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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


12. 08. 2006

 

 

Geplante Terroranschläge auf Transatlantikflüge von Großbritannien nach den USA vereitelt

 Am 10. August 2006 wimmelten die Flughäfen von Sommereisenden, als Scotland Yard erklärte, dass 24 Personen festgenommen worden seien, die verdächtigt werden, bei terroristischen Anschlägen in den nächsten Tagen mehrere Passagierflugzeuge auf dem Weg von Großbritannien in die USA sprengen zu wollen. Die britische Regierung verhängte sofort die höchste Terrorwarnstufe. Die USA folgten dem nach und riefen die höchste Sicherheitsstufe für alle Passagierflüge zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten aus.

Nach Angaben der Londoner Polizei waren die Inhaftierungen das Ergebnis mehrere Monate andauernder umfassender Ermittlungen der Polizei und des Sicherheitsdienstes MI5, die Hausdurchsuchungen in der Londoner Innenstadt und anderen Großstädten wie Birmingham einschlossen. Die 24 Verdächtigen, die fast alle um die 20 Jahre alt sind, darunter auch ein zum Islam Konvertierter, wurden wegen Verstoßes gegen das Antiterrorgesetz festgenommen. Später wurde bekannt, dass die Ermittlungen eine gemeinsame internationale Aktion der Geheimdienste Pakistans, Großbritanniens und der USA waren.

Eine organisierte Verschwörung

Scotland Yard berichtete, dass die Terroristen beabsichtigten, eine Reihe von in Großbritannien hergestellten explosiven Flüssigkeiten einzusetzen. Man nimmt an, dass der Plan darin bestand, die Flüssigkeiten, die an sich harmlos sind, aber durch Mischen eine explosive Lösung ergeben, an Bord der Maschinen zu bringen. Unmittelbar nach Bekannt werden der Anschlagspläne am 10. August wurden umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Alle Flüge von und nach Heathrow wurden vorübergehend gestrichen. Das Handgepäck wurde auf das Notwendigste reduziert und in einer durchsichtigen Plastiktüte verstaut.

Zehn Flüge von United Airlines, American Airlines und Continental Airlines waren von den Anschlagsplänen betroffen, eine weitaus größere Anzahl als bei den Anschlägen vom 11. September 2001. Die Tatsache, dass es bereits einen neuen Plan zur Sprengung von Passagierflugzeugen gab - zu einem Zeitpunkt, da die britischen Behörden ihre antiterroristischen Vorsichtsmaßnahmen nach den Anschlägen auf das Londoner U-Bahn- und Bussystem im Juli letzten Jahres verstärkt hatten, gilt als klares Anzeichen für die tiefe Verwurzelung terroristischer Organisationen. Noch am 12. August setzten die Behörden ihre Ermittlungen nach weiteren Beteiligten fort, und die Situation war nach wie vor undurchsichtig.

Japanische Medien: Ausbau der internationalen Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr

Die führenden japanischen Zeitungen kommentierten am 12. August die Vereitelung der groß angelegten Terroranschläge in Großbritannien. Mit geringen Abweichungen lobten sie einhellig die britische Polizei, die damit gezeigt habe, dass sie die Lehren aus den terroristischen Anschlägen vom letzten Juli in London gezogen habe und unterstrichen, dass es Japan ihr nachtun sollte. Sie stimmten zudem darin überein, dass international koordinierte Maßnahmen notwendig seien, um auf die zunehmend raffinierter werdende Taktik der Terroristen reagieren zu können. Einige Zeitungen gingen noch weiter und betonten, dass es Initiativen zur Verbesserung des Dialogs mit den islamischen Ländern bedarf, um die terroristischen Aktivitäten zu entschärfen. 

Unter der Überschrift: "Eine knappe Rettung" schrieb die Asahi Shimbun: "Als Lehre aus den Londoner Bombenattentaten führte Großbritannien über mehrere Monate hinweg verdeckte Ermittlungen durch und kooperierte mit den amerikanischen und pakistanischen Geheimdiensten, um die Aktivitäten der Terrorgruppe zu verfolgen. Dieses Bemühen und das Geschick bei der Ausführung sind lobenswert." Die Asahi hob hervor, dass die Aufdeckung des Anschlags einen großen Erfolg darstelle und schrieb: "Dies zeigt, dass man die Terroristen durch sorgfältige Ermittlungen der Polizei, internationale Kooperation und den Austausch von Informationen in Schach halten kann." Gleichzeitig kommentierte sie: "Japan sollte seine eigene Sicherheit und seine Ermittlungsmethoden überprüfen." Die Asahi schloss: "Es ist nur angemessen, dass Großbritannien nach den Verhaftungen sofort den Dialog und die Zusammenarbeit mit der islamischen Welt suchte." Gleichzeitig war die Zeitung jedoch beunruhigt über "den Hass, der in US-Präsident Bushs Kommentar erkennbar wurde, als er sagte, (die geplanten terroristischen Anschläge) erinnerten ihn daran, dass 'wir uns im Krieg mit islamischen Faschisten befinden'. Auch wenn sein Zorn verständlich ist, sind jetzt Maßnahmen notwendig, um die sich in der islamischen Welt verbreitende Feindseligkeit und Unzufriedenheit gegenüber den USA auszuräumen." 

Die Mainichi Shimbun überschrieb ihren Leitartikel mit "Neue Schritte zur Entwicklung von Taktiken" und nahm Bezug auf die Durchsetzung der mit rigorosen Kontrollen vor dem Boarding verbundenen höchsten Sicherheitsstufe auf den Flughäfen, um Entführungen zu vereiteln. "Allerdings", schrieb die Mainichi, "werden (Terroristen) konventionelle Kontrollmechanismen immer umgehen können. Die internationale Gemeinschaft muss ihre Taktiken zur Abwehr terroristischer Anschläge auf Flugzeuge überprüfen und einen regelmäßigen Informationsaustausch über Terroristen etablieren." Die Mainichi fuhr fort: "Man sollte der Tatsache Rechnung tragen, dass die Terroristen von Jahr zu Jahr cleverer werden." Fast alle der in diesem Fall inhaftierten Verdächtigen sind junge Briten pakistanischer Abstammung und bestätigen damit die Bemühungen der Regierung Blair zur Aussöhnung mit gemäßigten Muslimen und der Betonung "der Schwierigkeit der Erarbeitung einer effektiven Islam-Politik". Die Mainichi schloss: "Wir können nur hoffen, dass die Lage im Libanon keine neuen terroristischen Aktivitäten anheizt. Wir können den Krieg gegen den Terrorismus nicht gewinnen, indem wir Verdächtige als 'islamische Faschisten' bezeichnen, wie es Präsident Bush tat. Wir sollten Probleme wie im Libanon oder Palästina, die den Vorwand für den Terrorismus liefern, so fair wie nur möglich lösen."

In einem Leitartikel mit der Überschrift "Von Großbritannien lernen und Antiterrormaßnahmen überprüfen" legte die Yomiuri Shimbun ihr Augenmerk auf die Notwendigkeit, dass Japan sein eigenes System für ein Krisenmanagement finden muss. Unter Bezug auf den Zwischenfall von 1994, als eine Bombe an Bord einer Maschine auf dem Flug von Manila nach Narita explodierte und die Tatsache, dass ein Mann mit Verbindungen zu Al-Qaida zu verschiedenen Gelegenheiten wiederholt illegal nach Japan einreisen konnte, schrieb die Yomiuri: "Japan sollte prüfen, welche gesetzlichen Vorkehrungen getroffen und welche Ermittlungsmethoden durch die britischen Behörden ergriffen wurden, die sich bei der Verhinderung der geplanten Terroranschläge bewährt haben." Sie schrieb weiter: "Die Regierung erarbeitet ein Gesetz über Antiterrormaßnahmen zur Verhinderung terroristischer Anschläge. Sie muss ein umfassendes Gesetzeswerk aufstellen, um die Sicherheitsbehörden zu befähigen, mit der Krise umzugehen. Die Regierung sollte das Gesetz über die Genehmigung von Abhörmaßnahmen erneut prüfen, da die Voraussetzungen für dessen Anwendung sehr eng gefasst sind. Sie sollte ähnliche Systeme in den westlichen Ländern zum Vergleich heranziehen." Schließlich warnte die Yomiuri: "Es wäre extrem gefährlich, wenn sich in diesem Land Operationsbasen für islamistische Gruppen bildeten. Auch stellt sich diesmal die Frage, inwieweit das Land fähig ist, Informationen über Terroristen zu sammeln."

Die Überschrift der Sankei Shimbun lautete "Solidarität besiegt Terrorismus". Nach entsprechendem Lob für die Sorgfalt der britischen Behörden, betrachtete die Sankei die Frage aus anderer Perspektive als die Yomuiri und schrieb: "Der Kampf gegen fanatische Terroristen erfordert nicht nur die Solidarität aller Länder der Welt, sondern auch das Verständnis der normalen Bürger." Die Aufmerksamkeit und Kooperation des Normalbürgers ist nach Meinung der Sankei genauso wichtig für die Bekämpfung des Terrorismus wie die Arbeit der Sicherheitskräfte, da es schließlich der Normalbürger selbst sei, der das Ziel terroristischer Anschläge bilde. "Al-Qaida hat offen erklärt, dass Japan zu ihren Zielen gehört. Die Sicherheit unseres öffentlichen Nahverkehrs und der öffentlichen Einrichtungen sollte rigoros überprüft und unser Sicherheitssystem überarbeitet werden." Die Sankei unterstrich, das der letzte terroristische Zwischenfall mehr sei, als nur eine Nachricht aus dem Ausland.

Die Nihon Keizai Shimbun (Nikkei) schrieb in ihrem Leitartikel unter der Überschrift "Die Auswirkungen der neuen Terrorpläne für Flugzeuganschläge": "Terroristische Bombenanschläge mit dem Ziel wahllosen Massenmordes sind abscheuliche Verbrechen, und es kann hier kein Verständnis für die Täter geben." Darüber hinaus forderte die Nikkei die internationale Gemeinschaft auf, Sorge dafür zu tragen, dass dieser Vorfall die Diskriminierung und den Konflikt mit bestimmten religiösen Glaubensvorstellungen oder ethnischen Gruppierungen nicht weiter vertieft. Die Verbreitung von Satellitenfernsehen und Internet, so die Nikkei, "hat eine emotional aufgeladene Atmosphäre geschaffen, in der auch Moslems das Gefühl haben, Opfer der internationalen Politik zu sein; und zwar nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in Asien und Europa." Folgt man der Nikkei, so wird das Geschehen durch diese virtuelle Welt beeinflusst. Sie kommentierte: "Der Großteil der islamischen Gläubigen ist vernünftig und unterstützt den Terrorismus nicht. Es ist notwendig, den Teufelskreis zu durchbrechen, der immer mehr dieser Menschen zu Extremisten macht." "Um dies zu schaffen", so schloss die Nikkei, "muss die internationale Gemeinschaft für die Ächtung des Terrorismus als eine geschlossene Einheit handeln. Alle Länder müssen dabei zusammenarbeiten. Darüber hinaus ist es wichtiger als je zuvor, dass die großen Mächte kooperieren, um gegenüber den Auseinandersetzungen im Nahen Osten eine ausgewogene Haltung einzunehmen."

(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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