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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


28. 01. 2007

 

 

Internationale Gemeinschaft besorgt über chinesischen Anti-Satelliten-Test

Chinas Abschuss eines seiner eigenen Satelliten mittels einer ballistischen Rakete am 12. Januar japanischer Zeit hat in der internationalen Gemeinschaft für große Unruhe gesorgt. Die Regierung der Vereinigten Staaten verurteilte den Test als "unvereinbar mit dem Geist der internationalen Zusammenarbeit im Weltall", und auch die japanische Regierung brachte gemeinsam mit Großbritannien, Australien, Kanada und Südkorea ihre Besorgnis zum Ausdruck. Warum hat China diesen Test durchgeführt? In Japan wächst das Bedürfnis nach mehr Informationen und Schritten von chinesischer Seite zur Verhinderung eines Wettrüstens im All.

Offizielle Bestätigung der chinesischen Regierung nach elf Tagen

Die Zeitschrift American Aviation Week & Space Technology erwähnte den erfolgten Anti-Satelliten-Test als erste. Sie berichtete, dass China einen seiner ausgedienten Wettersatelliten auf einer Umlaufbahn in Höhe von 850 Kilometern zerstört habe und zwar durch eine mit einem Sprengkopf bestückte ballistische Rakete, die am 11. Januar um 17.28 Uhr US-Ostküstenzeit (12. Januar, 7.28  Uhr japanischer Zeit) abgefeuert wurde. Die amerikanische Zeitschrift berichtete zudem, dass sich Trümmer des zerstörten Satelliten nun auf einer Umlaufbahn in Höhe von ca. 400 bis 3000 km bewegen und eine Gefahr für die über 120 dort aktiven Satelliten darstellen. Einige der Trümmerteile könnten Warnungen zufolge die Internationale Raumstation, ein Projekt an dem auch Japan beteiligt ist und das sich gegenwärtig in einer Umlaufbahn von 400 km Höhe im Bau befindet, treffen.

Auf die Frage nach dem Anti-Satelliten-Test antwortete Japans Außenminister Taro Aso am 19. Januar auf einer Pressekonferenz, dass Japan China gegenüber seine Missbilligung zum Ausdruck gebracht habe: "Wir sind durch die US-Regierung informiert worden und wissen von dem Test. Dieser wirft Fragen hinsichtlich der friedlichen Nutzung des Weltalls auf. Es erfolgte keine vorherige Ankündigung und die Trümmerteile sind überall im All verstreut. Es ist fraglich, ob man dies als friedliche Nutzung des Weltalls bezeichnen kann."

Laut Sankei Shimbun vom 24. Januar informierte die chinesische Regierung die japanische Botschaft in Beijing erst am 22. Januar über ihr so genanntes Experiment. Chefkabinettssekretär Yasuhisa Shiozaki gab bekannt, er habe den chinesischen Botschafter in Japan, Wan Yi, bei einem Essen am 23. Januar um nähere Auskünfte gebeten, jedoch keine eindeutige Antwort erhalten. Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag desselben Tages äußerte der Chefkabinettssekretär: "Es gab eine Information von Seiten Chinas, dass man ‚unlängst ein Experiment im Weltall durchgeführt' habe; allerdings wurden keine weiteren Details genannt."

China hat den Anti-Satelliten-Test erst nach elf Tagen, nämlich am 23. Januar, offiziell bestätigt. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Liu Jianchao, erklärte, dass sowohl Japan als auch die Vereinigten Staaten erst nach dem Experiment informiert worden seien. Er unterstrich jedoch, dass dieses Experiment "keine Bedrohung für irgendein Land darstellte" und sagte weiter: "China lehnt eine Militarisierung und Aufrüstung im All unverändert ab. [...] Wir halten an der friedlichen Nutzung des Weltalls fest."

Amerikas Militarisierung des Weltalls  im Blick

Während des Kalten Krieges lieferten sich die Vereinigten Staaten und die frühere Sowjetunion ein technologisches Wettrennen um die Entwicklung eines Anti-Satelliten-Systems. Die Sowjetunion übernahm in den frühen siebziger Jahren die Führung, als es ihr gelang, mittels eines sich selbst zerstörenden Satelliten ein Zielobjekt zu vernichten. 1985 waren die Vereinigten Staaten dabei erfolgreich, einen Satelliten durch eine von einem Kampfflugzeug abgefeuerte Rakete zu zerstören. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Sowjetunion allerdings bereits angekündigt, dass sie die Militarisierung des Weltalls gestoppt und ihre Tests 1982 eingestellt hätte. Die Vereinigten Staaten folgten diesem Beispiel 1988 und haben seitdem keine derartigen Tests mehr durchgeführt. Chinas nun erfolgreich durchgeführter Test ist ein Zeichen dafür, dass auch dieses Land nun in der Lage ist, u.a. amerikanische Aufklärungssatelliten anzugreifen und zu zerstören.

Die Mainichi Shimbun analysierte am 23. Januar Chinas Beweggründe zur Durchführung des Tests und schrieb: "Amerikas militärisches Potential beruht auf einem System von Aufklärungs-, Kommunikations- und anderen Militärsatelliten. China liegt auf diesem Gebiet hinter den USA zurück. Dieses Satellitensystem als mögliches Ziel ins Visier zu nehmen, ist für China ein effektiver Weg, mit den Vereinigten Staaten Schritt zu halten. China hat sich gegen eine Entwicklung von Waffen im Weltall ausgesprochen. Der aktuelle Test macht Chinas Fähigkeit zur Zerstörung von Satelliten deutlich und wird auf Amerikas militärische Expansion im All mehr als abschreckend wirken."

In einem Interview, das am 24. Januar in der Sankei erschien, betonte der Militärexperte Kensuke Ebata: "Die Tatsache, dass China in der Lage ist, einen Satelliten auf einer 850 Kilometer hohen Umlaufbahn zu zerstören, bedeutet, dass es amerikanische Aufklärungssatelliten in einer Höhe von 250 bis 400 km und japanische Satelliten zur Informationssammlung in einer Höhe von 400 bis 600 km problemlos abschießen kann. [...]  Das US-Militär hängt zu 95% von Informationen ab, die zivile Aufklärungssatelliten liefern. Militärisch genutzte Satelliten sind somit nicht das ausschließliche Ziel. Wir sollten uns dessen bewusst sein, dass wir in die Ära der Kriegsführung im All eingetreten sind."

Demgegenüber äußerte Hisao Iwashima, ein Experte für internationale Politik und militärische Angelegenheiten, am 23. Januar in einem Interview für die Mainichi: "Die Vereinigten Staaten haben ihre Überwachung Nordkoreas verstärkt und Chinas Anti-Satelliten-Test zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist ein Signal an die Vereinigten Staaten, dass sie nicht ungestraft alles tun können, was sie wollen. [...] Chinas Anti-Satelliten-Test ist eine Demonstration gegenüber Amerika, aber auch gegenüber der eigenen Bevölkerung. Letztendlich ist er als psychologischer Schlag gegen die Vereinigten Staaten zu verstehen."

"Weitere Aufrüstung im All begrenzen"

Von den führenden fünf japanischen Tageszeitungen publizierten alle bis auf die Asahi Shimbun Leitartikel über Chinas Anti-Satelliten-Test und brachten ihre Befürchtungen hinsichtlich einer möglichen Eskalation des Wettrüstens im Weltall zum Ausdruck.

Der Artikel der Sankei vom 25. Januar unter der Überschrift "Chinas wahre Absichten durchschauen" hob hervor, dass "die Regierung unverzüglich die Umstände prüfen und Chinas wahre Absichten herausfinden muss." Die Sankei fragte: "Warum erfolgte die offizielle Bestätigung so spät?" und  "Warum führte China einen Test durch, der so viele Probleme mit sich bringt?" Sie fuhr fort: "Der rücksichtslose Abschuss eines Satelliten hat gefährliche Trümmerteile in den Teil des Alls geschleudert, den die gesamte Menschheit nutzt; er ist somit ein großer Rückschlag in Bezug auf die Hoffnung der Menschheit auf eine friedliche Nutzung des Alls." Die Sankei schloss: "Die internationale Gemeinschaft muss ihre Stimme gegenüber China erheben" und unterstrich: "Wenn man ein Wettrüsten im Weltall verhindern will, dann wird es letztendlich notwendig werden, den Weltraumvertrag der Vereinten Nationen von 1967 neu zu überdenken, der offensichtlich nicht mehr greift."

Der Leitartikel der Yomiuri Shimbun vom 26. Januar stand unter der Überschrift "Chinas Anti-Satelliten-Test könnte Wettrüsten im Weltall auslösen." Die Yomiuri warnte, dass das Experiment ein "Wettrüsten im Weltraum auslösen" könnte und stellte fest: "Zahlreiche Beobachter gehen davon aus, dass China beabsichtigt, seine Fähigkeiten zum Angriff von Satelliten - insbesondere von US-Spionagesatelliten - unter Beweis zu stellen." Sie hob weiter hervor: "Es gibt Stimmen innerhalb der US-Regierung, die davor warnen, dass der chinesische Test nur der erste Schritt dafür ist, die USA herauszufordern, die hinsichtlich der Entwicklung im All China deutlich überlegen sind." Sie folgerte daraus: "Sollte dies der Fall sein, wird es zu einem Wettrüsten im All kommen."  Daher forderte die Yomiuri: "Die internationale Gemeinschaft, die davon sowohl in militärischer als auch ziviler Hinsicht betroffen wäre, sollte sich dafür einsetzen, dass China mehr Transparenz in Bezug auf seine Streitkräfte gewährt und verantwortungsvoll mit der internationalen Gemeinschaft kommuniziert."

Unter der Überschrift "Drängt China zu einem Weltall ohne Waffen" schrieb die Mainichi am 28. Januar: "Die Vereinigten Staaten fordern China auf, seine Absichten bei der Entwicklung von Militärtechnologie für das Weltall transparenter zu gestalten. Großbritannien, Australien und Kanada brachten ebenfalls ihre Besorgnis über die Verbindung des Tests mit der chinesischen Militärstrategie zum Ausdruck. Die japanische Regierung sollte China noch nachdrücklicher dazu drängen, eine Aufrüstung im All zu unterlassen." Mit Bezug darauf, dass die "Entmilitarisierung des Weltalls bereits durch den Weltraumvertrag der Vereinten Nationen geregelt ist", fuhr die Mainichi fort: "Allerdings gibt es Ausnahmen, wie z.B. Anti-Satelliten-Waffen, die das Wettrüsten der USA und der Sowjetunion im All überlebt haben. Daher ist eine grundsätzliche Klärung der Abrüstung im Weltall notwendig."

Der Leitartikel der Nikkei (neuer Name der Nihon Keizai Shimbun) stand unter der Überschrift "Notwendigkeit für ein System, das militärische Expansion im All verhindert". Die Nikkei schrieb: "Anti-Satelliten-Tests und andere Formen der militärischen Aufrüstung im Weltall müssen verhindert werden. In diesem Bereich sind es die Vereinigten Staaten mit ihrer technologischen Führungsrolle, die die Initiative für Verhandlungen ergreifen müssen. Es ist an der Zeit, eine Debatte in Gang zu setzen und Handlungen zu unterlassen, welche die ganze Menschheit bedrohen."

(Copyright 2007 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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