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Neues aus Japan Nr.134 Januar 2016

Rede von Premierminister Abe bei der Internationalen Konferenz über Universal Health Coverage in der neuen Entwicklungsära

in Tokyo
am 16.12.2015

 
Foto: Cabinet Public Relations Office

 

Hintergrund und Einführung

2010 stellte die WHO den Weg zur flächendeckenden Gesundheitsversorgung (Universal Health Coverage) vor. Der Begriff UHC umfasst einmal die finanzielle Absicherung im Krankheitsfall, d. h. den Schutz vor Ausgaben für die Gesundheit, die ansonsten zur Armut führten, und dann auch die Verfügbarkeit von Dienstleistungen im Gesundheitsbereich für die gesamte Bevölkerung.
Ende September 2015 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Diese Agenda berücksichtigt einmal die Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) im Zeitraum von 2000 bis 2015 und gibt zugleich den Kurs für die Entwicklung in der kommenden Ära bis 2030 vor. Im Rahmen ihres weltweiten Engagements im Bereich Gesundheitspolitik hat die Regierung von Japan nun eine der ersten Konferenzen nach Verabschiedung der Agenda 2030 mitorganisiert, um die Rolle der UHC beim Übergang von den MDGs zur Agenda 2030 zu beleuchten.
Premierminister Abe misst dem Engagement Japans in diesem Bereich auch persönlich einen hohen Stellenwert bei. Dies belegt u.a. der Namensbeitrag „Japan’s vision for a peaceful and healthier world“ (Link zum Außenministerium von Japan – in englischer Sprache) in der Dezember-Ausgabe 2015 der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“.

 

Rede von Premierminister Abe

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
vielen Dank für Ihre Teilnahme an dieser Konferenz „Entwicklungsziele in einer neuen Ära und Universal Health Coverage - für die Gestaltung widerstandsfähiger und nachhaltiger Gesundheitssysteme“.

Über viele Jahre hinweg hat Japan seine Weisheit und sein konkretes Engagement in den Dienst der Lösung von Aufgaben im Gesundheitsbereich gestellt. Dabei kann mein Land auf beachtliche Erfolge verweisen. Diesem Engagement liegt die Überzeugung zugrunde, dass Gesundheit das Leben jedes einzelnen Menschen schützt und dazu beiträgt, seine individuellen Fähigkeiten zu entfalten. Im Rahmen unseres Konzepts von „Human Security“ kommt der Gesundheit eine außerordentlich große Bedeutung zu.

Heute nun propagiere ich einen proaktiven Beitrag Japans für den Frieden auf der Basis des Prinzips der internationalen Zusammenarbeit, der den grundlegenden Kurs meines Landes dafür bildet, einen Beitrag für Frieden und Wohlstand in der ganzen Welt zu leisten. Ausgehend vom Konzept der „Human Security“ sollte Japan bei der Lösung globaler Aufgaben einschließlich solcher auf dem Gebiet der Gesundheit einen noch größeren Beitrag leisten und auf diese Weise den proaktiven Beitrag für den Frieden in die Praxis umsetzen.

In diesem Jahr haben die Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ verabschiedet. Im Rahmen dieser Agenda wurden nun auch die flächendeckende Gesundheitsversorgung (Universal Health Coverage – UHC) und der Kampf gegen Krankheiten einschließlich Infektionskrankheiten, für die sich Japan seit langem engagiert, in die neuen Entwicklungsziele aufgenommen.

Im kommenden Jahr wird Japan den Vorsitz der G7 übernehmen; gleichzeitig wird die Tokyo International Conference on African Development (TICAD VI) erstmals in Afrika stattfinden. Mein Land wird beim G7-Gipfel in Ise Shima dem Thema Gesundheit einen wichtigen Platz innerhalb der Agenda zuweisen. Darüber hinaus werden wir beim Engagement für die Aufgaben, denen sich die Welt im Gesundheitsbereich gegenübersieht, in enger Zusammenarbeit mit den anderen G7-Mitgliedsstaaten eine führende Rolle spielen. In diesem Zusammenhang wurde letzte Woche auch mein Beitrag „Japan’s Vision for a peaceful and healthier world“ in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

Was sind nun die Aufgaben, denen sich die Welt auf dem Gebiet der Gesundheit gegenübersieht? Grob gesagt lassen sich zwei Punkte anführen.

Erstens der Ausbau des Engagements angesichts der Krisen im öffentlichen Gesundheitswesen. Anlässlich der Ebola-Epidemie wurde deutlich, dass diese Krankheit in den betroffenen Ländern zu spät festgestellt und gemeldet wurde. Auch das Engagement der Staatengemeinschaft erwies sich als nicht ausreichend. Diese Defizite kosteten zahlreichen Menschen das Leben. Angesichts der weiter voranschreitenden Globalisierung besteht die Notwendigkeit, das Engagement gegen Infektionskrankheiten in dynamischer Weise auszubauen. Um beispielsweise bei einer Krise der öffentlichen Gesundheitssysteme die erforderlichen Finanzmittel zu mobilisieren, kommt dem Notfallfonds der WHO sowie der Pandemic Emergency Financing Facility (PEF) der Weltbankgruppe eine große Bedeutung zu. Darüber hinaus ist auch der Ausbau der Fähigkeiten im Kampf gegen Infektionskrankheiten in den einzelnen Ländern erforderlich. Hier leistet auch Japan im Rahmen der Global Health Security Agenda (GHSA) seinen Beitrag.

Die zweite Aufgabe bildet die Sicherstellung eines Gesundheitssystems, das das ganze Leben der Menschen abdeckt. Angefangen bei der Gesundheit für Mütter und Neugeborene über Mangelernährung bis hin zu nichtinfektiösen Krankheiten und der Alterung der Gesellschaft bestehen zahlreiche Aufgaben, die unser Engagement erfordern. Die Bereitstellung von grundlegenden Dienstleistungen im Gesundheitsbereich, die von allen Menschen tagtäglich in Anspruch genommen werden können, ohne sie finanziell zu überfordern – das heißt die Universal Health Coverage – trägt in hohem Maße zu einer stabilen gesellschaftlichen Entwicklung bei. Gleichzeitig beugt die flächendeckende Gesundheitsversorgung durch die Stärkung der Kapazitäten für Prävention, Erkennung und Meldung von Infektionskrankheiten auch Krisen auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheit vor.

Um diese beiden Aufgaben gemeinsam in Angriff nehmen zu können, kommt dem Ausbau der Gesundheitssysteme mit Blick auf ihre Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit eine große Bedeutung zu. Um solche Gesundheitssysteme entsprechend den besonderen Bedingungen vor Ort in den einzelnen Ländern zu schaffen, sind weltweit auch unter Einschluss der Entwicklungsländer ein starker politischer Wille, eine eindeutige Planung, ausreichende Finanzmittel sowie die Mobilisierung von Personal unerlässlich. Auch die internationalen Organisationen, Geberländer und die Zivilgesellschaften müssen hierfür gemeinsame Ziele aufstellen und dabei Hand in Hand in enger Weise zusammenwirken.

Schließlich wird Japan auch das Engagement beim Thema Antibiotika-Resistenzen (AMR), das von Deutschland als diesjährigem Vorsitzenden der G7 besonders hervorgehoben wurde, weiter fortführen. Hierfür ist ein sogenannter „One Health Approach“ erforderlich, der Maßnahmen sowohl im Bereich Humanmedizin als auch Tiermedizin umfasst. Ebenfalls von großer Bedeutung ist eine enge Kooperation von staatlichem und zivilem Sektor bei der Forschung und Entwicklung von Arzneimitteln zur Behandlung von Antibiotika-Resistenzen sowie den sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs).

Ich bin davon überzeugt, dass die heutige Konferenz mit Blick auf die Aufgaben im Gesundheitsbereich – angefangen beim Ausbau der Gesundheitssysteme – einen ersten konkreten Schritt hin zum Engagement im Rahmen des G7-Gipfeltreffens im kommenden Jahr bildet. Zugleich setze ich große Erwartungen in die im Rahmen dieser Veranstaltung geführten offenen und zugleich fruchtbaren Diskussionen.

Vielen Dank.

 

 


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