Botschaft von Japan |
Neues aus Japan Nr.45 August 2008 |
Bericht eines Teilnehmers am JET-Programm: Als deutscher CIR im „Schneeland“ |
|
|
Jedes Jahr Anfang August machen sich junge deutsche Hochschulabsolventen auf
den Weg nach Japan, um sich für die Internationalisierung Japans zu
engagieren. Dies geschieht im Rahmen des
Japan Exchange and Teaching (JET) Programms, mit dem jährlich über 5000
junge Menschen aus fast 40 Ländern hauptsächlich als Assistenz-Sprachlehrer
oder Sporttrainer in Schulen arbeiten bzw. in Rathäusern oder
Präfekturverwaltungen außerhalb der großen Zentren wie Tokyo oder Osaka im
Bereich Internationale Beziehungen zu assistieren. |
Home | |
"Low Carbon Society" | |
G8-Treffen in Toyako | |
JET in Sapporo | |
Japanisch lernen | |
Filme aus Japan | |
Kalender des Monats |
Als ich mich kurz vor dem Abschluss meines Magisterstudiums mit den beiden Hauptfächern Japanologie und Sinologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bei der Botschaft von Japan in Deutschland (Berlin) für das JET-Programm (Japan Exchange and Teaching Programme) um eine Stelle als CIR (Coordinator for International Relations) beworben hatte, wollte ich vor allem eins: nach dem Studium sofort nach Japan!
Und
nach Japan bin ich dann auch gekommen – allerdings nicht in das Japan, das
ich von meinem Auslandsstudium her kannte: ich hatte damals als
Austauschstudent ein Jahr an einer unserer Partneruniversitäten, der Mie
Universität (etwa eine Stunde von Nagoya entfernt) auf der Hauptinsel
Honshu, dem so genannten „Kernland“ Japans studiert, wurde dann durch das
JET-Programm aber in den „hohen Norden“ Japans geschickt – in die mit fast
1,9 Millionen Einwohnern fünftgrößte Stadt Japans! Genau zwei Jahre ist es nun her, dass ich höchst verfrorener Mensch nach Sapporo, der Hauptstadt der Präfektur und nördlichsten der vier Hauptinseln Japans Hokkaido gekommen bin, von der einige den Namen vielleicht noch nie gehört, aber bestimmt schon Bilder vom „Snow Festival“ gesehen haben, das hier nächstes Jahr bereits zum 60. Mal stattfinden wird! Hokkaido und somit auch Sapporo waren bis dahin ehrlich gesagt nicht vorhanden auf meiner ganz persönlichen Landkarte von Japan – und mit etwa 140 Jahren kurzen Geschichte seit seiner Gründung kommt mir Sapporo auch reichlich „wenig Japanisch“ vor – jedenfalls „fehlen“ hier die vielen Tempel und Gärten, die Touristen nach Kyoto locken und der ganz normale Wahnsinn Tokyos, der auch eine gewisse Anziehungskraft hat. Doch ich bin froh, am „anderen Ende Japans“ gelandet zu sein – immerhin ist Sapporo 1 1/2 Flugstunden entfernt von der Hauptstadt Tokyo – denn Sapporo verbindet die angenehmen Seiten einer Großstadt mit der üppigen Natur Hokkaidos. Und auch was die Arbeit angeht: nie hätte ich mir auch nur erträumt, was für eindrucksvolle Erlebnisse ich hier als deutscher CIR (wir haben noch einen amerikanischen, einen chinesischen, einen koreanischen und einen russischen CIR) durch das JET-Programm haben würde!
Auch
die Feierlichkeiten zum 850. Stadtgeburtstag, zu der Persönlichkeiten
anwesend waren, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte, werden mir noch
lange in Erinnerung bleiben!
Doch
auch auf dem „grassroot level“ findet ein reger Austausch zwischen Sapporo
und München statt: so bin ich letztes Jahr auch als Begleitung einer
Basketballmannschaft bestehend
Mit
Sapporo als ausgesprochener „Winterstadt“ gibt es – abgesehen von einmaligen
Großereignissen wie den FIS Nordic World Ski Championships 2007 – jedes Jahr
auch einen deutschen Weihnachtsmarkt:
Eine etwas neuere Veranstaltung mit Deutschlandbezug wäre das „Deutsche Dorf“ im Rahmen des „Biergartens“, der fast einen ganzen Monat lang den Odori Park im Herzen der Stadt in eine Art japanisches Oktoberfest verwandelt! Dass man mich als Deutschen, der keinen Tropfen Bier trinkt und sich auch nicht recht für Würstchen begeistern kann, gebeten hat, dieses Jahr eine Rede auf der Eröffnungsfeier zu halten, das kann man ohne Weiteres auch unter den unzähligen kuriosen Erfahrungen als deutscher CIR verbuchen.
Kurz gesagt ist meine Aufgabe hier so abwechslungsreich – vom Dolmetschen bei Besuchen von zum Beispiel Vertretern der Deutschen Botschaft Tokyo bis zu Besuchen in Grundschulen – sodass ich mir fast ein wenig Sorgen mache, ob ich mich bei meinem nächsten Job nicht vielleicht sogar ein wenig langweilen werde... Aber noch habe ich ein weiteres Jahr als CIR vor mir, und nachdem der G8-Gipfel, der uns auch in Sapporo eine ganze Weile auf Trab gehalten hat, nun auch vorbei ist, wird es vielleicht im letzten Jahr doch noch etwas ruhiger werden, sodass ich endlich Mal ein wenig Zeit haben werde, „meine Insel“ Hokkaido ein wenig zu erkunden. „Ich mag Sapporo“ – so ein Werbespruch der Stadt – und auch wenn ich mir bei meiner Bewerbung um eine Stelle als CIR nur wenig konkrete Vorstellungen davon gemacht habe, was mich hier erwartet, so bin ich froh über die vielen Erfahrungen, die ich hier machen durfte und noch machen darf und werde! Wie es danach weitergeht, das wird sich zeigen – schon allein das Studium der Japanologie und Sinologie mit den entsprechenden Auslandsaufenthalten entfachte in mir das Gefühl, „zwischen den Welten“ hin- und hergerissen zu sein. Und jetzt, nach zwei Jahren Arbeiten und Leben in Japan, ist es nicht besser – ich weiß nicht mehr wirklich, wo ich hingehöre (wenn man denn überhaupt irgendwo hingehört)! Aber vielleicht ist genau das das Beste: nicht genau zu wissen, wo man hingehört und doch zu wissen, dass man überall hingehören kann, wenn man sich nur darauf einlässt, dazu zu gehören!
|
|
"Low Carbon Society" | G8-Treffen in Toyako JET in Sapporo | Japanisch lernen | Filme aus Japan
|