des Films intensiv beschworene dezente, hochartifizielle Kunst der Geishas (japanisch für Künstlerin) zur Darbietung von Tanz, Spiel und Konversation auf höchstem Niveau dann doch eher konterkariert.
 

Fazit: Eine prachtvolle Schmonzette mit durchaus ästhetischen Bildern. Für Freunde großer Gefühle und Happy Endings eine gute Unterhaltung. Wer sich allerdings einen authentischen Einblick in den japanischen Mythos „Geisha“ versprochen hat, wird enttäuscht sein.
 

 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  

                 

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