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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


02. 03. 2007

 

Weltweiter Kurssturz an den Börsen erfasst auch Tokyo

Der Aktienmarkt in Tokyo erlebte am 28. Februar einen Kurssturz, nachdem auch der New Yorker Aktienmarkt durch einen heftigen Kurssturz an der Börse von Shanghai am 27. Februar in Mitleidenschaft gezogen worden war. Der Nikkei 225-Index fiel um 515,80 Punkte auf 17604,12 und setzte seine Talfahrt am 1. März fort (minus 150,61 auf 17453,51). Damit ist ein Großteil der Gewinne seit Jahresbeginn verloren gegangen.

Der Kurssturz kam völlig unvermittelt inmitten einer insgesamt optimistischen Stimmung, die den Nikkei-Index am 26. Februar auf 18215,35 Punkte angehoben hatte - den höchsten Wert seit sechs Jahren und neun Monaten. Im Nachhinein jedoch wurde der Kurssturz von Analysten und Kommentatoren als unausweichlich bezeichnet, nachdem die Kurse in den vergangenen Monaten nicht nur in Japan, sondern auch in New York und anderen führenden Ländern einschließlich China kontinuierlich gestiegen waren. Auch wenn der Kurssturz an den Börsen weltweit durch einen Rückgang von fast 9 % in Shanghai ausgelöst wurde, zeigten sich die Akteure vor allem über die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft besorgt, die Anzeichen einer beginnenden Schwäche zeigt.

Die Tatsache, dass der Nikkei-Index sich am 1. März trotz eines Anstiegs des Dow-Jones-Index um 50 Punkte nicht erholte, wurde auf die große Sorge der japanischen Investoren in Bezug auf die amerikanische Wirtschaft zurückgeführt. Dies zeigt umgekehrt, wie eng die Wirtschaft und der Aktienmarkt in Japan mit der Entwicklung der US-Wirtschaft verknüpft sind, von der China aufgrund seiner Exporte sogar noch weit mehr anhängig ist. Ein weiterer negativer Faktor für die japanischen Exporte war ein Anstieg des Yen, der im Licht der zunehmenden Schwäche der US-Wirtschaft auftrat. Eine Wende beim zunehmenden "Yen Carry Trade" als Quelle billiger Finanzmittel für die Finanzmärkte weltweit könnte die Stärke der japanischen Währung weiter beflügeln.

Die meisten Analysten in und außerhalb Japans meinten, dass der allgemeine Kurssturz zwar einen besorgniserregenden Umfang gehabt habe, jedoch grundsätzlich nur eine Korrektur des Kursanstiegs gewesen sei, da die wirtschaftlichen Grundlagen nach wie vor überall intakt seien und die Aktienmärkte langfristig weiter zulegen würden. Nichtsdestotrotz war der Kurssturz eine eindringliche Mahnung an die prekäre Situation der zulegenden Aktienmärkte weltweit und an die latenten Risiken, die diese Entwicklung in sich birgt. Die Ansteckung der Aktienmärkte auf der ganzen Welt vom Kurssturz in Shanghai wurde sowohl als Symbol für die derzeitige Lage als auch für die zunehmende Präsenz Chinas innerhalb des internationalen Wirtschafts- und Finanzsystems gewertet. Es war dies das erste Mal, dass finanzielle Turbulenzen weltweiten Ausmaßes von China ausgelöst wurden.

Alle führenden japanischen Tageszeitungen befassten sich am 1. März in ihren Leitartikeln mit dem Kurssturz, um vor Selbstzufriedenheit und übergroßem Optimismus zu warnen sowie die Investoren dazu aufzurufen, sich der Risiken angesichts der wirtschaftlichen und finanziellen Globalisierung bewusst zu sein.

Die Nikkei schrieb: "Der weltweite Fall der Aktienpreise sollte als Alarmglocke für das Risiko von allzu großem Optimismus auf den internationalen Finanzmärkten aufgefasst werden." Die Zeitung beschrieb den chinesischen Aktienmarkt als "hoch spekulativ, bei dem Einzelanleger die Hauptrolle spielen, und der geprägt ist von einer noch unausgereiften Marktinfrastruktur." Sie fügte hinzu: "Die scharfe Reaktion der Märkte in Europa und in den Vereinigten Staaten auf die Entwicklung des chinesischen Markts angesichts dieser Situation ist ein Ereignis, das zugleich die zunehmende Präsenz Chinas in der Weltwirtschaft deutlich macht."

Die Nikkei wies zudem auf die starken Kräfte der Investmentfonds in Form der weltweit agierenden Hedge-Funds hin und fragte, ob sich die Investoren der Risiken ausreichend bewusst seien, wenn sie insbesondere in die aufstrebenden Volkswirtschaften große Mengen von Kapital stecken. Die Zeitung warnte: "Wenn Investoren und Wirtschaft auf der Grundlage der Annahme handeln, dass der niedrige Yen-Kurs und die niedrigen Zinsraten für immer anhalten, dann ist zu fürchten, dass es früher oder später einen drastischen Rückschlag auf den Märkten geben wird."

Warnung vor den Risiken in China

Die Mainichi Shimbun wies ebenfalls auf die schwache Marktinfrastruktur in den aufstrebenden Volkswirtschaften hin, die von heftigen Schwankungen bei den Aktienkursen geprägt ist. Die Zeitung forderte: "China sollte seine Finanzreform vorantreiben und seine Aktienmärkte in Ordnung bringen, wo massive Spekulationen stattfinden. [...] Der Fall der chinesischen Aktienkurse war eine erneute Mahnung, dass wir uns der Risiken bewusst sein müssen. Wir sollten den Kurssturz an den weltweiten Aktienmärkten, der seinen Ursprung in China hat, dazu nutzen, unseren Schutz vor den Risiken zu verstärken."

Die Asahi Shimbun schrieb: "Sollte sich dieser Rückschlag als eine ordnungsgemäße und kurzfristige Korrektur der brummenden Aktienmärkte in Tokyo und anderen führenden Finanzstandorten herausstellen, dann besteht keine Notwendigkeit dafür, allzu besorgt zu sein. Die Investoren sind am besten beraten, wenn sie ruhig bleiben. [...] Diesmal kam der weltweite Schock für die Finanzmärkte aus China, einer der aufstrebenden Volkswirtschaften. Dies ist angesichts der Tatsache, das Asien sich zur treibenden Kraft für das Wachstum der Weltwirtschaft inmitten der zunehmenden Globalisierung entwickelt hat, auch keineswegs überraschend. [...] Um mit den neuen Risiken, die sich aus der Globalisierung ergeben, effektiv umzugehen, ist eine enge internationale Zusammenarbeit notwendig, um China und andere aufstrebende Länder fest in das globale Wirtschaftssystem zu integrieren. Das ist die wichtigste Lehre, die wir aus dem globalen Debakel der Aktienmärkte ziehen sollten."

Die Yomiuri Shimbun meinte: "Der weltweite Kurssturz trat nicht auf, weil sich die Grundlagen der globalen Wirtschaft plötzlich verschlechtert haben. Es besteht kein Grund zur Panik über das Abschmelzen der Aktienmärkte. Allerdings ist es wichtig sich zu merken, dass hinter dem jüngsten Kurssturz in verschiedenen Ländern einschließlich Japans und den Vereinigten Staaten der weltweite Strom überschüssiger Finanzmittel stand. Sollte dieser Strom der Investitionen jedoch seine Richtung ändern, dann würde die Weltwirtschaft auf unterschiedliche Weise davon betroffen sein." Die Zeitung schrieb weiter: "Letztendlich hält China diesbezüglich den Schlüssel in Händen. Es ist nach wie vor ungewiss, ob China in der Lage ist, die Bewegungen auf seinen Finanzmärkten zu kontrollieren, in die angesichts der raschen wirtschaftlichen Expansion des Landes gewaltige Finanzmittel fließen. Die Währungs- und Finanzbehörden aller Staaten einschließlich derjenigen Chinas sollten einen intensiven Informationsaustausch unterhalten."  

Die Sankei Shimbun schrieb: "Ein Punkt, auf den hingewiesen werden muss, ist, dass sich die Grundlagen der Weltwirtschaft nicht verändert haben. Bei der Zusammenkunft der Finanzminister und Notenbankchefs der G7 im Februar wurde bestätigt, dass die Volkswirtschaften in Japan, den Vereinigten Staaten und Europa gesund sind. Die US-Wirtschaft, von der es heißt, dass ein Abschwung zu befürchten ist, wird allgemein als stabil betrachtet. Nichtsdestotrotz bleibt die Frage, ob das Gespür für die Möglichkeit einer Krise nicht nachgelassen hat. [...] Sind die Regierung, die Regierungspartei und Wirtschaftskreise in Japan nicht allzu selbstzufrieden geworden angesichts der bequemen Situation, welche die extrem niedrigen Zinsen und der schwache Yen geschaffen haben? [...] Es wird unausweichlich zu einem Tumult kommen, wenn sie sich nicht verstärkt auf eine unsichtbare Krise einstellen."

(Copyright 2007 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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