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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


02. 08. 2006

 

 

Weltsicherheitsrat droht in Bezug auf Irans Atomprogramm mit Sanktionen


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedete am 1. August seine erste Resolution in Bezug auf das Atomprogramm des Iran. Obgleich Katar, als Repräsentant der arabischen Länder, vor dem Hintergrund der israelischen Offensive im Südlibanon unnachgiebig blieb und mit "Nein" stimmte, stellten sich alle anderen Mitgliedsländer des Rates hinter die Erklärung.

Die Resolution kündigt an, dass der Sicherheitsrat im Rahmen von Kapitel VII, Artikel 40 der VN-Charta zu vorbeugenden Maßnahmen zur Verhinderung der Zuspitzung einer Situation, aktiv werden wird, um den Iran zu zwingen, der durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) geforderten Einstellung der Urananreicherung und damit verbundener Aktivitäten nachzukommen. Die Resolution bezieht sich zudem auf die Absicht des VN-Sicherheitsrats, auf Kapitel VII, Artikel 41 der Charta zu Strafen - einschließlich wirtschaftlicher Sanktionen, aber unter Ausschluss der Anwendung von Waffengewalt - basierende Maßnahmen zu ergreifen, sollte der Iran den Forderungen der Resolution nicht bis Ende August nachkommen. Der Verdacht gegen Irans Atomprogramm kam im August 2002 durch Vorwürfe iranischer regierungsfeindlicher Kräfte in den USA auf. Vier Jahre später hat die Frage nun ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Die japanische Regierung verlautbarte am 1. August in einer Erklärung des Außenministeriums, dass Japan die Resolution befürworte, "da sie die entschlossene Haltung der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Frage des iranischen Atomprogramms demonstriert und einen wichtigen Schritt zur Lösung des Problems durch diplomatische Mittel darstellt." In der Erklärung heißt es weiter: "Japan hofft, dass der Iran die umfassenden Vorschläge der Staaten, einschließlich der EU3 (Großbritannien, Frankreich, Deutschland) so schnell als möglich akzeptiert und nach Erfüllen der Auflagen des Sicherheitsrats, darunter die Einstellung sämtlicher Aktivitäten zur Uransanreicherung und Wiederaufbereitung, an den Verhandlungstisch zurückkehrt."

Medien fordern den Iran zur Annahme der Resolution auf
Unter den internationalen Gremien der Vereinten Nationen ist der VN-Sicherheitsrat in seiner Verantwortung für die Erhaltung des Weltfriedens und die Lösung von Konflikten, das wichtigste. Die Japan-Brief-Ausgabe vom 6. Februar 2006 unter dem Titel "IAEA beschließt, Nuklearstreit mit Iran an den VN-Sicherheitsrat zu überweisen" liefert eine detaillierte Erläuterung des Hintergrunds der Überweisung von Irans Atomproblem an den Sicherheitsrat. Zusammenfassend hier in Kürze die Entwicklungen, die zu der aktuellen Resolution des VN-Sicherheitsrates geführt haben.

Ursprünglich obliegt die Verantwortung und Befugnis zur Untersuchung diesbezüglicher Verdachtsmomente der IAEA. Im Februar diesen Jahres beschloss die IAEA jedoch, die Frage dem VN-Sicherheitsrat vorzulegen, da der Iran die vorgeschriebenen Inspektionen verwehrte und in Begriff schien, Aktivitäten zur Urananreicherung voranzutreiben. Im März verabschiedete der Sicherheitsrat eine so genannte Präsidentenerklärung und forderte den Iran auf, seine Urananreicherung einzustellen. Im Juni legten die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats und Deutschland ein Maßnahmepaket für den Iran zur Einstellung seiner Urananreicherung vor und forderten eine umgehende Antwort. Der Iran setzte daraufhin eigens eine Frist bis zum 22. August; legte seine Position allerdings nicht weiter dar. Diese mehrdeutige Reaktion des Iran war der Auslöser für die Resolution des Sicherheitsrats am 31. Juli.

Die Kommentare der führenden japanischen Zeitungen brachten ihre Unterstützung der Resolution des VN-Sicherheitsrats zum Ausdruck. Die Asahi Shimbun stellte am 2. August fest: "Die Absicht der internationalen Gemeinschaft jede Weiterverbreitung von Atomwaffen zu verhindern, wurde hiermit unter Beweis gestellt. Es war unumgänglich, die Resolution unter Berufung auf Kapitel 7 der VN-Charta, das die Umsetzung der Resolution durch Sanktionen ermöglicht, zu verabschieden. Der Entschluss macht den Grad der Besorgnis deutlich, der die Mitgliedsstaaten beunruhigte. Der Iran hat angekündigt, die Resolution zurückzuweisen. Als Mitglied der VN sollte der Iran jedoch wissen, dass dies keine adäquate Reaktion darstellt. Der Iran muss sich seiner Verantwortung stellen, indem er die Resolution akzeptiert und ihr entspricht." Sie schrieb weiter: "Was der Iran nun tun muss, ist zu beweisen, dass er keinerlei Absicht hegt, sich mit Atomwaffen auszustatten. Wenn der Iran erfolgreich alle Vorwürfe entkräftet hat, kann er auch Hilfe erwarten."

Die Mainichi Shimbun forderte den Iran am 2. August auf, der internationalen Sorge um eine Verhinderung der Weiterverbreitung von Kernwaffen Rechnung zu tragen und trotz der Lage im Libanon in Bezug auf die Atomfrage besonnen zu reagieren. Sie schrieb: "Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad selbst hat auf eine mögliche Verknüpfung des Atomproblems und der Situation im Libanon hingedeutet. Es wäre jedoch falsch, diese beiden Probleme zu verbinden. Wenn der Iran die Hisbollah benutzt und auf eine Eskalation der Kämpfe hinwirkt, werden Israel und die Vereinigten Staaten vermutlich die Gelegenheit nutzen und stärker gegen den Iran Position beziehen. Letztendlich kann eine Verstärkung der Spannungen im Nahen Osten nicht im Interesse des Iran liegen."
Zusammenhalt der internationalen Gemeinschaft bedeutsam
Zahlreiche Artikel verwiesen auf die Tatsache, dass Länder wie Russland und China, die dem Iran bislang positiv gesinnt waren, ihre Haltung revidierten und der Verabschiedung der aktuellen Resolution zustimmten. Gleichzeitig hoben diese Kommentare jedoch hervor, dass es im Augenblick offen ist, ob die Einigkeit der internationalen Gemeinschaft für den Fall bestand hat, dass der Iran der Resolution nicht nachkommen sollte und der Sicherheitsrat über die Verhängung wirtschaftlicher Sanktionen diskutieren muss.

Der bereits erwähnte Kommentar der Asahi unterstrich: "Die aktuelle VN-Resolution wurde durch China und Russland unterstützt, die enge Beziehungen zum Iran unterhalten und ein Interesse an den Energieressourcen des Iran hegen. Ursprünglich herrschte Besorgnis, dass Beijing und Moskau keinen Schulterschluss mit den Vereinigten Staaten und Europa eingehen würden - die Tatsache, dass sie kooperierten ist somit von großer Bedeutung."
Die Yomiuri Shimbun hob am 2. August hervor: "Russland und China, die dem Iran von Beginn an geneigt waren, haben ihren Kurs korrigiert und für die Resolution gestimmt, die mit zukünftigen Sanktionen droht. Werden diese Länder, die hinsichtlich der Ölvorhaben und Kernkraftwerke ein großes gemeinsames Interesse am Iran haben, auch im Falle einer neuen Resolution klar Position beziehen? Der Kern der Sache liegt in der Frage der Weiterverbreitung von Kernwaffen, die die Sicherheit der internationalen Gemeinschaft als ganzes betrifft. Wenn diese Länder lediglich ihre ureigensten Interessen berücksichtigen und damit den Zusammenhalt der internationalen Gemeinschaft gefährden, spielen sie dem Iran geradezu in die Hände. Es ist wichtig, Geschlossenheit ohne Risse zu demonstrieren."

Sanktionen gegen den Iran und Japans Energiepolitik
Sollten von nun an wirtschaftliche Sanktionen gegen den Iran in greifbare Nähe rücken, wird die japanische Wirtschaft ernsthafte Beeinträchtigungen kaum vermeiden können. In einem gesonderten Artikel kommentierte die Asahi am 2. August den Zusammenhang zwischen Wirtschaftssanktionen und Japans Energiepolitik wie folgt: "Wenn die Öllieferungen des Iran, der der viertgrößte Ölproduzent der Welt ist, von Sanktionen betroffen werden, wird dies ernste Auswirkungen auf den Ölmarkt der Welt haben und die Preise werden steigen. Japan, das zu 15% seiner Rohölimporte vom Iran abhängt, wird da keine Ausnahme bilden. Innerhalb der japanischen Regierung wurden bereits Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf das Azadegan-Ölfeld laut, das als das größte Vorkommen im Nahen Osten gilt. Das japanische Unternehmen INPEX Corp. hält 75% der Förderrechte an diesem Feld. Wenn die Produktion beginnt, kann das Vorkommen bis zu 6% des jährlichen japanischen Importvolumens ausmachen. Sollten jedoch Sanktionen verhängt werden, besteht die Gefahr, dass die Investitionen in dieses Projekt eingestellt werden müssen."

In den Kommentaren der landesweiten Zeitungen bestand die vorherrschende Meinung jedoch darin, dass gegenwärtig die Beibehaltung einer kompromisslosen Haltung gegenüber dem Iran wichtiger sei, als das Energieproblem. Der bereits erwähnte Artikel der Yomiuri betonte: "Japan, das zu 14% von iranischen Rohölimporten abhängig ist, wird hinsichtlich des Atomproblems auch zu einer schwierigen Entscheidung gezwungen sein, wobei die Optionen beschränkt sind. Bis der Iran die Bedenken der internationalen Gemeinschaft ausgeräumt hat, sollte Japan die Sache beherzt angehen."

Die Asahi forderte die japanische Regierung auf, sich aktiv in Bestrebungen einzubringen, um zu vermeiden, dass es zur Verhängung von Wirtschaftssanktionen kommt. Sie schrieb: "Sollten Sanktionen gegen den Iran Realität werden, wird die gesamte internationale Gemeinschaft betroffen sein." Um das zu verhindern, muss jede Nation ihre diplomatischen Bemühungen verstärken, um auf eine vernünftige Reaktion des Iran hinzuwirken. Japan, das in erheblichem Maße von iranischen Rohölimporten abhängt, kann es sich nicht leisten, untätig zu bleiben."

(Copyright 2005 Foreign Press Center, Japan)

 

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