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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)
27. 02. 2007
Japan komplettiert Satelliten-Überwachungssystem
Von der im Süden Japans gelegenen Insel Tanegashima (Präfektur Kagoshima) hat Japan am 24. Februar erfolgreich seinen dritten und vierten Aufklärungssatelliten auf ihre Umlaufbahnen im All geschickt. Einer der Satelliten ist ein mit einer Teleskopkamera ausgestatteter optischer Satellit, während der andere ein Radarsatellit ist, der auch nachts und bei bewölktem Himmel präzise Aufnahmen machen kann. Zusammen mit dem ersten Satellitenpaar, das sich bereits auf seiner Umlaufbahn befindet, bilden alle Satelliten nun ein Netz von vier Satelliten, das jeden Punkt der Erde einmal am Tag aufnehmen kann.
Seitdem die Regierung 1998 aufgrund des Starts einer nordkoreanischen Trägerrakete vom Typ Taepodong den Aufbau eines Aufklärungssatellitensystems beschloss, hat es geraume Zeit gedauert, bis Japan das Projekt vollenden konnte. Im März 2003 wurden bereits ein optischer und ein Radarsatellit auf ihre Umlaufbahnen gebracht, aber der Start eines weiteren Paares im November desselben Jahres scheiterte aufgrund eines Defekts der H2A-Trägerrakete, so dass die Komplettierung bis auf dieses Jahr verschoben werden musste. Da die fünfjährige Lebensdauer der ersten Satelliten bereits im Jahr 2008 endet, müssen sie in nicht allzu ferner Zukunft ersetzt werden, damit das Beobachtungssystem weiterhin perfekt funktioniert.
Obgleich sie offiziell nicht als solche bezeichnet werden, werden die Satelliten quasi als "Spionagesatelliten" angesehen. Da die von ihnen gesammelten Informationen auch militärische Interessen berühren, gibt es nur wenige Aussagen darüber, wie die Satelliten funktionieren und was sie beobachten. Dies wiederum wirft die schwierige Frage auf, ob sie die bislang investierten Haushaltsmittel von 505 Mrd. Yen und weiteren 60 Mrd. Yen im kommenden Finanzjahr wert sind.
Da Japans Weltraumprogramm aufgrund einer Parlamentsentscheidung von 1968 auf friedliche Zwecke beschränkt ist, muss auch der Start von Aufklärungssatelliten unter diese Regelung fallen, was Abgeordnete der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) dazu bewog, sich für ein grundlegendes Gesetz zur Nutzung des Alls einzusetzen, das es ermöglicht, Weltraumtechnik auch zu Zwecken der nationalen Sicherheit und des Krisenmanagements einzusetzen.
Ein weiteres wichtiges Problem bildet die H-2A-Trägerrakete und deren Perspektiven im Weltraumgeschäft. Die Rakete erregte als Japans erste selbst entwickelte Rakete große Aufmerksamkeit, und ihre Fähigkeit zum Transport von Satelliten wird in der Zukunft von großer kommerzieller Bedeutung sein, da das Satellitentransportgeschäft an ein privates Unternehmen, Mitsubishi Heavy Industries, Ltd., übertragen werden soll. Bis zum aktuellen Raketenstart war die staatliche Behörde zur Erschließung des Weltalls (Japan Aerospace Exploration Agency - JAXA) dafür zuständig.
Die Nikkei berichtete, dass der erfolgreiche Transport der Aufklärungssatelliten durch die zwölfte H-2A-Rakete deren internationale Glaubwürdigkeit erheblich steigerte und ihr somit auf dem Weltmarkt einen großen Vorteil im Konkurrenzkampf mit Raketenherstellern aus Europa und Amerika einbringen wird. Bei den vergangenen zwölf Raketenstarts war die H-2A in elf Fällen erfolgreich, was einem Durchschnitt von 92 % entspricht. Ein Niveau von 90 % gilt als Weltstandard. Ein zu lösendes Problem besteht nach Angaben der Zeitung nun in der Reduzierung der Kosten, die 30 % über denen der Mitbewerber, etwa der europäischen Ariane-Rakete, liegen sollen.
Medien heben Bedeutung der Satelliten hervor
Die Bedeutung der erfolgreichen Satellitenstarts wurde am 25. Februar durch einen Leitartikel der Yomiuri Shimbun hervorgehoben: "Das Sicherheitsumfeld unseres Landes ist seit dem nordkoreanischen Atomtest und dem Start mehrerer Mittelstreckenraketen im letzten Jahr sehr viel schwieriger geworden. Auch China hat seine militärische Präsenz verstärkt und agiert nun aktiver in den angrenzenden Meeresgebieten. Unter diesen Umständen sind die Erwartungen an das Beobachtungssystem im All sehr hoch." Die Zeitung hob zudem die Notwendigkeit für eine bessere Aufklärungsfähigkeit der Satelliten hervor: "Die beiden im Moment auf ihrer Umlaufbahn befindlichen optischen Satelliten können lediglich Objekte mit einer Größe von etwa einem Meter erkennen. Das entspricht ungefähr der notwendigen Auflösung, um einen Lkw von einem Pkw zu unterscheiden. Das ist nicht mehr als das, was auch kommerzielle Satelliten leisten. [...] Wir brauchen einheimische hochentwickelte Technologien und Software. Japan darf bei der Entwicklung diesbezüglicher Technologien nicht sparen."
In Bezug auf die auf einem Parlamentsbeschluss zurückgehende Beschränkung des japanischen Weltraumprogramms auf friedliche Zwecke wies die Sankei Shimbun in ihrem Leitartikel vom 25. Februar auf die Bemühungen der LDP für ein grundlegendes Gesetz zur Nutzung des Weltalls hin, um "diese unnatürliche Situation zu beenden." Sie schrieb: "Zu einer Zeit, da China sein Erschließungspotential im Weltall, einschließlich des Plans für eine Mondsonde, ausweitet, steht Japans Weltraumerschließungsprogramm an einem Wendepunkt. Vor dem Hintergrund des jüngsten Erfolgs muss Japan auf diesem Gebiet kontinuierlich weitere Erfolge erbringen."
Die Nikkei hob indessen die Bedeutung einer sinnvollen Verwertung der durch die Satelliten gewonnenen Informationen hervor. In ihrem Leitartikel vom 25. Februar schrieb sie: "Die Satelliten sind nur ein Mittel, um Bewegungen innerhalb und außerhalb des Landes zu registrieren. Sie allein reichen schwerlich aus. Ebenso wenig können sie den exakten Moment des Abschusses einer Rakete überwachen. Man sollte daher keine überzogenen Erwartungen hegen. [...] Es ist wichtig, im Amt des Premierministers ein System einzurichten, um die Informationen akkurat auszuwerten und für die politische Entscheidungsfindung zu nutzen."
(Copyright 2007 Foreign Press Center, Japan)