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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


13. 04. 2006


Neue Informationen durch DNS-Tests: Ehemann der entführten Japanerin Megumi Yokota ist entführter Südkoreaner


Im Rahmen der Sammlung von Informationen über die Entführung japanischer Staatsbürger durch Nordkorea hat die Regierung von Japan in Zusammenarbeit mit Familien von Entführungsopfern in der Republik Korea (Südkorea) bei mehreren Instituten DNS-Tests von fünf südkoreanischen Entführungsopfern durchführen lassen, die als mögliche Ehepartner der entführten Japanerin Megumi Yokota gelten. Bei einer Pressekonferenz am 11. April gab Chefkabinettsekretär Shinzo Abe die Testergebnisse bekannt, nach denen mit großer Wahrscheinlichkeit einer der fünf Untersuchten, Kim Young Nam, mit Yokotas Tochter in Nordkorea, Kim Hye Gyong, verwandt ist.

Yokota wurde als 13-Jährige im November 1977 in der Präfektur Niigata entführt. Kim Young Nam gilt seit August 1978 vermisst, als er an einem Badestrand im Süden der Republik Korea verschwand; er war damals Oberschüler. Zunächst war vermutet worden, er sei ertrunken, später jedoch erklärte ein ehemaliger nordkoreanischer Geheimagent, dass Kim entführt worden sei. Nachdem Organisationen der Familien von Entführungsopfern in Japan und Südkorea darum gebeten hatten, beauftragte die japanische Regierung zwei Universitäten in Japan mit der Untersuchung von DNS-Proben aus Blut und Haaren, die von den Familien zur Verfügung gestellt worden waren.

Bei den Japanisch-Nordkoreanischen Konsultationen auf Arbeitsebene, die im November 2004 in Pjöngjang stattfanden, stellte Nordkorea der Regierung von Japan einen Mann namens Kim Chol Jun als Ehemann von Megumi Yokota vor. Zugleich übergab sie kremierte Überreste, die angeblich diejenigen Megumis waren. Untersuchungen in Japan ergaben jedoch, dass die Überreste zu einer anderen Person gehörten. Chefkabinettsekretär Abe sagte, die Regierung werde weitere Untersuchungen anstellen, um herauszufinden, ob Kim Young Nam und Kim Chol Jun dieselbe Person sind.

Ebenfalls am 11. April fanden in Tokyo informelle Gespräche zwischen Regierungsvertretern im Zusammenhang mit den Sechs-Parteiengesprächen über das nordkoreanische Nuklearprogramm statt. Bei der Zusammenkunft mit dem nordkoreanischen Vizeaußenminister Kim Gye Gwan, der dazu nach Japan gekommen war, forderte der japanische Vertreter angesichts der Ergebnisse der jüngsten DNS-Tests mit Nachdruck, dass Nordkorea sich bei der Lösung des Problems der Entführungen aufrichtig verhalten solle. Zudem überreichte er die Testresultate dem Vertreter der südkoreanischen Regierung. Die jüngsten Tests haben deutlich gemacht, dass das Problem der Entführungen sich international ausbreitet. So ist von nicht weniger als 485 Entführungsopfern in Südkorea die Rede. Man kann nun davon ausgehen, dass Japan und Südkorea bei der Untersuchung und Lösung dieser Frage zusammenwirken werden. Auf eine Frage von Journalisten meinte Ministerpräsident Junichiro Koizumi am 11. April: "[Nordkorea] sollte auf die Untersuchungen in Bezug auf das Problem ernsthaft reagieren."

Kommentare der Tageszeitungen: Engere Zusammenarbeit zwischen Japan und Südkorea erwartet

Nachdem die japanische Regierung die Ergebnisse der DNS-Untersuchungen bekannt gegeben hatte, befassten sich Japans führende Tageszeitungen in ihren Leitartikeln vom 12. und 13. April mit diesem Thema.

Unter der Überschrift "Entführungsfall Megumi: Tokyo und Seoul sollten zusammenwirken um Antworten zu finden" konnte der Leitartikel der Asahi Shimbun (12. April) seine Empörung nicht verbergen: "Japaner oder Koreaner - es gibt keinen Unterschied in der Wut und im Schmerz einer Mutter über den Verlust ihres Kindes aus irgendeinem nichtakzeptablen Grund ... Wir werden wieder einmal an das pure Böse der Verbrechen Nordkoreas erinnert." Indem sie ihre Hoffnungen auf die künftige Entwicklung zum Ausdruck brachte, fuhr sie fort: "Nun, da sich herausgestellt hat, dass der Vater von Megumis Tochter in Nordkorea ein Entführter aus Südkorea ist, ist zu erwarten, dass das öffentliche Interesse in Südkorea an diesem Fall wieder spürbar zunimmt. Wir hoffen, dass Tokyo seine Zusammenarbeit mit Seoul verstärkt, um die Wahrheit herauszufinden und das Problem der Entführungen zu beenden."

Der Leitartikel der Mainichi Shimbun (12. April) titelte: "Japan und Südkorea müssen für die Lösung der Entführungsfrage zusammenwirken" und richtete die Aufmerksamkeit auf das Vorgehen Südkoreas bei einer Zusammenkunft zwischen Nord- und Südkorea auf Ministerebene, die am 21. April in Pjöngjang beginnt. Sie kommentierte: "Südkorea scheint seine Haltung zum Problem der Entführungen zu überdenken. Wir hoffen, dass die südkoreanische Regierung eine aufgeschlossenere Haltung in Bezug auf die Lösung des Problems der durch Nordkorea Entführten einnimmt." Weiter schlug die Mainichi vor: "Die Regierungen Japans und Südkoreas sollten diese Gelegenheit ergreifen, um kooperative Beziehungen zu gestalten. Dazu gehört u.a. die Einrichtung von Verbindungsbüros in Bezug auf das Entführungsproblem. Zudem müssen Japan und Südkorea Anstrengungen unternehmen, um Megumis Mann nach Südkorea zurückzubringen. Wenn wir diese Art von Kooperation verwirklichen, könnten sich womöglich auch Hinweise für die Lösung des Problems in Bezug auf Megumi und die anderen japanischen Entführten ergeben."

Unter der Überschrift "DNS-Tests bezeugen Nordkoreas Grausamkeit" meinte der Leitartikel der Yomiuri Shimbun (12. April), dass nach dem Vorliegen der Testresultate "die Regierung von Japan für die Untersuchung des verachtenswerten Terrorstaates Nordkorea enger mit Südkorea zusammenarbeiten sollte." Mit Blick auf die Unterschiede zwischen den bisherigen Erklärungen Nordkoreas und den Zeugenaussagen japanischer Entführter, die nach Japan zurückkehren konnten, meinte die Zeitung: "Diese Erklärungen beweisen, dass die Entführungen von Staats wegen organisiert wurden. Die Entführten konnten auf Befehl der Führungskreise in Nordkorea zu Heiraten gezwungen werden." Zudem betonte die Yomiuri angesichts dessen, dass nach wie vor unklar ist, wie die Entführungen durchgeführt und wie die Opfer gefangen gehalten wurden: "Die Regierung darf nicht zulassen, dass Nordkorea das Entführungsproblem als ‚gelöst' bezeichnet. Die Untersuchungen müssen weiter gehen und Stück für Stück ans Licht bringen, was Nordkorea getan hat und was es jetzt tut."

Der Leitartikel der Sankei Shimbun (12. April) titelte "Das Problem durch Zusammenarbeit zwischen Japan und Südkorea lösen" und meinte, dass sich als Ergebnis der japanischen DNS-Tests "ein effizienter Weg für das Zusammenwirken Japans und Südkoreas für die Lösung der Entführungen aufgetan hat... [Die Testergebnisse] sind das Produkt der Kooperation auf südkoreanischer Seite sowie wissenschaftlicher Untersuchungen auf japanischer Seite." Sie fuhr fort: "Der Norden sollte auf die Testergebnisse aufrichtig reagieren und so rasch wie möglich Schritte zur Rückkehr der Entführten und weiterer Personen aus den beiden Ländern ergreifen. Eine unaufrichtige Reaktion wie diejenige, die der Norden machte, als japanische Untersuchungen ergaben, dass die Überreste, die der Norden als diejenigen von Megumi übergeben hatte, sich als falsch herausstellten, wäre unverzeihlich." Zugleich kommentierte die Sankei die versöhnliche Haltung der Regierung von Präsident Roh Moo Hyun gegenüber dem Norden: "Nun, da sich herausgestellt hat, dass Megumis Mann ein Entführter aus Südkorea ist, sollte Seoul seine Haltung ändern und im Zusammenwirken mit Japan den Norden nachdrücklich auffordern, die Opfer zurückkehren zu lassen. Wenn sie dies tut, würde dies die Einschließung des Nordens durch Japan, die vereinigten Staaten, die Europäische Union und andere noch verstärken." Die Sankei verlangte auch von der japanischen Regierung: "Die Entführungen sind staatliche Verbrechen des Nordens gegen menschliches Leben. Die Regierung von Japan sollte nicht zögern, Vorbereitungen für die Verhängung von Sanktionen zu ergreifen."

Unter der Überschrift "Japan und Südkorea sollten bei den Entführungen  und dem Nuklearproblem zusammenarbeiten" meinte der Leitartikel der Nihon Keizai Shimbun (13. April) bezüglich der Bekanntgabe der Testergebnisse in Tokyo: "Dies war sehr effektiv in Bezug darauf, anderen Länder die internationale Ausbreitung des Entführungsproblems vor Augen zu führen... Die Kooperation der südkoreanischen Regierung beim Vergleich der DNS-Proben der Familie von Kim Young Nam und der Tochter von Megumi Yokota, Kim Hye Gyong, wurde offensichtlich von der Tatsache beeinflusst, dass zunehmend Opfer aus aller Welt identifiziert werden, u.a. aus Thailand und Libanon, sowie dass das internationale Interesse von Tag zu Tag zunimmt." Sie fügte hinzu: "Japan sollte diese Gelegenheit zum Ausbau der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Kreisen in Südkorea - mit der Regierung und den Familien der Entführungsopfer im Mittelpunkt - ausweiten. Die Regierung von Präsident Roh Moo Hyun wird nun mit Sicherheit mehr Gespür für das einheimische und internationale Interesse am Entführungsproblem sowie für die Stimmen der betroffenen Familien entwickeln."

(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)

 

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