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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)
11. 05. 2006
Ministerpräsident Koizumi besucht Afrika
Ministerpräsident Junichiro Koizumi besuchte vom 29. April bis 5. Mai Äthiopien, Ghana und Schweden. Es war der erste Besuch eines amtierenden japanischen Ministerpräsidenten in diesen drei Ländern. In Äthiopien sprach Koizumi im Amtssitz der Afrikanischen Union (AU), die sich aus 53 Ländern und Regionen zusammensetzt und damit über ein Viertel der Mitglieder der Vereinten Nationen repräsentiert. In seiner Rede betonte Ministerpräsident Koizumi, dass Japan seine Hilfe für Afrikas Selbsthilfe fortsetzen werde. Ein Ziel der Reise bestand in der Vertiefung der Beziehungen zu Afrika und dem Bemühen, um Unterstützung für Japans Initiative zur Reform der VN zu werben.
Während der einwöchigen Reise von Afrika nach Skandinavien setzte sich Ministerpräsident Koizumi wiederholt eine Reform der VN ein. Demgegenüber kündigten die AU, Äthiopien und Ghana ihre Unterstützung für Japan an, während Schweden, das derzeit den Vorsitz in der VN-Generalversammlung innehat, zumindest der Notwendigkeit der Reform der VN zustimmte. Dies mag als Anzeichen dafür gelten, dass einige Fortschritte erzielt wurden.
Hintergrund des Afrika-Besuchs
Japan hat schon seit langer Zeit ein starkes Interesse an Afrika und richtete seit 1993 bereits dreimal die Tokyoter Konferenz zur Entwicklung Afrikas (TICAD) aus. "Die Bewahrung des Friedens" ist eine der Grundsäulen japanischer Afrika-Politik. Dementsprechend brachte die Nihon Keizai Shimbun in ihrem Leitartikel vom 28. April ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Reise "eine gute Möglichkeit für Japan ist, seinen Willen zur Unterstützung Afrikas und zur Mitwirkung an der Lösung regionaler Konflikte zum Ausdruck zu bringen." Der Leitartikel unterstrich zudem, dass die von Japan zugesagte offizielle Entwicklungshilfe (ODA) für Afrika dazu beitragen werde, "Japans Image als ein Land zu festigen, das zu seinem Wort steht."
Die Sankei Shimbun widmete sich am 28. April dem Hintergrund der Reise und verwies auf Japans Beteiligung an der Lösung grenzüberschreitender Fragen, wie etwa der Ausbreitung der Vogelgrippe oder AIDS und hob hervor, dass "die Sorge wächst, dass Terroristen aus dem Nahen Osten nach Afrika vordringen könnten." Die Sankei fuhr mit der Beobachtung fort, dass "Ghana mit seinem wachsenden wirtschaftlichen Potential eine Vorbildrolle (für Afrika) spielt und dazu Anlass gibt, Japans Hilfe für Afrika zu überdenken." Die Sankei berichtete weiter, dass japanische Regierungskreise andeuteten, dass es ein kaum verhülltes weiteres Motiv für die Reise gab - nämlich "China auszubremsen, das zunehmend in Afrika Fuß fasst, um Rohstoffe für sich zu sichern."
Die strategischen Ziele der Afrika-Reise
Die Mainichi Shimbun untermauerte ihre Sicht der Dinge und verwies darauf, dass Ministerpräsident Koizumis Reise nach Afrika "ein Versuch ist, Chinas wachsende Präsenz in Afrika einzudämmen." China startete eine umfangreiche diplomatische Kampagne, um Afrika zu umwerben und der chinesische Präsident Hu Jintao besuchte Afrika noch vor Ministerpräsident Koizumi. In demselben Artikel stellte die Mainichi fest: "Tatsache ist, dass die Industriestaaten unruhig auf den Nägeln kauen, während China seine diplomatische Agenda zur Sicherung von Ressourcen umsetzt." Die Sankei (28. April) wertete den Besuch Koizumis bei der Afrikanischen Union als Zeichen dafür, dass er "versucht, verlorenen Boden zurück zu gewinnen".
Hideo Noguchi-Preis
In Ghana, der zweiten Station seiner Reise, schlug Ministerpräsident Koizumi die Ausschreibung des Hideo Noguchi-Preises vor. Die Sankei berichtete über Ministerpräsident Koizumis Erklärung, dass dieser Preis "Japan und Afrika noch näher zusammenführen wird" und seine Absicht, diesen "dem Nobel-Preis ebenbürtig" zu machen. Ghanas Präsident John Kufuor begrüßte diesen Vorschlag begeistert. Der Preis soll für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der medizinischen Forschung und Praxis verliehen werden. Die erste Preisverleihung ist für 2008 geplant, dem 80. Todestag Noguchis. Noguchi hatte in Ghana Forschungen über Gelbfieber betrieben, als er dort starb.
Ergebnisse der Afrika-Reise
Im Vorfeld des Besuchs von Ministerpräsident Koizumi in Afrika schrieb die Nikkei am 28. April in ihrem Leitartikel mit der Überschrift "Japans Präsenz in ganz Afrika deutlich machen", dass dieser "eine gute Möglichkeit für Japan darstellt, seine Entschlossenheit zur Hilfeleistung für Afrika deutlich zu machen ... Es gibt innerhalb der internationalen Gemeinschaft etliche Beispiele dafür, dass zugesagte Hilfe nicht eingehalten wurde. Der Besuch des Ministerpräsidenten sollte Japans Renommee als ein Land festigen, das zu seinem Wort steht ... Die Außenpolitik Japans gründet sich auf der Überzeugung, dass ‚es ohne eine Lösung der Probleme, denen sich Afrika gegenüber sieht, keine Sicherheit und Prosperität in der Welt geben kann'. Wir hoffen, dass der Ministerpräsident diese Haltung auf seiner Reise verdeutlicht."
Die Sankei brachte am 30. April ähnliche Gedanken zum Ausdruck und schrieb in ihrem Leitartikel: "Es bleibt zu hoffen, dass der Besuch die Bedeutung von Japans Diplomatie in Afrika festigt. Japans Hilfe und Unterstützung beruht auf den positiven Erfahrungen seiner geleisteten Hilfestellung in Asien. Japans Ansatz zurückhaltender, aber ständiger Bemühungen, um andere Nationen in die Lage zu versetzen, sich selbst zu helfen, erfährt zunehmend Unterstützung. Japan sollte seine speziellen Hilfsmaßnahmen fortsetzen."
Die Mainichi wiederum stellte fest, dass "die Reise mit Blick auf die Koordinierung der Unterstützung für die VN- Reform durchaus erfolgreich war, ohne jedoch bei der Umgestaltung des Sicherheitsrats konkrete Ergebnisse zu erzielen. Die Zusage von Unterstützung und Zusammenarbeit ist wohl kaum mehr als ein Lippenbekenntnis." Die Sankei unterstrich am 5. Mai: "Das Hilfspaket für Afrika, das der Ministerpräsident in Äthiopien vorstellte, war zu vage, und es ist zweifelhaft, ob es Japans Präsenz in Afrika erfolgreich verstärken kann, da China bereits bemerkenswerte Fortschritte gemacht hat."
(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)