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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


09. 02. 2007

 

IPPC-Bericht über globale Erwärmung bedeutet auch für Japan nachdrückliche Warnung

Die niederschmetternde Prognose und nachdrückliche Warnung in Bezug auf die globale Erwärmung, die ein überstaatliches Gremium zum Klimawandel namens Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) herausgegeben hat, erinnert auch Japan daran, dass es sich auf die vorausgesagten Konsequenzen des Klimawandels einstellen sowie seine Anstrengungen verstärken muss, um seine im Kyoto-Protokoll festgeschriebenen Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen.

In seinem Bericht über die Bewertung des globalen Klimawandels, der am 2. Februar veröffentlicht wurde und bereits der vierte Bericht dieser Art seit 1990 ist, bezeichnete das den Vereinten Nationen angeschlossene IPCC die globale Erwärmung als "unmissverständlich" und stellte eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit dafür fest, dass diese mit menschlichem Handeln in Verbindung steht. Damit wurde allen Theorien, welche die Erwärmung als natürliche Schwankung auffasst, eine klare Absage erteilt. Verglichen mit der letzten Bewertung des Gremiums von 2001 klingt der jüngste Bericht deutlich eindringlicher in Bezug auf die Auswirkungen der globalen Erwärmung des Klimas und seine Verbindungen zu menschlichen Aktivitäten.

So wird u.a. bis zum Ende des Jahrhunderts ein Temperaturanstieg von bis zu 6,4 Grad Celsius, ein Anstieg des Meeresspiegels um maximal 59 cm sowie  ausgeprägtere Wetterextreme einschließlich einer Zunahme von Wirbelstürmen, Dürren und Regenfällen vorausgesagt.

Die Auswirkungen dieser Veränderungen in Japan werden als weitreichend und kostenintensiv eingeschätzt. Laut Umweltministerium leben mehr als vier Millionen Menschen in insgesamt 577 qkm großen so genannten "Null-Meter"-Gebieten, die bei einem Höchststand der Flut, wenn der Unterschied zwischen Ebbe und Flut am größten ist, unter dem Meeresspiegel liegen. Diese Gebiete liegen entlang der Buchten von Tokyo, Osaka und Ise und gelten bei einem Anstieg des Meeresspiegels als stark gefährdet. Sollte der Meeresspiegel um einen Meter ansteigen, würden zudem 90 % der Sandstrände des Landes verschwinden.

Wie die Nikkei (früher Nihon Keizai Shimbun) berichtete, konzentriert sich fast die Hälfte der Bevölkerung Japans in Städten und Orten, die am Meer liegen. Zugleich sind diese für 80 % des Umsatzes verantwortlich. Man schätzt, dass die Verstärkung und der Umbau von Häfen und Deichen, um dem Anstieg des Meeresspiegels zu begegnen, Investitionen in Höhe von 10 Billionen Yen erfordern wird. Auch die Landwirtschaft wird von einem Anstieg des Meeresspiegels getroffen: So liegen ca. 7,5 % aller Reisfelder des Landes weniger als drei Meter über dem Meeresspiegel. Diese Felder sind erheblich durch Stürme gefährdet, was zu einer geringeren Reisernte führen wird.

Im Rahmen des Kyoto-Protokolls aus dem Jahr 1997, das Zielmarken für die Reduzierung von Treibhausgasen festlegt, die in einer ersten Phase der Verpflichtung von 2008-2012 erfüllt werden müssen, hat sich Japan dazu verpflichtet, seine Emissionen bis 2007 gegenüber 1990 um 6 % zu verringern. Tatsächlich aber lagen die Emissionen 2005 um 8,1 % höher als 1990. Dieser Misserfolg gilt als mitverantwortlich für die vorherrschende Stimmung im Land, die Vorgaben des Kyoto-Potokolls abzuschwächen, da man fälschlicher Weise annimmt, dass es u.a. wegen der Nichtbeteiligung der Vereinigten Staaten und Chinas nicht effektiv sei.

Die Antwort der japanischen Medien auf den IPCC-Bericht beinhaltete mehr oder weniger allgemein gehaltene Empfehlungen an die Regierungen, die Wirtschaft und die Menschen, die globale Erwärmung und die Verantwortung der Menschheit für dieses Phänomen ernster zu nehmen und endlich zu handeln. Sie kritisierten auch die Vereinigten Staaten und die unzureichende Struktur des Kyoto-Protokolls, das Entwicklungsländer wie China und Indien, die große Mengen von Treibhausgasen ausstoßen, ausspart.

"Verlorenes Jahrzehnt" bei Japans Bemühungen zur Reduzierung der Emissionen

Unter den führenden Tageszeitungen betonte die Nikkei deutlicher und konkreter als andere Zeitungen Japans Misserfolg in Bezug auf die Reduzierung seiner Emissionen und forderte mit Nachdruck zu einem Gegensteuern auf. In ihrem Leitartikel vom 5. Februar meinte sie zusammengefasst: "Obwohl Japan an vorderster Linie stehen sollte, ist es hinter die führenden Staaten weit zurückgefallen und befindet sich nun kurz vor Beginn der ersten Verpflichtungsphase im Rahmen des Kyoto-Protokolls, mit denen sich die Industrieländer zu einer Verringerung der Treibhausgase verpflichtet haben, bei den internationalen Verhandlungen über die globale Erwärmung in einer prekären Lage."

Indem die Zeitung auf die jüngsten Schritte der EU für noch strengere Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen hinwies und auch die Entwicklung in den Vereinigten Staaten hervorhob, wo man - wenn auch nicht auf Regierungsebene - mit Europa weitgehend übereinstimmt, warnte sie davor, dass Japan bei einer internationalen Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll zum Kampf gegen die globale Erwärmung hinter den Europäern und Amerikanern zurückfallen könnte. Zudem verwies sie auf das Zögern der japanischen Unternehmen, sich am Handel mit Emissionsrechten zu beteiligen, bei dem ein Unternehmen seine Emissionsrechte  veräußern kann, wenn es tatsächlich weniger Emissionen produziert.

Die Nikkei schrieb: "Trotz ihrer weltweit führenden Stellung auf den Gebieten Energiespartechnologie und Energieeffizienz entwickeln sich japanische Unternehmen innerhalb des sich rasch ausweitenden Markts für Emissionsrechte zu einer marginalen Präsenz. [...] Ihre Annahme, dass das Kyoto-Protokoll ohne die Vereinigten Staaten früher oder später verschwinden und ein Rahmenwerk mit numerischen Zielen als Nachfolgeregelung wohl kaum an seine Stelle treten wird, hat dazu geführt, dass die Unternehmen eine solch nachhaltige Maßnahme wie den Handel mit Emissionsrechten ignorieren." Die Nikkei fragte sich daher, ob dies nicht ein verlorenes Jahrzehnt gewesen sei.

Angesichts der eingeleiteten Schritte zur Verringerung von Emissionen auf gesamtstaatlicher Ebene in den Vereinigten Staaten sowie Anzeichen für eine Wende im von den Demokraten dominierten US-Kongress rief die Asahi Shimbun in ihrem Leitartikel vom 3. Februar Regierung und Industrie in Japan dazu auf, diese neue Entwicklung im Blick zu behalten: "Wir müssen uns dafür einsetzen, das negative Erbe der industriellen Gesellschaft zu verringern. Es ist an der Zeit, dass wir alle damit beginnen, eine Gesellschaft zu gestalten, die nicht zu einer Erwärmung des Klimas führt."

Die Mainichi Shimbun meinte in ihrem Leitartikel vom 3. Februar mit Blick auf China und Indien, die bereits jetzt große Mengen von Treibhausgasen ausstoßen, aber aufgrund ihres Status als Entwicklungsländer nicht zu einer Reduzierung verpflichtet sind, sowie mit Blick auf die Vereinigten Staaten, die das Kyoto-Protokoll ablehnen: "Solange der Planet Erde nicht aufgeteilt werden kann, kommt der Reduzierung der Emissionen durch die Länder, die große Mengen ausstoßen, bei der Verhinderung der globalen Erwärmung eine große Bedeutung zu." Die Zeitung rief insbesondere China zu Schritten auf, um die Emissionen zu verringern und meinte: "Japan muss bereit sein, dem Land die benötigte technologische Zusammenarbeit zu gewähren." 

In ihrem Leitartikel vom 4. Februar bezeichnete die Yomiuri Shimbun das Kyoto-Protokoll als fehlerhaft und wenig fortschrittlich: "Vor allem sind die Vereinigten Staaten als größter Verursacher von Emissionen nicht Mitglied des Protokolls; und China und Indien, deren Emissionen aufgrund ihrer expandierenden Volkswirtschaften immer mehr zunehmen, sind von Verpflichtungen zur Verringerung der Emissionen ausgenommen. Auch reichen die Maßnahmen nur bis 2012. Es ist daher dringend erforderlich, das Protokoll zu verbessern."

(Copyright 2007 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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