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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)
29. 08. 2006
Aberkennung von Plutos Planetenstatus weckt in Japan Interesse an Weltall und Wissenschaft
Die Entscheidung der Internationalen Astronomischen Union (IAU) vom 24. August, Pluto seinen Status als Planeten abzuerkennen, wurde in Japan durchaus sentimental - gekoppelt mit einem wiedererwachten Interesse an Astronomie und Wissenschaften für unser Verständnis des Universums - aufgenommen. Die japanische Öffentlichkeit verabschiedete sich wie viele andere Menschen auf der Welt etwas überrascht von Pluto als Planet, der bis zur Entscheidung der IAU, ihn zu einem Zwergplaneten herabzustufen, fast achtzig Jahre lang als neunter Planet unseres Sonnensystems galt. Die Tatsache, dass alle fünf großen japanischen Tageszeitungen dem Ereignis am selben Tag (26. August) einen Leitartikel widmeten, darunter auch die Asahi Shimbun mit der sehr persönlich gehaltenen Überschrift "Lieber Pluto, die Erde wird dich nicht vergessen", zeugt von dem großen Interesse der Öffentlichkeit in Japan an diesem Thema.
Auffällig an den Kommentaren war die durchweg hohe Wertschätzung, die dem wissenschaftlichen Fortschritt gezollt wurde, der auf der Zusammenkunft der Astronomen in Prag zu der Entscheidung über Pluto führte, sieht man einmal von der Verwirrung und Betroffenheit ab, welche die Nachricht in der Öffentlichkeit auslöste. Der Leitartikel der Nihon Keizai Shimbun machte seine Ansicht am deutlichsten, indem er unterstrich: "Obgleich die Veränderung dessen, was man als Allgemeinwissen bezeichnet, verwirrend ist, loben wir die Astronomen, die vom Blickpunkt des wissenschaftlichen Rationalismus aus nach einer leidenschaftlichen Debatte auf der Grundlage neuester Erkenntnisse eine mutige Entscheidung getroffen haben." Unter Anführung der wachsenden Zweifel, die seit Jahren die Bezeichnung von Pluto als Planet in Frage stellten, bezeichnete die Zeitung die Entscheidung der IAU "als ein Ereignis, das in die Geschichte der Wissenschaft eingehen wird."
Die Mainichi Shimbun hob eine andere Auswirkung der Debatte über den umstrittenen Status von Pluto als Planet hervor: "Am bemerkenswertesten ist die Tatsache, dass die Diskussion die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein der einfachen Bürger für die Faszination der Astronomie unseres Sonnensystems weckte." Ähnlich schrieb auch die Asahi: "Nicht wenige Menschen dürften sich gewundert haben, inwiefern die Zuordnung eines einzelnen Himmelskörpers in den Mittelpunkt eines derart großen Interesse stehen konnte. Doch der Ursprung des Sonnensystems, unserer Heimat, ist nun einmal eines der großen Themen der Astronomie."
Die Sankei Shimbun stellte gleichzeitig fest, dass die Bedeutung der Debatte darin besteht, dass das wieder erwachte öffentliche Interesse an der Astronomie viele Menschen am Arbeitsplatz oder zuhause dazu bewogen hat, darüber zu diskutieren, was ein Planet eigentlich ist. Die Zeitung hob zudem die Bedeutung der großen Auswirkungen der Diskussionen auf der Grundlage von Ergebnissen der astronomischen Forschung hervor, da die Astronomie eine Wissenschaft sei, die nicht unmittelbar mit Patenten oder industrieller Anwendung verknüpft sei und daher als unprofitabel gelte. "Es wird somit bewiesen, dass die Wissenschaft der Planeten tief in unserer Kultur und Geschichte verankert ist", so die Zeitung.
In japanischen Schulen wurde bislang gelehrt, die Namen der neun Planeten des Sonnensystems so zu rezitieren: "sui-kin-chi-ka-moku-do-ten-kai-mei" - Merkur, Venus, Erde, Mars Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. Da nun die letzte Silbe des Spruchs "mei" wegfällt, schrieb die Mainichi Shimbun: "Verständlicherweise fehlt uns nun etwas." Die Asahi Shimbun gestand, dass "die Verwirrung einige Zeit anhalten wird, da die Auffassung von Pluto als Bruder der Erde tief in unserer Kultur verwurzelt ist."
Wie die Yomiuri Shimbun feststellte, erwächst nun die Notwendigkeit der Anpassung von Schulbüchern und Museumsausstellungen an die neuen Erkenntnisse. "Doch das ist nur gut so", hob sie hervor, "da sich nun die Aufmerksamkeit verstärkt auf das Weltall und das Sonnensystem konzentrieren wird." Die Zeitung brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass "dieses Ereignis weitere Forschungen und ein tieferes Verständnis für das Universum fördern möge." In Bezug auf die Umschreibung der Lehrbücher bemerkte die Nihon Keizai Shimbun: "Obgleich das Umschreiben viel Arbeit bedeutet, hat die wiederholte Anpassung von Lehrbüchern an den neuesten Stand der Wissenschaft auch etwas Positives an sich." Mit Blick auf die raschen Fortschritte, die in der Wissenschaft erzielt werden, sollten auch Schulbücher anderer Fachgebiete öfter aktualisiert werden."
Die Sankei Shimbun schloss ihren Leitartikel mit der Feststellung: "Pluto, der uns als neunter Planet bekannt war, hat eine wichtige Rolle bei der Entdeckung anderer kleiner Himmelskörper gespielt, die noch weiter von uns entfernt existieren. Er hat somit in den letzten 76 Jahren eine wichtige Rolle gespielt."
(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)