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Aufsatzwettbewerb
Studienreise nach Japan
“Study Tour of Japan for European Youth 2006”
Reisebericht mit Fotos
der Siegerin 2006
aus
Berlin / Neue Bundesländer
Ulrike Cadot-Knorr, Jahrgang 1978:
November 2006, wenige Tage nach der Heimkehr:
Auf
meinem Schreibtisch steht der kleine, gefaltete Papierkranich, den wir
im Bus kurz vor unserer Ankunft in Hiroshima gemeinsam mit Kaneko-san
gebastelt haben. Daneben liegen einige dieser filigranen, in ein
unbeschreibliches Rot gefärbten, japanischen Ahornblätter aus Kyoto
sowie ein paar letzte Yen. Plötzlich ist Japan so nah! Es ist mir näher
gekommen und lässt mich seit zwei Wochen nicht mehr los. Die Emotionen
der Reise sind noch frisch und die Eindrücke so vielschichtig.
Sei es
der morgendliche Ausflug (5.00Uhr!) auf dem Tsukiji-Fischmarkt in Tokio,
der Besuch bei der Nagisa Taiko Trommel Gruppe, der mit feurigen
Karaokeklängen endete, oder der des Panasonic Centers Tokyo, der uns in
andere Zeiten versetzte; all diese vielleicht teils widersprüchlich
erscheinenden Einblicke formen in meinem Kopf ein facettenreiches,
jedoch recht kohärentes Porträt von Japan.
Unvergesslich bleibt für mich
die Zeit in der Gastfamilie in Hiroshima in Verbindung mit dem
Friedensgedächtnismuseum und meinem Ausflug mit Mayuki und Maki in einer
japanische Grundschule (wo ich vor der gesamten Klasse Yogaübungen
demonstrierte).
Als ich schließlich eines Abends in einem Ryokan in den Bergen bei Nara auf meinem Futon im Tatami-Raum lag, ereilte mich das Gefühl, den Wurzeln dieser Gesellschaft nicht gar zu fern zu sein und auch im Heute in so vielen Dingen die kulturellen Traditionen Japans zu verspüren. In meinem Notizblock habe ich während der Reise notiert: „-transition of worlds - ein altes, heute noch sehr präsentes Thema im japanischen Alltag“.
Und tatsächlich, auf das ständige, nahezu
reibungslose Übergehen von einer Welt in die andere, von Altem in Neues
oder von realen in ideale, imaginäre Welten wird man hier in allen
Lebenssituationen stoßen.
Nicht nur Mangas und die japanische
Gegenwartsliteratur, auch die allzeit faszinierend hergerichteten
Speisen tragen davon Zeugnis. So mögen die zahlreichen kleinen
Vorspeisen und Gerichte eines Kaiseki-Menüs, die in einem perfekt
inszenierten Einklang arrangiert werden, den Gast für einen winzigen
Augenblick aus seinem Alltag herausreisen und ihn in eine harmonischere
Welt versetzen.
Für uns Europäer boten sich folglich selbst diese
kleinen Gaumenfreuden neben der kulinarischen Bereicherung als ein
anderes Sehen, ein neuer Blickwinkel auf unser eigenes Leben und Handeln
dar.
Interessant war auch der Austausch untereinander. Mit
21 verschiedenen Nationalitäten auf Reisen zu gehen hat einen ganz
eigenen Charme. Unser Study Trip erhielt nicht zuletzt dadurch auch den
gewissen Elan. Konfrontiert mit der uns fremden japanischen Kultur
entstanden zahlreiche Diskussionen, auch „innerhalb Europas“. Da wurden
Vergleiche gezogen, Meinungen ausgetauscht, Diskrepanzen ausdiskutiert
und indes jede freie Stunde zum gemeinsamen unternehmen, ausgehen und
auch feiern genutzt (zum schlafen verblieb letztendlich wenig Zeit).
Die
gemeinsame kulturelle Identität zu fühlen und zu leben war für uns alle
eine prägende Erfahrung.
Nicht deutsch, rumänisch oder isländisch fühlte
man sich. Auf Streifzügen durch das Land der aufgehenden Sonne ließ
Europa für 10 Tage sämtliche innere Schranken dahin schmelzen, und
wollte vor allem so viel wie möglich von der japanischen Kultur in sich
aufnehmen.
Dies ermöglichten uns nicht zuletzt auch unsere beiden
Reisebegleiter Tada-san und Kaneko-san. Ohne sie wäre unsere Reise
sicher nicht so lebendig und besonders gewesen!
Und ich glaube, wir alle
werden in so manch nostalgischer Stunde noch an Tada-san mit Bebios
Gitarre in der Hand „Country Road...“ singend denken!
Mein unermesslicher Dank für diese einmalige Erfahrung gilt ihnen beiden sowie allen anderen am Gelingen dieser Reise Beteiligten, vor Ort sowie daheim! Vielen Dank Herr Yamada und Frau Morita vom Außenministerium in Tokio! Vielen Dank Herr Teraoka, Frau Sugaya und Frau von Bülow von der Japanischen Botschaft in Berlin!
Alle Fotos (c) Ulrike Cadot-Knorr:
Panasonic Center in Tokyo
Herbstfärbung in Kyoto
Tsujkiji-Fischmarkt in Tokyo
Nagisa Taiko Trommel Gruppe
Hiroshima Friedensdom
Ulrike mit ihrer Gastfamilie in HiroshimaDie Gruppe vor dem Parlamentsgebäude in Tokyo
Todaiji-Tempel in Nara
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