Home > Presse & Publikationen > Japan Brief

Japan Brief (Foreign Press Center Japan)
23. 03. 2006
Japan gewinnt erste Weltmeisterschaft im Baseball
Im Finale der ersten World Baseball Classic (WBC), einem Turnier mehrerer Länder und Regionen der ganzen Welt, das am 20. März (Ortszeit) im kalifornischen San Diego ausgetragen wurde, schlug Japan Kuba mit 10:6 und wurde damit der erste Weltmeister im Baseball. Die Kunde vom Sieg der Nationalmannschaft löste in Japan Wellen der Begeisterung und des Jubels aus. Unmittelbar nach dem Spiel - am 21. März gegen 16:00 japanischer Zeit - versuchten Menschenmengen in Städten wie Tokyo, Osaka und Fukuoka an Sonderausgaben der Zeitungen über Japans Triumph zu kommen - der Tumult war so groß, dass einige Menschen offenbar verletzt wurden. In ihren Morgenausgaben vom 22. März bejubelten vier der fünf führenden japanischen Zeitungen (bis auf die Nihon Keizai Shimbun) die Leistung der japanischen Mannschaft mit Schlagzeilen und Leitartikeln auf ihren Titelseiten sowie auch in Berichten auf den Sport- und Innenpolitikseiten.
Stolz auf Japans WM-Sieg
Wie durch die Schlagzeilen auf den Titelseiten der Asahi Shimbun ("Japan: Weltmeister!") und der Sankei Shimbun ("Japan besiegt die Welt!") deutlich wurde, liegt der Hauptgrund der überschwänglichen Freude der japanischen Öffentlichkeit über den WM-Sieg vor allem darin, dass damit bewiesen wurde, dass sich der japanische Baseball auf höchstem Weltniveau befindet.
Baseball ist ein Sport, dessen Ursprung in den USA liegt und der von dort in andere Länder eingeführt wurde. Professionelles Baseball hat in den Vereinigten Staaten eine lange Geschichte - die National League wurde bereits 1876 gegründet, die American League im Jahr 1900. Obgleich Baseball inzwischen die beliebteste Sportart in einigen asiatischen Ländern geworden ist, kam das professionelle Baseball erst sehr viel später nach Asien - 1936 nach Japan, 1981 nach Südkorea und 1990 nach Taiwan.
Es galt als allgemein bekannt, dass die Vereinigten Staaten das erfolgreichste Baseball-Land der Welt sind und große Leistungsunterschiede zwischen dem Niveau der USA und der anderen Länder bestehen. Tatsächlich ist allein die Bezeichnung des jährlichen Baseballturniers der Sieger der beiden amerikanischen Ligen zur Ermittlung des nationalen Champions als "World Series" bezeichnend dafür, dass die USA ihre Überlegenheit als gegeben ansehen. Deshalb gab es im Baseball bislang auch kein weltweites Turnier, in dem verschiedene Länder gegeneinander antraten, um den Besten zu ermitteln, wie es z.B. die Weltmeisterschaften im Fußball oder Volleyball tun.
Die Idee für das Baseball-Weltturnier (WBC) war somit - wenn auch ein später - historischer Versuch, die stärkste Baseballnation der Welt zu ermitteln. Vor dem Hintergrund der festlichen Stimmung und des Stolzes auf Japans Erfolg brachten sowohl die Yomiuri Shimbun als auch die Manichi Shimbun jeweils unter den Überschriften "Leistung erbracht: Qualitätsbeweis für japanischen Baseball" und "Erfolg auf der Weltbühne: Überraschungstriumph im Baseball" doppelseitige Sonderberichte auf ihren Sportseiten.
Positive Bewertung des Baseball-Weltturniers (WBC)
Baseball ist in Japan und den USA ein beliebter Sport mit einer riesigen Anzahl von Fans. Trotzdem sind es nur einige Länder in Nordamerika, Lateinamerika und Ostasien, in denen die Menschen von diesem Sport begeistert sind und professionelle Baseballspiele große Zuschauermengen anziehen. Weltweit gesehen liegt Baseball jedoch, was seine Popularität betrifft, weit hinter Fußball zurück. Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Artikel der japanischen Tageszeitungen hochzufrieden, dass die Weltmeisterschaft den Menschen einen guten Vorgeschmack auf die Anziehungskraft dieses Sports gegeben hat.
Die Mainichi schrieb mit tiefer Befriedigung: "Was hat Fußball, was Baseball nicht hat? Die Antwort lautet: eine Fußballweltmeisterschaft - ein Turnier von Ländern und Regionen unter professioneller Beteiligung zur Ermittlung der besten Mannschaft der Welt. Da die wichtigste Baseball-Liga (die US-amerikanische Major League Baseball), die die besten Spieler der Welt vereint, nach wie vor ihre Kooperation verweigert, konnte das olympische Baseball nie als eine wahre Weltmeisterschaft angesehen werden und wird ab 2012 als olympische Disziplin gestrichen. Die Major League Baseball und deren Spielervereinigung, die die Olympischen Spiele boykottierten, standen somit in der Pflicht, an Stelle der Olympiade ein vergleichbares Turnier zu organisieren. Das war nun die World Baseball Classic. Die Spiele der teilnehmenden Ländermannschaften, die aus deren besten Mitgliedern, einschließlich der der Major League, berufen wurden, waren sehr eindrucksvoll und sehenswert." Sie fügte hinzu: "Das große Interesse machte deutlich, dass sich die WBC in Zukunft zu einem Ereignis vergleichbar mit der Fußballweltmeisterschaft entwickeln könnte."
Die Yomiuri begrüßte die gewachsene Stärke des asiatischen Baseball und kommentierte in ihrem Artikel: "Lässt man die WBC von 2006, die von der Major League Baseball organisiert wurde, Revue passieren, wird sich kaum jemand an die drei Spiele Japans gegen Südkorea erinnern. In der ersten und zweiten Runde musste Japan zwei aufeinander folgende Niederlagen einstecken. Südkorea, mit Pitchers der Major League ausgestattet, galt als das beste Team, das das Land je hatte - stark genug, die Vereinigten Staaten im Viertelfinale zu schlagen. Und obgleich Japan Südkorea im Halbfinale mit 6:0 besiegte, war das japanische Team mit seiner Leistung während des Turniers unzufrieden. Im Ergebnis jedoch konnten beide Länder der Welt zeigen, auf welch hohem Niveau sich der asiatische Baseball befindet." Anerkennend schrieb sie zum Ausgang der Weltmeisterschaft: "Wir gratulieren der Weltmeisterschaft zum Erreichen ihres eigentlichen Anliegens - das weltweite Interesse für Baseball anzuregen, neue Fans zu gewinnen und die Anzahl der Jugendlichen, die selbst Baseball spielen möchten, zu steigern."
Aufgaben für die nächste Weltmeisterschaft
Der Gewinn des Weltmeistertitels durch die japanische Mannschaft versetzte das ganze Land in einen Freudentaumel. Gleichzeitig verwiesen die nationalen Zeitungen jedoch vorsichtig auf eine Reihe von Problemen, die die erste WBC aufgeworfen hatte - darunter den Zeitpunkt des Turniers, seine Organisation und die Unparteilichkeit der Schiedsrichter.
Indem sie den Egoismus der USA als Baseball-Macht kritisierte, betonte die Sankei kritisch: "Dieses Turnier wurde ursprünglich mit dem Ziel der Internationalisierung des Baseballsports auf der Basis eines Vorschlags der Vereinigten Staaten an die anderen Länder ins Leben gerufen. Von diesem gut gemeinten Anliegen abgesehen gab es bereits im Vorfeld hinsichtlich der Zeitplanung und der Rekrutierung der Schiedsrichter Kritik am von den Vereinigten Staaten dominierten Management. So hatte sich z.B. Japan vehement dafür eingesetzt, das Turnier entweder im Juli oder November zu veranstalten. Da die Vereinigten Staaten jedoch sowohl aufgrund des All-Star-Spiels der Major League gegen den Termin im Juli als auch gegen den November waren, da das Turnier dann mit der Saison der National Football League zusammengefallen wäre, fand es letztendlich im März statt. Dazu kam, dass amerikanische Schiedsrichter während des Turniers in den Spielen gegen Japan und Mexiko fragwürdige Entscheidungen zugunsten der USA trafen, die einen Schatten auf die WBC warfen. Dies war sehr bedauerlich." Die Sankei schrieb weiter: "Die nächste Weltmeisterschaft wird in drei Jahren, 2009, stattfinden und dann - ähnlich den Olympischen Spielen - in einem regelmäßigen Turnus alle vier Jahre. Die Organisatoren sollten die zahlreichen Probleme, die während der ersten WBC aufgetreten sind, berücksichtigen und versuchen, eine richtige Baseball-WM auf die Beine zu stellen, die alle überzeugt."
Die Mainichi konnte ihre Unzufriedenheit mit
der Major League Baseball (MLB), dem Ausrichter der
Weltmeisterschaft, nicht verhehlen. Sie betonte: "Zweifel an der
Berufung der Schiedsrichter, die unparteiisch sein sollten, und den
Leistungen einiger Unparteiischer wurden laut. Zudem gab es
Unklarheiten hinsichtlich der Regionalblocks in den Vorrunden und
den Gruppen innerhalb des Turniers. Der Verdacht lag in der Luft,
die Major League Baseball (MLB) habe vorsätzlich ein
Aufeinandertreffen der US-Mannschaft mit lateinamerikanischen Teams,
in denen viele Spieler der Major League sind, vermieden. Auch wenn
wir die Notwendigkeit der Festsetzung einer maximalen Zahl von
Pitches, die ein Pitcher schlagen darf, mit Rücksicht auf den
Einfluss auf die Spiele während des Turniers nachvollziehen können,
ist eine solche Sonderregel in sportlichen Wettkämpfen doch eher
unüblich und hat dem Turnier, das der Ermittlung des Besten der Welt
dienen sollte, auch Sympathien gekostet."
(Copyright 2006 Foreign Press Center,
Japan)
zum Überblick über JAPAN BRIEF