Botschaft von Japan |
Neues aus Japan Nr.44 Juli 2008 |
Bericht eines Teilnehmers am JET-Programm: Drei Jahre Japan – und (noch?) kein Ende in Sicht |
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Es ist nun genau zwei Jahre und elf Monate her, dass ich im Zuge des JET-Programms meinen Wohnsitz von Deutschland nach Japan, genauer gesagt in die 60.000-Einwohner-Stadt Tosu, Präfektur Saga, verlegt habe. Die Präfektur Saga ist selbst in Japan fast unbekannt. „WO wohnst du? In SAGA?“ Für viele Japaner und Nicht-Japaner, ob ich sie nun in Tokyo, in meiner Nachbarpräfektur Fukuoka oder in Deutschland treffe, ist das schlicht unglaublich: was macht denn eine junge deutsche Frau bitte in Saga? „Bist Du dort verheiratet?“, „Arbeitest Du dort als Englischlehrerin?“ – viel wird dann spekuliert. „Nein, ich bin dort im Rathaus angestellt.“ „Im Rathaus?“ – die Vorstellung, dass eine Deutsche in einer japanischen Behörde arbeitet, macht die meisten schlicht sprachlos. Wenn ich dann erkläre, dass ich in Tosu hauptsächlich aufgrund deren städtefreundschaftlichen Beziehungen mit der ostdeutschen Kleinstadt Zeitz tätig bin, wird die Verwunderung nicht viel weniger.
Einen Großteil meiner „Bekanntheit“ verdanke ich auch den lokalen Zeitungen und dem lokalen Fernsehsender. Oft werde ich von Unbekannten in Tosu angesprochen: sie lesen mit großer Freude meine monatliche Kolumne. In diesen Artikeln schreibe ich immer ganz frei von der Leber weg, was mich in Japan bewegt: schöne Erlebnisse, Trauriges – man könnte diese Berichte fast als persönliches öffentliches Tagebuch bezeichnen. Nicht nur mit Tosu habe ich ein intensives Verhältnis aufgebaut – auch mit Tosus Partnerstadt Zeitz in Sachsen-Anhalt. So habe ich das Gefühl, dank zahlreicher Besuche offizieller Delegationen und Aktivitäten wie des jährlich stattfindenden Schüleraustausches oder Besuchen von Künstlern und jungen Pianisten, eine besondere Beziehung zu Zeitz aufgebaut zu haben, die sich auch in der Zukunft fortsetzen wird.
Viele schöne Erinnerungen bleiben zurück: die über 3000 Jahre alten Bäume auf Yakushima, Snowboarden in Hiroshima, Teilnahme am internationalen Wasserfall-Kletterwettbewerb in den Bergen Sagas, Teilnahme an der Schlamm-Olympiade im Süden unserer Präfektur. Aber auch die Fahrt zum traditionellen Fest der nackten Männer nach Okayama oder zum Winterfest nach Hokkaido – das JET-Programm hat mir all diese wunderbaren Erinnerungen dank seiner wundervollen Organisation und seines Netzwerks ermöglicht. Wo fühle ich mich denn nach drei Jahren Japan mehr zu Hause? Natürlich in Deutschland meinen viele zu glauben. Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Nach drei Jahren Japan fühle ich mich immer weniger Deutsch, eher immer mehr Japanisch. „Du bist japanischer als so manche Japaner“ „loben“ mich oft meine japanischen Kollegen. Tatsache ist jedoch, dass ich keine Japanerin bin. Zu einem bestimmten Grad habe ich mich sehr gut in die japanische Gesellschaft integriert, ich führe ein unbeschwertes, sorgenfreies Leben. Ich habe großartige japanische Kollegen, viele japanische und nicht-japanische Freunde. Doch in manchen Situationen wird mir schlagartig bewusst, dass ich in Japan sowohl Ausländerin als auch Außenseiterin bin – und dies immer bleiben werde. Wenn mich dieses Gefühl überkommt, fühle ich eine Hilflosigkeit, auch eine gewisse Angst. Nach Deutschland zurückgehen? Ja gerne, irgendwann einmal! Aber noch nicht jetzt. Warum nicht jetzt? Das ist schwer in Worte zu fassen – eine starke emotionale Verbindung zu Japan, die trotz aller kulturellen und sprachlichen Barrieren mir das Gefühl gibt zu Hause zu sein.
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