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Stylische Glücksbringer als ständige Begleiter

alt text Viele Menschen in Japan folgen dem Brauch, beim Besuch eines Shinto-Schreins oder eines buddhistischen Tempels omamori genannte Amulette oder Glücksbringer zu erwerben, von denen es heißt, dass sie ihre Träger beschützen. Wegen dieser Tradition haben die Japaner ein sehr enges Verhältnis zu Glücksbringern. In jüngster Zeit gibt es zunehmend omamori in ausgefallenen Designs, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Dazu zählen etwa solche in Form von Blüten, Früchten oder sogar Insekten. Somit findet man in Japan heute eine Vielzahl von omamori, die zugleich niedlich (kawaii)und stylisch wirken.

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Bild: Japaner praktizieren den Brauch, beim Besuch eines Schreins oder Tempels einen zu ihren Wünschen passenden Glücksbringer zu kaufen. (Foto: Kawagoe Hikawa Shrine)

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Eine Vielzahl von Glücksbringern für verschiedenste Anliegen

Die Menschen in Japan glauben, dass ein omamori seinen Besitzer, der normalerweise entweder darum bittet, dass etwas Gutes eintritt oder nichts Schlimmes passiert, beschützt und ihn anleitet. Ein typischer Glücksbringer hat die Form eines kleinen Stoffbeutels, der bequem in eine Hand passt und mit einer Schnur fest verschlossen ist. Er enthält einen Papierstreifen oder ein papiernes Amulett, das die Kraft der Gottheit oder des Buddha verkörpert. Daher glaubt man, dass, wenn man den Glücksbringer ständig bei sich trägt – zum Beispiel in der Handtasche oder Brieftasche – die Kraft der Gottheit oder des Buddha den Träger vor Gefahren beschützt.

Unter den zahlreichen omamori in Japan findet man solche für Gesundheit, wirtschaftlichen Erfolg, Glück in der Liebe, erfolgreiche Aufnahmeprüfungen für Schule bzw. Universität oder ein glückliches Familienleben. Sie stammen von Schreinen und Tempeln, die die unterschiedlichsten Gottheiten und Buddha verehren und werden in einer Vielzahl von Formen angeboten. Daher besuchen Japaner oft einen bestimmten Schrein, in dem beispielsweise die Gottheit der Gelehrsamkeit verehrt wird, einen Tempel für eine buddhistische Gottheit, die für eine leichte Geburt sorgt oder einen anderen Ort der Verehrung, der ihren Wünschen entspricht. Manchmal nehmen Leute sogar lange Reisen auf sich, um einen bestimmten Schrein oder Tempel zu besuchen.

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Bild: Schreine und Tempel bieten verschiedene omamori für die unterschiedlichsten Anliegen an. (Foto: Kawagoe Hikawa Shrine)

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Bild: Oft wird der Glücksbringer an einer Brieftasche oder einer Federtasche befestigt, um ihn ständig bei sich zu haben. (Foto: Kawagoe Hikawa Shrine)

Junge Frauen lieben stylische und niedliche Designs

In den letzten Jahren sieht man immer häufiger stylische omamori, die wie Modeaccessoires erscheinen und bewundernde Blicke auf sich ziehen. Ein Beispiel ist ein Amulett in Form eines Bandes, das von einem Schrein in der Stadt Kawagoe in der Präfektur Saitama angeboten wird, der einen ausgezeichneten Ruf für göttlichen Beistand bei der Suche nach einem Ehepartner genießt. Der Glücksbringer verwendet das Motiv einer Kirschblüte; dadurch wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die gewünschte Verbindung aufblühen möge wie eine wunderschöne Kirschblüte.

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Bild: Dieser omamori für die Suche nach einem Ehepartner hat als Motiv eine Kirschblüte. Es gibt sie in unterschiedlichen Farben und Formen, um den Besuchern eine große Auswahl zu bieten. (Foto: Kawagoe Hikawa Shrine)

Ein Tempel in Kamakura in der Präfektur Kanagawa bietet eine ganze Reihe niedlicher und origineller omamori an, darunter auch solche in Form von Erdbeeren oder Marienkäfern. Der Erdbeer-Glücksbringer bringt die Hoffnung zum Ausdruck, dass ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen möge, während der Marienkäfer den Wunsch nach einer sicheren Reise und Erfolg beim Studium repräsentiert.

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Bild: Der Glücksbringer in Gestalt einer Erdbeere bietet göttlichen Beistand für die Erfüllung eines Traums. Der Marienkäfer für sicheres Reisen und gute Noten ist vor allem bei Kindern sehr beliebt. (Foto: Hasedera Temple)

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Bild: Manche Leute tragen ein omamori in Form des Berges Fujisan als Amulett für Sicherheit beim Bergsteigen bei sich. Das Blau wurde von der Kleidung der Shinto-Priester (links) inspiriert, während sich das Rot von den Gewändern der Schrein-Dienerinnen herleitet. (Foto: Fujisan Komitake Shrine)

2014, als der Fujisan (auch als Fujiyama bekannt) in die Liste der Weltnaturerbe-Stätten aufgenommen wurde, begann ein Schrein Glücksbringer in Form des Fujisan anzubieten. Diese Glücksbringer sind mittlerweile in der Region sehr bekannt. Es gibt sie in zwei Farben: blau und rot. Die Farben gehen auf die Gewänder der Shinto-Priester zurück, die die heiligen Rituale durchführen und Feste veranstalten, sowie auf die Gewänder der Schrein-Dienerinnen, die ihnen dabei assistieren. Die omamori sehen daher einmal wie der Fujisan aus und gleichzeitig auch wie jemand, der den Gottheiten dient.

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Bild: Ein omamori in Form einer roten Schnur als Zeichen der Hoffnung, mit einer geliebten Person wiedervereinigt zu werden bzw. als Bitte um göttlichen Beistand bei der Suche nach einem Ehepartner. (Foto: Houmangu Kamado Shrine)

Ein Schrein in der Stadt Dazaifu in der Präfektur Fukuoka bietet einen Glücksbringer in Form eines Armbands in modernem Design an. In dem Schrein wird die Gottheit der Ehe verehrt und er ist zugleich ein „power spot“ (ein Ort, an dem Menschen die Präsenz von Gottheiten oder der Natur spüren können und daraus Kraft für sich selber schöpfen). Das Amulett besteht aus einem roten Band mit einem Schmuckmotiv, das einer Nuss namens „Saikai“ nachempfunden ist. Man kann das Amulett bequem am Handgelenk oder als Kette um den Hals anlegen bzw. an einer Tasche oder etwas Ähnlichem befestigen. Das japanische Wort „Saikai“ bedeutet auch Wiedersehen mit einem Menschen, der durch große Entfernung oder eine lange Zeitspanne von einem getrennt war. Ein Grund für die Beliebtheit dieses Glücksbringers ist die Idee des Schreins, je nach der Situation des Trägers unterschiedliche Knoten in das Band zu knüpfen. Der Schrein bietet verschiedene Techniken des Knotens an, etwa um einen Ehepartner zu finden oder jemanden wiederzusehen, der an einem fernen Ort lebt.

Wie kann man für die „kleine Gottheit“ im eigenen Amulett sorgen?

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Bild: Das niedliche Design dieses omamori an einer Schnur passt sogar zur Handtasche modebewusster Frauen. (Foto: Kawagoe Hikawa Shrine)

Wie lange sollte man sein omamori eigentlich bei sich tragen? Es gibt verschiedene Ansichten. Manche sagen, dass ein Glücksbringer seine Kraft niemals verliert. Andere sagen, dass ein Amulett, das man lange Zeit trägt, unachtsam behandelt oder sogar beschädigt wird, mindestens einmal im Jahr gegen ein neues ausgetauscht werden sollte. Auf jeden Fall soll man, wenn der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, dem Glücksbringer für den bisher gewährten Schutz und Beistand danken und ihn an den Schrein oder Tempel zurückgeben, in dem man ihn erworben hat.

Glücksbringer in vielerlei Gestalten bieten zudem jungen Japanern, die oft über keine enge Beziehung zu Schreinen und Tempeln mehr verfügen, die Chance, sich mit dieser traditionellen Form der Verehrung göttlicher Wesen in Japan wieder vertraut zu machen.

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