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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)
29. 05. 2006
Japan verbessert Beziehungen zu Südkorea und China
Am Abend des 23. Mai traf Japans Außenminister Taro Aso am Rande des Treffens auf Ministerebene im Rahmen des fünften Dialogs für asiatische Zusammenarbeit (ACD) in Doha, der Hauptstadt von Katar, mit einigen Amtskollegen zusammen. So führte er jeweils separate Gespräche mit dem Außen- und Handelsminister von Südkorea, Ban Ki-Moon, und mit dem chinesischen Außenminister Li Zhaoxing. Das letzte Zusammentreffen mit dem Außenminister Südkoreas fand vor fünf Monaten im Dezember 2005 statt, und das letzte Treffen mit dem Außenminister Chinas fand im Mai 2005 statt und liegt bereits ein Jahr zurück. Für Außenminister Aso war es das erste Mal in seiner Amtszeit, dass er mit seinem chinesischen Amtskollegen zusammentraf.
Am 25. Mai kommentierten die führenden japanischen Tageszeitungen in ihren Leitartikel die Treffen in Doha. Die Asahi Shimbun schrieb: "Treffen auf Arbeitsebene für eine Verbesserung der Beziehungen eingeleitet." Die Nihon Keizai Shimbun (Nikkei) kommentierte: "Weder Li Zhaoxing aus China noch Ban Ki-Moon aus Südkorea versuchten gar nicht erst, den Ärger ihrer Länder über die Besuche von Ministerpräsident Junichiro Koizumi im Yasukuni-Schrein zu verbergen ... beide zeigten jedoch die ernste Absicht, mehr für die Gestaltung 'zukunftsorientierter' Beziehungen zu Japan zu tun." Der Sonderbericht der Mainichi Shimbun aus Doha (Morgenausgabe des 25. Mai) unterstrich, dass diese Runde der Außenministergespräche vor dem Hintergrund wachsender internationaler Besorgnis hinsichtlich der notwendigen Vermeidung einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zwischen Japan und seinen Nachbarn stattfand. Der Artikel stellte fest: "Wachsender internationaler Druck zur Verbesserung der Beziehungen in Ostasien spielte eine wichtige Rolle, um die drei widerstrebenden Außenminister zum Handeln zu zwingen." Darüber hinaus beobachtete die Asahi in ihrem Sonderbericht aus Doha (Morgenausgabe des 25. Mai), dass China und Südkorea beabsichtigen, "das Verhältnis erst wieder nach Koizumis Abgang im September zu verbessern." Die Asahi vermutete zudem, dass die Gespräche für Außenminister Aso eine wichtige Gelegenheit boten, "seinen Einsatz im Zusammenhang mit den umstrittenen Fragen der Außenpolitik gegenüber Asien deutlich zu machen - zu einer Zeit, da sich die Liberaldemokratische Partei einen neuen Vorsitzenden suchen muss."
Außenministertreffen zwischen Japan und Südkorea
Das 90-minütige Treffen der Außenminister Japans und Südkoreas bot die Gelegenheit zu einem Meinungsaustausch über die konfrontative Problematik der Untersuchung des Meeresbodens um die Takeshima-Inseln (oder Dokdo). Das Gespräch befasste sich zudem mit so unterschiedlichen Themen "zwischen beiden Ländern, wie die unterschiedliche Geschichtsauffassung, eine gemeinsame Studie zur Rückführung der sterblichen Überreste von Bewohnern der koreanischen Halbinsel, die während des Krieges von Japan zwangsrekrutiert wurden, die Frage der Entwicklung von Kernwaffen und Raketen durch Nordkorea sowie die Entführung von Japanern und Südkoreanern nach Nordkorea" (Mainichi). Beide Außenminister verständigten sich darauf, die Verhandlungen über die Festlegung des Grenzverlaufs der ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) im Japanischen Meer wieder aufzunehmen. Diese Verhandlungen, die seit Juni 2000 stagnieren, werden nun im Juni in Tokyo fortgesetzt. Die Mainichi stellte fest: "Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir hartnäckig an den Verhandlungen festhalten und ernste Zerwürfnisse vermeiden." Als die Frage der Besuche von Ministerpräsident Koizumi im Yasukuni-Schrein zur Sprache kam, forderte Außenminister Ban ein Ende der Besuche. Außenminister Aso hingegen rückte nicht von der japanischen Haltung in dieser Frage ab und äußerte hinsichtlich seiner eigenen Rolle vorsichtig (laut Asahi): "Ich werde auf der Grundlage meiner persönlichen Gefühle und der öffentlichen Meinung eine angemessene Entscheidung treffen."
Außenministertreffen zwischen Japan und China
Die Außenminister Chinas und Japans erörterten ebenfalls über neunzig Minuten lang die Beziehungen zwischen ihren beiden Ländern. Die Asahi schrieb in ihrem Leitartikel: "Obgleich Li die 'japanische Führung' aufrief, von Besuchen im Yasukuni-Schrein Abstand zu nehmen, sprach er sich gleichzeitig für eine Fortsetzung des Dialogs aus und erklärte sich in verschiedenen Bereichen, u.a. bei der Erschließung von Erdgasfeldern im Ostchinesischen Meer, zur Zusammenarbeit mit der japanischen Seite bereit." Die Nikkei meinte in ihrem Leitartikel: "Li beharrte auf seiner Kritik an den wiederholten Besuchen Koizumis im Yasukuni-Schrein ... Er unterstrich jedoch zugleich, dass Präsident Hu Jintao großen Wert auf die Verbesserung und den Ausbau der Beziehungen Chinas zu Japan legt." Der Leitartikel betonte zudem, dass Aso und Li Übereinstimmung hinsichtlich der Ausbeutung der Erdgasfelder erzielten: "Sie kamen darin überein, hinsichtlich der Erschließung der Erdgasfelder sowohl Gespräche auf höchster Ebene zu forcieren, als auch eine neue Diskussion sowie neue Kommunikationskanäle zu erwägen, um unvorgesehene Zwischenfälle im Ostchinesischen Meer zu vermeiden." Die Yomiuri Shimbun bemerkte in ihrem Leitartikel vom 25. Mai: "Bezüglich der Frage der Entführungen durch Nordkorea beharrte China auf seiner Haltung, dass es sich dabei um ein Problem zwischen Japan und Nordkorea handelt ... Angesichts der Bedeutung sagte Li [allerdings] zu, dass sein Land das Problem berücksichtigen wird." Die Mainichi (Morgenausgabe des 25. Mai) schrieb: "Auch wenn Li unbeirrt Koizumis Besuche im Yasukuni-Schrein anprangert - China hat gezeigt, dass es willens ist, die Beziehungen zu verbessern, wohingegen Südkorea auf seiner harten Linie beharrt. Herausragendes Merkmal der beiden Treffen ist der deutlich werdende Unterschied in der Vorgehensweise beider Länder." Die Mainichi kommentierte in ihrem Leitartikel: "Es scheint, dass China eher danach strebt, die Beziehungen zu verbessern, als Südkorea."
Die Zukunft der bilateralen Beziehungen
In ihrem Leitartikel zu den Treffen der Außenminister vom 25. Mai beobachtete die Asahi: "Zu einer Zeit, in der Japan nicht in der Lage ist, Gipfelgespräche mit seinen asiatischen Nachbarn zu führen, beginnen die Treffen auf Arbeitsebene zu einer Verbesserung der Beziehungen beizutragen." In der Hoffnung auf künftige Fortschritte in den bilateralen Beziehungen zitierte der oben genannte Sonderbericht der Asahi aus Doha die Haltung von Außenminister Aso zu den Besuchen im Yasukuni-Schrein ("Ich werde auf der Grundlage meiner persönlichen Gefühle und der öffentlichen Meinung eine angemessene Entscheidung treffen.") und bemerkte: "Wenn er über verantwortungsbewusstes Verhalten gegenüber den benachbarten Ländern spricht, meint er, dass er hinsichtlich der Besuche des Schreins vorsichtig ist." In ihrem Leitartikel unter der Überschrift "Japan und seine Nachbarn unternehmen vorsichtige Schritte für eine Annäherung" schrieb die Nikkei: "Das Treffen zwischen Aso und Li erbrachte Anzeichen dafür, dass Beijing und Tokyo mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch antijapanischer Krawalle in ganz China nun versuchen, Wege zur Verbesserung des gestörten Verhältnisses zu finden." Bezüglich Südkorea stellte der Leitartikel angesichts der Tatsache, dass Außenminister Ban die Frage der Souveränität Takeshimas vermied, obwohl er gleichzeitig ein Ende der Besuche Koizumis im Yasukuni-Schrein forderte, fest: "Asos Gespräche mit Ban geben gleichfalls Grund zur Hoffnung". Der Leitartikel betonte zudem, dass sowohl Südkorea als auch China zeigen, dass sie zu Zugeständnissen bereit sind, um eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zu vermeiden - allerdings "könnte ein erneuter Besuch Koizumis im Yasukuni-Schrein diese Hoffnung zunichte machen."
Die Mainichi kommentierte in ihrem Leitartikel: "Es ist wichtig anzumerken, dass die Übereinkunft, am 12. und 13. Juni in Tokyo Gespräche über die Festlegung des Grenzverlaufs der ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) abzuhalten, eine Frage betrifft, die eng mit der Untersuchung des Meeresbodens verknüpft ist." Der Bericht fuhr fort: "Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir hartnäckig an den Verhandlungen festhalten und weitere Konfrontationen vermeiden." Nichtsdestotrotz warnte sie: "Es besteht die Gefahr, dass dieses Problem den verzerrten Nationalismus in der Öffentlichkeit weiter anfacht. Was Not tut, ist nicht nur diplomatisches Geschick, sondern gleichfalls der Einzug von mehr Besonnenheit in die Innenpolitik."
Der Leitartikel der Asahi zeigte sich gegenüber der Wiederaufnahme der chinesisch-japanischen Außenministertreffen nach einem Jahr des Schweigens optimistisch. Er führte aus: "Wir begrüßen die Art, in der beide Außenminister ihre positive Haltung zur Verbesserung des Verhältnisses zum Ausdruck brachten. Der Austausch sollte in den Bereichen, in denen weitgehend Einigkeit herrscht, vertieft und dann auf die anderen Bereiche ausgeweitet werden." Andererseits ist dies nicht ausreichend, um die Differenzen zwischen beiden Ländern auszuräumen. In ihrem mit der Mainichi übereinstimmenden Kommentar unterstrich die Asahi: "Um die Beziehungen zwischen Japan und China zu stabilisieren und weiterzuentwickeln, ist es wichtig, dass beide Länder den latenten Nationalismus unter Kontrolle halten und sich bemühen, das Yasukuni-Problem beizulegen." Der Leitartikel bewertete zudem die Beziehungen zwischen Japan und Südkorea als positiv und schrieb: "Auch das Treffen zwischen Aso und Ban scheint bei der Schaffung eines günstigen Klimas zur Vertiefung des Dialogs und der Abschwächung der Kontroversen zwischen Tokyo und Seoul eine positive Rolle gespielt zu haben."
Der Leitartikel der Yomiuri zitierte Aso mit den Worten: "Das Wichtigste [für beide Länder] ist, die Probleme besonnen zu behandeln und kein Öl ins Feuer zu gießen. Dabei sollten beide die Position der Gegenseite im Hinterkopf behalten." Die Zeitung fuhr fort: "Aso hat tatsächlich recht. Es ist für ein Land wichtig die Weisheit zu besitzen, Kontroversen mit anderen Staaten über Geschichte oder Territorien nicht zu erlauben, zu einem ernsten Hindernis für eine Verbesserung der Beziehungen zu werden."
(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)