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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):


07. 12. 2007 

 

Japan fällt in der jüngsten OECD-Rangliste der schulischen Leistungen der Schüler zurück


Der Bericht, dass Japan in der jüngsten internationalen Rangliste der Leistungen der Schüler im Lesen, in den Naturwissenschaften und in Mathematik zurückgefallen ist, machte Schlagzeilen und verstärkte die Besorgnis über die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Landes. In der Studie des Programms zur internationalen Schülerbewertung (PISA) von 2006 fiel Japan bei den Lesefertigkeiten im Vergleich zur vorherigen Studie von 2003 von den 14. auf den 15. Platz zurück, bei der Mathematik-Kompetenz vom 6. auf den 10. Platz und vom 2. auf den 6. Platz in der naturwissenschaftlichen Kompetenz.

Die PISA-Studie wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) alle drei Jahre erstellt. Insgesamt 400.000 Schüler im Alter von 15 Jahren aus 57 Ländern und Regionen nahmen an der Studie von 2006 teil. Aus Japan beteiligten sich 6.000 Schüler in ihrem ersten Oberschuljahr. Zu Beginn, im Jahr 2000, hatte Japan noch an oberster Stelle bei der naturwissenschaftlichen Kompetenz, auf Platz 2 bei der mathematischen Kompetenz und Platz 8 bei den Lesefertigkeiten rangiert.

Die Studie ist mehr darauf ausgelegt, die Fähigkeit der Schüler zu messen, ihr Wissen anzuwenden und logisch zu denken, als auf die Menge des Wissens, über das sie verfügen. 2006 konzentrierte sie sich auf die Leistungen in den Naturwissenschaften. Mit den Worten von OECD-Generalsekretär Angel Guria "schnitten die japanischen Schüler bei der Anwendung der wissenschaftlichen Beweisführung gut ab (2. Platz) - Wissen reproduzieren, Beweise interpretieren, Schlussfolgerungen ziehen und die zugrunde liegenden Ursachen erkennen", aber sie schnitten ziemlich schlecht ab beim "Erkennen von Problemen (Platz 8) und im Herausfinden der Merkmale einer wissenschaftlichen Untersuchung (Platz 7)."  

Das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie bewertet unter Einbeziehung statistischer Fehler die japanischen Resultate beim Lesen als 11. bis 21. Platz und damit auf einer Stufe mit dem OECD-Durchschnitt, bei der mathematischen Kompetenz auf dem 6. bis 13. Platz, also über dem Durchschnitt, und bei der naturwissenschaftlichen Kompetenz auf dem 3. bis 9. Platz und damit in der oberen Gruppe. An erster Stelle beim Lesen rangiert Südkorea, bei der mathematischen Kompetenz Taiwan und bei der naturwissenschaftlichen Kompetenz Finnland. Selbst unter Berücksichtigung der gestiegenen Zahl teilnehmender Länder (41 in der vorherigen Studie) wird jedoch Japans fortwährende Verschlechterung in der Platzierung als besorgniserregende Angelegenheit angesehen, die wahrscheinlich eine Debatte über die Schulbildung ankurbelt, deren Reform in den vergangenen Jahren ein Gegenstand intensiver Auseinandersetzungen war.

Die Debatte konzentrierte sich darauf, ob die sogenannte Schule ohne Büffeln (oder Schule mit weniger Druck), die unter Leitung des Bildungsministeriums 2002 eingeführt wurde, für die Verschlechterung der schulischen Leistungen verantwortlich ist. Die aufkommende Kritik an diesem Kurs zwang das Bildungsministerium dazu, diesen später neu zu überdenken und teilweise zurückzunehmen.

Was als noch besorgniserregender angesehen wird, ist die PISA-Erkenntnis, dass die japanischen Schüler den Wissenschaften weniger persönliche Wertschätzung beimessen als ihre Mitschüler in den anderen OECD-Ländern. Sie sehen nicht die Möglichkeiten, die ihnen die Wissenschaft für ihr eigenes Leben bieten kann, und ihre Motivation für ein zukünftiges Studium der Naturwissenschaften ist gering. Nur 8 % der japanischen Schüler sagen, dass sie sich im Alter von 30 Jahren eine naturwissenschaftliche Karriere vorstellen können, der niedrigste Prozentsatz in der OECD (der Durchschnitt liegt bei 25 %). Die japanischen 15-Jährigen haben außerdem unter den OECD-Ländern am wenigsten Vertrauen in ihre naturwissenschaftlichen Fähigkeiten.

Medien bringen Bestürzung und ein Gefühl der Krise zum Ausdruck

Alle fünf führenden Tageszeitungen Japans brachten in ihren Leitartikeln die Bestürzung über die Ergebnisse Japans in der OECD-Studie zum Ausdruck, eine Stimmung, die fast dem Gefühl einer nationalen Krise nahe kommt. Wie vorherzusehen war, wurde die Politik des Bildungsministeriums kritisiert, aber es erwies sich als schwierig, festzumachen, wer die größte Verantwortung dafür trägt. (Alle Leitartikel datieren vom 5. Dezember.)   

Die Yomiuri Shimbun schrieb: "Wenn die Ergebnisse der neuesten OECD-Studie berücksichtigt werden, dann entstehen Bedenken über die Zukunft der Nation als ein wissenschaftliches und technologisches Machtzentrum. Die Schulen müssen deshalb innovative Maßnahmen einleiten, um das Interesse der Schüler an den Naturwissenschaften zu wecken. Eine Erkenntnis der vorherigen OECD-Studie, dass sich die Lesefähigkeiten der japanischen Schulkinder verschlechterten, führte dazu, dass die Behörden die druckfreie Bildungspolitik überdachten. Die neueste OECD-Studie hat ein Licht auf das sich verschlechternde Niveau der naturwissenschaftlichen und mathematischen Kompetenzen geworfen. Die Regierung muss dringend neue Lehrplanrichtlinien erarbeiten, die detaillierte Maßnahmen einschließen, wie zum Beispiel eine Verbesserung der Lehrmethoden." 

Die Asahi Shimbun bemerkte zwei Probleme hinsichtlich der japanischen Schüler, die in der OECD-Studie auftauchten. Eines war die "ernsthafte Lücke zwischen den Leistungen der fähigen Schüler und denen der Schüler am unteren Ende der Skala", was "die große Bedeutung des Versuchs deutlich macht, versagende Schüler in erfolgsorientierte Menschen umzuwandeln". Das andere Problem war, dass "japanische Schüler im Allgemeinen gut darin sind, wissenschaftliche Fragen zu lösen, die nur ein einfaches Anwenden einer bestimmten Formel erfordern", aber sie sind "schwach beim Stellen wissenschaftlicher Fragen über die Dinge um sie herum und im Geben logischer Erklärungen in der Beantwortung der Fragen." "Welches sind effektive Wege, um mit diesen beiden harten Herausforderungen an die Bildung umzugehen?", fragte die Zeitung und argumentierte, dass "die Bemühungen zur Erreichung dieser Ziele eine große Anzahl an Lehrer erfordern, sowie das Engagement zur Verbesserung der Lehrfähigkeiten. Das Bildungsministerium muss sich dessen bewusst sein, das eine einfache Erhöhung der Klassenstunden erfolglos wäre."  

Die Mainichi Shimbun war mehr über die Haltung der japanischen Schüler gegenüber dem wissenschaftlichen Lernen besorgt, nämlich ihr geringes Niveau an Motivation und Interesse, als über ihre Testergebnisse und die internationale Platzierung. "Natürlich ist eine solche Tendenz nicht auf die wissenschaftliche Bildung beschränkt. Es ist in weiteren Vorgängen ihres alltäglichen Lebens zu Hause und an vielen Schulen zu bemerken", führte die Zeitung aus. "Sind wir nicht aufgefordert, dies als ein Problem unserer Gesellschaft als Ganzes anzusehen und als ein Problem, vor dem wir im breiteren Umfang der Entwicklung der Arbeitskräfte in Japan nicht davonlaufen können?", fragte sie.   

Die Nikkei nannte die PISA-Ergebnisse eine unvermeidliche Mahnung für Japan hinsichtlich "einer langfristigen und strukturellen Verschlechterung der schulischen Leistungen, die weiter voranschreitet." Obwohl die Zeitung ein gewisses Maß der "Schule ohne Büffeln" zugute hielt, deren Gedanke in einigen Aspekten der PISA-Idee der schulischen Leistungen gleicht, führte sie aus, dass sie in der Praxis nur dazu diente, das Lernen weniger anspruchsvoll zu machen und die Möglichkeiten reduzierte, sich Dinge auszudenken. "Ein Gefühl der Krise sollte sich in der gesamten Gesellschaft ausbreiten", versicherte die Zeitung. "Ansonsten könnte dies zu einer Verschlechterung der Position Japans in der Welt führen."  

Die Sankei Shimbun war direkter und stellte eine Verbindung zwischen den schulischen Leistungen der Jugend und des wirtschaftlichen und nationalen Potentials her. Sie argumentierte: "Da Südkorea und Taiwan sich in ihrer Platzierung verbessert haben, kann Japan, das sich einst eines hohen Niveaus an schulischer Leistung rühmte, dies nicht mehr länger als selbstverständlich ansehen. Noch ist das Gefühl der Krise im Bildungsministerium nur leicht vertreten, das der Meinung ist, dass Japan immer noch zur oberen Gruppe in Mathematik und Naturwissenschaften gehört. Der Grund dafür, dass diese Studie von der OECD ausgeführt wird, ist, dass sich schulische Leistungen in wirtschaftlichem und nationalem Potential widerspiegeln." 

 (Copyright 2007 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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