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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


30. 05. 2006

 

 

Das Erdbeben in Mitteljava und die internationalen Hilfsaktivitäten

Ein schweres Erdbeben erschütterte am 27. Mai den mittleren Teil der indonesischen Insel Java. Es gab 5.200 Tote und 200.000 Obdachlose (Stand: 29. Mai). Diese große Katastrophe erregte im erdbebengefährdeten Japan große Aufmerksamkeit, wo die drei führenden Tageszeitungen (Yomiuri Shimbun, Asahi Shimbun und Mainichi Shimbun) auf den Titelseiten ihrer Morgenausgaben vom 29. Mai über das schwere Erdbeben berichteten. Dazu kamen ausführliche Berichte aus der betroffenen Region auf den Seiten Internationales und Gesellschaft mit zahlreichen Fotos. Zusätzlich dazu analysierten die meisten großen japanischen Tageszeitungen in ihren Leitartikeln auch den Stand der internationalen Hilfsaktivitäten und kommentierten die Probleme, die für den Ausbau der Katastrophenprävention nach wie vor gelöst werden müssen.

Positive Bewertung der raschen internationalen Hilfsaktivitäten

In ihren Leitartikeln lobten sämtliche führenden Tageszeitungen Japans das reibungslose Anlaufen der Hilfsmaßnahmen der internationalen Gemeinschaft. Diese Aktivitäten beruhen ohne Zweifel auf den Lektionen, die man in der Vergangenheit gelernt hat. In Bezug auf Indonesien ist das schwere Erdbeben der Stärke 9 vom 26. Dezember 2004 vor der Küste von Sumatra noch in frischer Erinnerung. Die gewaltige Flutwelle, die durch dieses schwere Erdbeben ausgelöst wurde, forderte 230.000 Tote oder Vermisste in über zehn Ländern, einschließlich Indonesien und Sri Lanka. Nur zehn Tage später fand am 6. Januar 2005 in Jakarta ein Sondergipfel für Wiederaufbauhilfe statt, bei dem die teilnehmenden Staaten ihre Bereitschaft deutlich machten, dem Aufruf der Vereinten Nationen zur Hilfeleistung zu folgen und innerhalb von sechs Monaten ca. 1 Mrd. US-Dollar bereitstellten. Bei einem weiteren Treffen der Geberländer Indonesiens am 26. Januar gaben die führenden Industriestaaten, einschließlich Japan, die Vereinigten Staaten und Europa, bekannt, dass sie ihre Hilfe für Indonesien innerhalb eines Jahres auf 5,1 Mrd. US-Dollar aufstocken werden. (Japan stellte 1,115 Mrd. US-Dollar bereit, der größte Beitrag eines einzelnen Landes.) Bei einem Ministertreffen über regionale Zusammenarbeit im Zusammenhang mit Vereinbarungen für ein Tsunami-Frühwarnsystem am 29. Januar wurde eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, die u.a. den Aufbau von Kernelementen eines Frühwarnzentrums im Indischen Ozean beinhaltete.

Als Antwort auf das Erdbeben in Zentraljava entschied die Regierung von Japan am 28. Mai 10 Mio. US-Dollar als Nothilfe zur Verfügung zu stellen; darüber hinaus werden auch medizinisches Personal sowie Hilfsgüter wie Zelte und Wasserreinigungsgeräte bereitgestellt.

Die Mainichi Shimbun wies in ihrem Leitartikel (30. Mai) darauf hin, dass die internationalen Hilfsaktivitäten diesmal im Zusammenhang mit den bisherigen Erfahrungen stehen: "Viele Länder bieten [neben Japan] ihre Hilfe an. Da für die Opfer rasches Handeln notwendig ist, begrüßen wir die schnelle Reaktion. Da dieses Know-how jedoch bei Katastrophen in der Vergangenheit erworben wurde, sollten wir uns mit offener Zufriedenheit zurückhalten. Nichtsdestotrotz ist es ermutigend, dass die internationalen Hilfsmaßnahmen nach den Erfahrungen der Flutkatastrophe im Indischen Ozean von 2004 nun rascher in Gang kommen und an Umfang zunehmen."

Die Asahi Shimbun (29. Mai) meinte: "Aus Japan sind ein Katastrophenhilfsteam, ein Team des Japanischen Roten Kreuzes und eine Gruppe der Nichtregierungsorganisation AMDA [Association of Medical Doctors of Asia] in die betroffene Region geeilt. Die Europäische Union, die Vereinigten Staaten, China und weitere Länder haben ebenfalls Hilfe angeboten, und die internationale Gemeinschaft hat erneut rasch auf eine große Katastrophe reagiert. Wir hoffen, dass die internationalen Organisationen in der Lage sind, die Maßnahmen mit den Empfängern der Hilfe vor Ort zu koordinieren und sicherzustellen, dass die erforderlichen Güter die Betroffenen erreichen." 

Notwendigkeit der Erforschung von Erdbeben und vorbeugenden Maßnahmen gegen Katastrophen

Auf der anderen Seite betonten einige Leitartikel neben den Hilfsaktivitäten nach dem Erdbeben auch die Notwendigkeit der wissenschaftlichen Forschung über die Mechanismen von Erdbeben in erdbebengefährdeten Regionen.

Der Leitartikel der Yomiuri (30. Mai) warnte: "Wie das Erdbeben vor Sumatra 2004 und das schwere Beben in Pakistan im Oktober 2005 trat das Erdbeben auf Java in der Zone auf, wo die Indo-Australische Platte, die sich von Indonesien bis nach Pakistan erstreckt, unter andere Platten gedrückt wird. Einige Experten sagen, dass diese Plattenregion in eine Periode verstärkter Aktivität eingetreten ist. Falls dies zutrifft, besteht die Notwendigkeit, in der Region rasch ein Präventionssystem gegen Katastrophen zu errichten, damit der Schaden, falls es zum Schlimmsten kommen sollte, so gering wie möglich gehalten wird."

Es wurde zudem darauf hingewiesen, dass im Vergleich zu den Präventionsmaßnahmen gegen eine Tsunami-Katastrophe bei Maßnahmen gegen Erdbebenschäden ein Nachholbedarf besteht. Die Nihon Keizai Shimbun (Nikkei) meinte in ihrem Leitartikel vom 29. Mai: "Die internationale Zusammenarbeit im Bereich Katastrophenprävention hat nach der Flutkatastrophe im Indischen Ozean Fortschritte gemacht. Es gibt heute Tsunami-Frühwarnsysteme und auch nach dem jüngsten Erdbeben beobachtete der Geologische Dienst der Vereinigten Staaten die Schockwellen und informierte die betroffenen Länder rasch, dass keine Tsunami-Gefahr besteht." Die Nikkei fuhr fort: "Von den Lektionen, die Japan aus dem großen Hanshin-Awaji-Erdbeben gelernt hat, haben wir zahlreiche Anstrengungen in Bezug auf Katastrophenprävention in Echtzeit abgeleitet, die darauf abzielen, rasch zu handeln und die Schäden nach einem Beben so gering wie möglich zu halten. Dazu kommt die Reduzierung der Schäden durch Erdbeben z.B. durch eine Verstärkung der Wohnhäuser und weiterer Gebäude, die nicht erdbebensicher genug sind. [...] Gegenwärtig gibt es für uns nur die Katastrophenprävention und die Reduzierung der Auswirkungen. Es ist für die internationale Gemeinschaft wichtig, sich auf unerwartete Erdbeben vorzubereiten, indem die Informationen über Katastrophenprävention und Schadensreduzierung miteinander geteilt werden sowie dass man bei deren Umsetzung zusammenwirkt und sich gegenseitig unterstützt. 

Know-how aus Japan über Katastrophenprävention und Hilfsmaßnahmen

Auch Japan ist ein erbebengefährdetes Land. Aus dieser Perspektive heraus führten eine Reihe von Leitartikeln praktische Maßnahmen zur Katastrophenprävention und Hilfe für die Opfer an. Der oben genannte Leitartikel der Asahi riet: "Japan verfügt über Standards in Bezug auf die Erdbebensicherheit von Gebäuden, die die Bauunternehmen einhalten müssen. Wenn Gebäude einem Erdbeben standhalten, können viele Leben gerettet werden. Jedoch stehen bedauerlicherweise Maßnahmen zur Erdbebensicherheit nicht ganz oben auf der Agenda der Entwicklungsländer. In diesem Sinne gewinnt eine Studie von Prof. Kimiro Meguro von der Universität Tokyo an Bedeutung, eines führenden Experten auf dem Gebiet des Katastrophenmanagement, der sich mit der Verstärkung von bestehenden Gebäuden gegen Erdbebenschäden befasst. Er schlägt vor, haltbare Seile für Verpackungen dazu zu verwenden, Ziegelmauern zu stabilisieren, damit diese weniger leicht einstürzen. Diese Methode ist kostengünstig und verbessert die Erdbebensicherheit erheblich. Zugleich lässt sie sich in den Entwicklungsländern einfach umsetzen."

Der Leitartikel der Sankei Shimbun (29. Mai) führte aus: "Bei einem großen Erdbeben ist es notwendig, solche Dinge wie Erdrutsche, zerstörte Brücken und unterbrochene Straßenverbindungen so schnell wie möglich zu erkennen." Die Zeitung fuhr fort: "Dafür ist eine der besten Methoden die Beobachtung aus dem Weltraum. Der Beobachtungssatellit (ALOS) Daichi, der im Januar dieses Jahres von der Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) gestartet wurde, hat genau zur richtigen Zeit den Orbit erreicht. Die JAXA hat Daichi Befehle erteilt, der nun damit begonnen hat, die Schäden auf Java zu registrieren. Wir begrüßen diese rasche Maßnahme. Daichi, der aus 700 km Höhe auf die Erde blickt, kann die Auswirkungen von Erdbeben, Überschwemmungen usw. beobachten." Indem sie ihre Hoffnung über diese neue Form der Hilfe von Seiten Japans zum Ausdruck brachte, schlug die Sankei vor: "Wir wünschen uns, dass die JAXA der indonesischen Regierung detaillierte Informationen zur Verfügung stellt und so zu den Hilfsmaßnahmen beiträgt."

(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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