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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


31. 08. 2006

 

 

Koizumi besucht zwei zentralasiatische Länder, um Japans Präsenz in der Region zu stärken

Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat Ende August als erster japanischer Regierungschef Kasachstan und Usbekistan in Zentralasien besucht. Damit soll Japan beim Streben nach Einfluss in dieser ressourcenreichen Region, in der die führenden Mächte um Energieressourcen wie Öl, Gas und Uran sowie um geopolitischen Einfluss buhlen, im Rennen bleiben. Koizumi sagte beiden Ländern Wirtschaftshilfe und industrielle Zusammenarbeit im Energiebereich zu und rief zugleich ihre Führungen dazu auf, die Demokratie zu fördern.

Auch wenn dem Besuch von Ministerpräsident Koizumi in beiden Ländern - Kasachstan ist die größte der fünf ehemaligen zentralasiatischen Republiken, die nach dem Ende der Sowjetunion unabhängig wurden, während Usbekistan das bevölkerungsreichste Land der Region ist - große Bedeutung beigemessen wurde, so war er doch schon lange überfällig. Er fand neun Jahre nach der Verkündung der "Seidenstraßen-Außenpolitik" durch den inzwischen verstorbenen Ministerpräsidenten Ryutaro Hashimoto statt, die darauf abzielte, die Beziehungen zu den Ländern dieser Region enger zu gestalten. Da Japan jedoch in anderen Teilen der Welt engagiert war, hat es Zentralasien trotz der angenommenen Bedeutung dieser Region in den drei Gebieten Energie, Sicherheit und geopolitischer Einfluss lange vernachlässigt.

Erst 2004 rief Japan Zusammenkünfte der Außenminister mit vier zentralasiatischen Staaten ins Leben, darunter Kasachstan und Usbekistan, während Russland und China sich seit längerem im Rahmen der Shanghai Cooperation Organization, der auch Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan angehören, um engere Beziehungen zu dieser Region bemühen. Die Regierung von Japan hegt die Sorge, dass diese Organisation sich zu einem exklusiven, nach innen gerichteten regionalen Block entwickeln könnte, der die politische Absicht hegt, den westlichen Demokratien unter Führung der Vereinigten Staaten entgegenzutreten.

In Kasachstan traf Koizumi mit Präsident Nursultan Nasarbajew zusammen und machte Japans Absicht deutlich, sich in Kasachstan bei der Entwicklung der Wirtschaft positiv zu engagieren. Japan ist insbesondere an den Uranvorkommen des Landes interessiert, die als zweitgrößte der Welt gelten. Im Rahmen eines von beiden Regierungschefs unterzeichneten Abkommens wird Japan Investitionen japanischer Unternehmen in Uranminen unterstützen und die technologische Zusammenarbeit bei der Verarbeitung von Uran zu nuklearem Brennstoff fördern. Der japanische Ministerpräsident gab zudem einen Plan bekannt, in den nächsten drei Jahren 2.000 Studierende aus zentralasiatischen Ländern nach Japan kommen zu lassen.

Bei seiner Zusammenkunft mit dem usbekischen Präsidenten Islam Karimow erläuterte der japanische Ministerpräsident in Anspielung auf die blutige Niederschlagung von gegen die Regierung Usbekistans gerichteten Unruhen im vergangenen Jahr, dass Demokratisierung und die Ausweitung der Marktwirtschaft den Lebensstandard und die gesellschaftliche Stabilität steigern. Beide Politiker gaben im Anschluss eine gemeinsame Erklärung heraus, in der die Bedeutung der Menschenrechte und die gemeinsame Suche nach einer Lösung in der Frage der Atomprogramme Irans und Nordkoreas betont wurden. Die Erklärung beinhaltete auch eine Übereinkunft über einen Meinungsaustausch von Experten der Regierungen und des Privatsektors über die Erschließung von Uranvorkommen.

Tageszeitungen betonen Notwendigkeit einer Ressourcen-orientierten Außenpolitik

In Bezug auf Koizumis Reise nach Zentralasien betonten die Kommentare der japanischen Medien vor allem die Bedeutung der Energie- und anderer Ressourcen in den beiden besuchten Ländern und in anderen Teilen Zentralasiens. Der Leitartikel der Yomiuri Shimbun (30. August) war dafür ein gutes Beispiel. Er befasste sich ausschließlich mit der Frage der Ressourcen. Die Zeitung begann: "Für ein Land mit wenigen Ressourcen wie Japan hat eine entschlossene Außenpolitik, unterstützt von einer Ressourcen-orientierten Strategie, oberste Priorität." Sie unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Besuchs von Ministerpräsident Koizumi in Kasachstan und Usbekistan.

Der Leitartikel der Yomiuri führte aus: "Bei ihrem Gipfeltreffen in Kasachstan kamen beide Seiten überein, die Zusammenarbeit im Bereich Ressourcen und Energie auszuweiten, einschließlich der Erschließung der Uranvorkommen, von denen Kasachstan die zweitgrößten Vorkommen weltweit besitzt, während Usbekistan auf Platz zehn der Lieferländer liegt. Japan stimmte zu, bei der Erschließung und dem Handel zusammenzuarbeiten. [...] Der zunehmend stärker werdende Wettbewerb zwischen den Staaten um Uran scheint unausweichlich; Japan darf hier nicht zurückfallen. Tatsächlich aber hinkt Japan, was die Ressourcen-Außenpolitik in dieser Region betrifft, anderen Ländern hinterher. Die Reise des Ministerpräsidenten ist also ein verspäteter Start."

Der Leitartikel der Nihon Keizai Shimbun (28. August) nannte die Reise des Ministerpräsidenten nach Zentralasien "in hohem Maße bedeutsam dafür, in dieser Region Fuß zu fassen, wo das ‚Machtspiel' um die Hegemonie zwischen dem britischen Empire und dem zaristischen Russland vom 19. Jh. bis ins 20. Jh. nun von den heutigen Großmächten mit ihrem Hunger nach den reichen Ressourcen in anderer Form wiederholt wird."

Der Leitartikel der Sankei Shimbun (27. August) merkte an: "Die Bedeutung des ernsthaften Einstiegs Japans in das Herzland Eurasiens, wo amerikanische, europäische, chinesische und russische Interessen zusammenstoßen und sich auf die reichen Ressourcen richten, beinhaltet nicht allein die Eindämmung Chinas und Russlands. Vielmehr ist er auch unter dem Gesichtspunkt der Energiesicherheit unerlässlich, da die Versorgung mit Erdöl aus dem Mittleren Osten zunehmend instabiler wird."

Demokratisierung als weiteres wichtiges Thema

Trotz der reichhaltigen Ressourcen ist die Region durch Unterentwicklung und Armut gekennzeichnet. Dies führt zu politischer Unbeständigkeit und birgt die Gefahr, eine Quelle des Terrorismus zu werden. Der Leitartikel der Mainichi Shimbun (29. August) unterstrich die Bedeutung, "den Ländern in Zentralasien durch wirtschaftliche Reformen zu helfen, um so die Armut effektiv zu bekämpfen, die sonst zur Brutstätte des Terrorismus werden könnte." Usbekistan, so die Zeitung, sei ein Land, in dem der Großteil der Bevölkerung in Armut lebe und trotz des Reichtums an Erdgas-, Uran- und Goldvorkommen über weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag verfüge.

Mehr als alle anderen Zeitungen betonte die Asahi Shimbun in ihrem Leitartikel (27. August) die große Bedeutung der Förderung der Demokratie in den beiden Ländern, die der japanische Ministerpräsident besucht hat. Sie forderte Ministerpräsident Koizumi auf, Japans großes Interesse an der Demokratisierung beider Länder deutlich zu machen und die Wirtschaftshilfe darauf zu gründen: "Wirtschaftshilfe und Demokratisierung stehen keineswegs getrennt nebeneinander."

Die Asahi meinte weiter: "Von der nächsten Regierung nach Koizumi verlangen wir eine außenpolitische Strategie, um den Austausch mit Zentralasien auszuweiten, der nun mit dem Besuch des Ministerpräsidenten eingeleitet wurde. Japan sollte in der Lage sein, einen besseren Beitrag für die Entwicklung und Stabilität dieser Region zu leisten." Und die Mainichi Shimbun meinte ebenfalls: "Japans neue Regierung (die im September gebildet wird) muss sich ernsthaft mit der Außenpolitik gegenüber Zentralasien befassen." Schließlich schrieb die Nihon Keizai Shimbun: "Auch wenn die autoritären Regierungen in den zentralasiatischen Ländern ein Problem darstellen, sollten künftige Ministerpräsidenten Japans auch die anderen Länder in der Region besuchen und so Japans Präsenz hervorheben."

(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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