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Japan Brief (Foreign Press Center Japan)


11. 04. 2007

 

 

Auch jüngster IPCC-Klimabericht ernüchtert Japan wegen drohender Erwärmung

Der Bericht der Arbeitsgruppe II des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) über die Auswirkungen der globalen Erwärmung hat Japan dazu veranlasst, seine Haltung im Rahmen der auf internationaler Ebene ergriffenen Schritte in dieser Frage zu überdenken und die Schäden neu zu bewerten, die dem Land durch den Anstieg der Temperaturen auf der Erde entstehen könnten. Der Bericht führt aus, dass die Erwärmung nunmehr weltweit sichtbare Auswirkungen zu haben beginnt und warnt, dass in Zukunft Millionen Menschen unter dem Anstieg des Meeresspiegels und Flutkatastrophen leiden könnten; die weltweit auftretenden Schäden könnten zudem weiter zunehmen, wenn der Anstieg der Durchschnittstemperatur nicht auf 2-3 Grad Celsius im Vergleich zum Niveau von 1990 begrenzt wird.

Der Bericht der Arbeitsgruppe II, der auf der achten Sitzung der Gruppe, die vom 2. bis 5. April in Brüssel stattfand, angenommen und bestätigt wurde, befasst sich mit "Auswirkungen, Anpassungen und der Verletzlichkeit" in Bezug auf die globale Erwärmung. Der jetzt vorgelegte Bericht ist eine Fortführung des von der Arbeitsgruppe I im Februar in Paris veröffentlichten Berichts über "Fortschritte in Bezug auf das Verständnis für menschliche und natürliche Ursachen des Klimawandels", in dem das den Vereinten Nationen angeschlossene IPCC die globale Erwärmung als "unumkehrbar" bezeichnete und mit "90-prozentiger Sicherheit" von einem Zusammenhang mit menschlichen Aktivitäten ausging. Der Februar-Bericht sagte einen Temperaturanstieg von bis zu 6,4 Grad Celsius zum Ende des Jahrhunderts sowie einen Anstieg des Meeresspiegels um maximal 59 cm und ausgeprägtere Wetterextreme voraus.

Die Hauptpunkte der möglichen Auswirkungen der ansteigenden Temperaturen, die von der Arbeitsgruppe II (zitiert nach der Nihon Keizai Shimbun) vorhergesagt werden, sind: (1) bei einem Anstieg um 1 Grad Celsius droht ein Aussterben von bis zu 30 % der Tier- und Pflanzenarten, (2) bei einem Anstieg von 2 Grad Celsius sind mehrere Hundert Millionen Menschen von Wassermangel bedroht - auch die Schäden durch Flutkatastrophen und Stürme werden zunehmen, (3) bei einem Anstieg um 3 Grad Celsius wird es zu einem massiven Korallen-Sterben kommen und (4) bei einem Anstieg um 4 Grad Celsius werden Millionen Menschen in den Küstenregionen jedes Jahr unter Überflutungen leiden und fast 30 % der Feuchtgebiete an den Küsten werden verschwinden.

Die Auswirkungen dieses Klimawandels in Japan werden als weitreichend und kostenintensiv eingeschätzt, insbesondere wegen der Schäden durch heftige Regenfälle und Überflutungen. Bis Ende des Jahrhunderts wird die Durchschnittstemperatur gegenüber dem Niveau von 2000 um 2-3 Grad Celsius ansteigen. Auf Hokkaido wird sogar mit einem Anstieg von fast 4 Grad Celsius gerechnet. Die höheren Temperaturen werden in den meisten Regionen des Landes zu vermehrten Niederschlägen führen - in Westjapan wird mit einer Zunahme um fast 20 % gerechnet. Ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter könnte fast 2 400 qkm² und 4,1 Mio. Menschen u.a. in den Küstenregionen von Tokyo und Osaka der Gefahr von Überflutungen aussetzen. Da die großen Städte Japans sich auf die Küstenregionen konzentrieren, wird mit wirtschaftlichen Schäden in Höhe von 1 Billion US-Dollar (fast 120 Billionen Yen) gerechnet.

Die japanischen Medien reagierten auf den IPCC-Bericht mit einem wiedererwachten Gefühl der Bedrohung angesichts der Aussichten für die globale Erwärmung sowie aufgrund des offensichtlichen Rückstands, den Japan beim Einhalten seiner Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen gemäß dem Kyoto-Protokoll verzeichnet. Die meisten Kommentare der Medien wiederholten zudem die Forderung, die Vereinigten Staaten, China und andere wichtige Verursacher von Treibhausgasen in den Rahmen des Kyoto-Protokolls einzubinden.

Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten und Chinas gefordert

Die Asahi Shimbun rief in ihrem Leitartikel vom 7. April die Welt dazu auf, den erwarteten Anstieg der Temperaturen auf 2 Grad Celsius zu beschränken. Die Zeitung merkte an, dass der Bericht der Arbeitsgruppe II bei seiner Einschätzung der Auswirkungen der Erwärmung die Verwundbarkeit der Erde deutlich gemacht habe. Sie nahm auch Bezug auf den Bericht der Arbeitsgruppe I, in dem es heißt, dass das Ausmaß des Temperaturanstiegs von der Menschheit abhänge: "Wenn man die Implikationen der beiden Berichte miteinander kombiniert, wird deutlich, wie wichtig es ist, den Temperaturanstieg auf 2 Grad Celsius zu begrenzen." Die Asahi fragte: "Ist es jetzt nicht an der Zeit, unsere gesellschaftlichen und industriellen Strukturen so zu verändern, damit ‚der Temperaturanstieg auf rund 2 Grad Celsius begrenzt wird?'"

Die Nikkei bestätigte in ihrem Leitartikel vom 7. April die gewachsene Zuversicht der Experten in die wissenschaftlichen Beweise für die globale Erwärmung und ihre Auswirkungen, wie sie im IPCC-Bericht deutlich wird. Allerdings fragte die Zeitung nach den Prognosen des Berichts für die künftigen Auswirkungen der globalen Erwärmung. Sie meinte: "Es bereitet uns einige Sorge, dass seltsame politische Motive die wissenschaftlich berechneten Voraussagen verfälscht haben könnten." Die Nikkei fuhr fort: "Es scheint, dass die Arbeitsgruppe II die zu nehmende Hürde niedriger legte und einem Anstieg um 3 Grad Celsius zustimmte. [...] Selbst wenn einige Unsicherheiten bestehen sollten - wenn eine künftige Katastrophe absehbar ist, muss die Welt vereint handeln und vorbeugende Maßnahmen ergreifen."

Die Yomiuri Shimbun führte in ihrem Leitartikel vom 8. April die Maßnahmen der Europäischen Union für eine noch stärkere Reduzierung der Treibhausgasemissionen an und wies auch auf die Absicht des japanischen Premierministers Abe hin, eine führende Rolle bei der Gestaltung der Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll zur Vermeidung einer weiteren globalen Erwärmung zu übernehmen. "Allerdings", so fuhr die Zeitung fort, "ist eines sicher: Ohne die Mitwirkung Chinas und der Vereinigten Staaten - zwei Staaten, die nicht in das Kyoto-Protokoll eingebunden sind - können wir keine effektiven Maßnahmen zur Vermeidung der globalen Erwärmung erwarten. [...] Die wahre Herausforderung besteht nun darin, wie China und die Vereinigten Staaten am besten in den Kampf gegen die globale Erwärmung eingebunden werden können. Die Erwartungen sind hoch, dass Japan hierfür einen Beitrag leistet."

Auch die Sankei Shimbun verlangte in ihrem Leitartikel vom 8. April die Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten und Chinas. Sie forderte dazu auf, umgehend damit zu beginnen, über eine Nachfolgeregelung für die Zeit nach dem Kyoto-Protokoll ab 2013 nachzudenken und schrieb: "Wir dürfen nicht vergessen, dass die internationale Gemeinschaft nunmehr Maßnahmen zur Vermeidung der globalen Erwärmung als Schwerpunkt ergreifen muss. Die Reduzierung der Kohlendioxyd-Emissionen ist eine Angelegenheit, bei der wir uns keine Verzögerung leisten können."

(Copyright 2007 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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