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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


14. 09. 2006

 

 

Ministerpräsident Koizumi erläutert Japans Position beim ASEM-Gipfel in Helsinki

Die Staats- und Regierungschefs von 38 asiatischen und europäischen Staaten kamen beim sechsten Asia-Europe Meeting (ASEM) am 10. und 11. September in Helsinki zusammen, um über Fragen gemeinsamen Interesses für beide Regionen sowie über die Reaktion auf globale Bedrohungen wie z.B. Terrorismus, AIDS und Umweltzerstörung zu diskutieren. Aus Asien nahmen 13 und von Seiten der Europäischen Union 25 Staats- und Regierungschefs an dem Gipfel teil. Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi bat dabei um Unterstützung bei den Anstrengungen seines Landes für eine rasche Lösung des Problems der Entführungen japanischer Staatsbürger durch Nordkorea.

Die Erklärung des Vorsitzenden nach der zweitägigen Zusammenkunft unterstrich u.a. den Kampf gegen des Terrorismus auf eine Art und Weise, die mit dem Völkerrecht übereinstimmt und die Menschenrechte respektiert. Sie rief zugleich zum Austausch von Geheimdienstinformationen über den Terrorismus auf internationaler Ebene auf, verurteilte die Rekrutierung junger Menschen durch islamistische Fundamentalisten und forderte zu einem Dialog zwischen den Religionen auf. Der Gipfel rief zudem zu gemeinsamem Handeln gegen den globalen Klimawandel und zur Liberalisierung des Handels auf multilateraler Ebene auf. Die Staats- und Regierungschefs aus Asien und Europa verlangten zudem von Nordkorea, sein Atomprogramm einzustellen und zu den Sechs-Parteiengesprächen zurückzukehren.

Für Ministerpräsident Koizumi, der sein Amt in Kürze abgeben wird, war der Gipfel von Helsinki die letzte Auslandsreise während seiner fünfeinhalb Jahre langen Amtszeit. In dieser Zeit unternahm er insgesamt 51 Reisen ins Ausland, die ihn in insgesamt 47 Länder führten - so viele wie kein japanischer Ministerpräsident zuvor. Auch wenn das Treffen in der finnischen Hauptstadt die letzte Gelegenheit zu einem freundschaftlichen Gespräch mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao und Südkoreas Präsident Roh Moo-hyun darstellte, deren Verhältnis zu Koizumi gespannt ist, kam Koizumis Begegnung mit beiden nicht über eine kühle Begrüßung der Form halber hinaus.

Der ASEM-Gipfel wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen, um die Beziehungen zwischen Asien und Europa zu stärken, die innerhalb des Dreiecks Nordamerika - Europa - Asien die schwächste Verbindung bilden. Der erste Gipfel fand 1996 in Bangkok statt. Während dieser zehn Jahre war der dramatischste Wandel in Europa die Erweiterung der Europäischen Union von 15 auf 25 Staaten, die zusammen eine Bevölkerung von 460 Millionen Menschen haben. In Asien dominierte dagegen das hohe Wirtschaftswachstum in China und Indien, während die übrigen Länder in der Region eine insgesamt robuste wirtschaftliche Entwicklung erfuhren.

Wie die Nihon Keizai Shimbun in ihrem Leitartikel vom 8. September jedoch betonte, ist Europas Interesse an Asien nicht mehr so groß wie früher, was z.B. die Abwesenheit vieler europäischer Staats- und Regierungschefs beim Gipfel in Hanoi 2004 belegte. Von den 25 EU-Staaten waren nur zehn durch ihre Staatschefs vertreten, darunter der französische Präsident Jacques Chirac. Die Zeitung schrieb: "Der wichtigste Grund für das geringe Interesse war wahrscheinlich das Fehlen eines Gefühls der Einheit in Asien. Anders als in der Außenpolitik zwischen zwei Staaten erfordert ein Kontakt zwischen zwei Regionen eine enge interne Abstimmung in den einzelnen Regionen."

Im Gegensatz zum geringen Interesse in der Vergangenheit nahmen am Gipfel von Helsinki fast alle Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten teil. Die Nihon Keizai Shimbun führte diesen Wandel zurück auf "Europas neu erwachtes Interesse an Asien, das Anzeichen für eine allgemeine Tendenz hin zu größerer wirtschaftlicher Integration auf regionaler Ebene zeigt."

Die Zeitung meinte: "Japan sollte diese Gelegenheit zur Wiederbelebung des ASEM-Gipfels nicht versäumen" und fuhr fort: "Welches Land wird die De-facto-Führung bei der Gestaltung einer asiatischen Wirtschaftsgemeinschaft übernehmen? Bei ASEM-Gipfel muss Europa den Einfluss und die Bereitschaft zum Handeln von Seiten Japans, Chinas und Südkoreas miteinander vergleichen. Damit Japan dabei punkten kann, muss es seine Strategie der Freihandelsabkommen mit asiatischen Ländern bescheunigen, da es derzeit hinter China und Südkorea zurückfällt."

Lektionen von Europa lernen und Europas Interesse an Asien wecken

Die Asahi Shimbun rief in ihrem Leitartikel vom 8. September Asien dazu auf, die Lektionen aus Europas Erfahrungen bei der regionalen Integration zu lernen. Sie schrieb: "Heute, wo Europas Präsenz in der Welt zunehmend größer wird, sollte Asien einen vertieften Dialog mit Europa anstreben und von seinen Erfahrungen und seinem Wissen lernen." Die Zeitung verwies auf das zunehmend größer werdende Netzwerk von Freihandelsabkommen der EU, das heute Südamerika und Nordafrika umfasst sowie auf die zentrale Rolle Europas bei der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan. Die Asahi meinte weiter: "Die Ausbreitung von Ideen über Grenzen hinweg und die Einführung gemeinsamer Regeln bilden den Hintergrund für diese kraftvolle Entwicklung; auch nimmt Europas Einfluss in der Wirtschaft immer mehr zu." Sie fuhr fort: "Asien muss auf dieses Vorgehen Europas reagieren; die Konsultationen mit der EU auf den Gebieten der Umwelt- und Wirtschaftsregulierungen dürften daher weiter an Bedeutung gewinnen."

Die Zeitung rief zudem dazu auf "zu beachten, dass sich Europas Augen auf Asien richten, und nicht nur Asiens Augen auf Europa gerichtet sind." Sie schrieb: "In der Nordkorea-Frage nehmen die Gelegenheiten zu, bei denen Europa seine Haltung gegenüber Nordkorea definiert. Dies war etwa bei der Diskussion der nordkoreanischen Raketenstarts im VN-Sicherheitsrat der Fall. Eine Mehrheit der europäischen Staaten unterhält diplomatische Beziehungen zu Nordkorea. Wir müssen sie für die Lösung des Problems des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms sowie des Problems der Entführungen einbinden." 

(Copyright 2006 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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