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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):
06. 02. 2008
Schlussbericht des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens vorgelegt
Der Regierungsausschuss für den Umbau des Bildungswesens hielt seine letzte Hauptversammlung am 31. Januar ab und legte seinen Schlussbericht unter der Überschrift "Umbau des Bildungswesens durch die gesamte Gesellschaft" Premierminister Yasuo Fukuda vor. Der Bericht umreißt die wichtigen Probleme, die in den drei Zwischenberichten aufgezeigt wurden und noch nicht umgesetzt sind; er schlägt die Bildung eines Gremiums mit neuen Funktionen innerhalb der Regierung vor, wie zum Beispiel die Einschätzung des Fortschritts der Umsetzung der Maßnahmen in den Schulen. Nach der Vorlage des Schlussberichts hat der Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens, der im Oktober 2006 auf Initiative des damaligen Premierministers Shinzo Abe gegründet wurde, seine Aufgabe beendet und wird aufgelöst.
Auf der Versammlung des Ausschusses kündigte Premierminister Fukuda seine Absicht an, ein neues Gremium einzurichten, das den Minister für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie, Kisaburo Tokai, weitere damit verbundene Minister sowie fachkundige Personen umfasst, um den Platz des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens einzunehmen. Er bemerkte: "Um die bisher erreichten Ergebnisse des Ausschusses vollständig zu nutzen, wird sich die Regierung bemühen, die Vorschläge umzusetzen und zu verfolgen, indem innerhalb des Kabinetts ein neues Gremium eingerichtet wird." Premierminister Fukuda hat sich jedoch nicht auf eine bestimmte Form des neuen Gremiums bezogen, somit wird sich die Debatte um die Bildungsreform nunmehr darauf konzentrieren, welche Form das neue Gremium annehmen wird, um die Empfehlungen des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens auszuführen.
Frühere Abe-Regierung räumte der Bildungsreform oberste Priorität ein
Die treibende Kraft hinter dem Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens, der im Oktober 2006 eingerichtet wurde, war die starke Entschlossenheit des damaligen Premierministers Abe, eine Bildungsreform durchzuführen. Im September 2006, in seiner ersten Regierungserklärung als Premierminister vor dem Parlament, versprach Abe, dass er die Bildungsreform als ein Problem oberster Priorität seiner Regierung in Angriff nehmen werde, und sagte: "Die Erziehung der japanischen Kinder ist von wesentlicher Bedeutung, damit diese die Verantwortung für die nächste Generation übernehmen." Der Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens unter Vorsitz von Ryoji Noyori, einem Nobelpreisträger für Chemie, wurde im darauf folgenden Oktober als Beratergremium des Premierministers zur grundlegenden Bildungspolitik gegründet.
Wie in den Ausgaben von Japan Brief unter der Überschrift "Ausschuss für Umbau des Bildungswesens legt ersten Bericht vor" (25. Januar 2007) und "Ausschuss für Umbau des Bildungswesens legt zweiten Bericht vor" (5. Juni 2007) erläutert wurde, hat während der Amtszeit von Premierminister Abe der Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens neben weiteren Maßnahmen zur Bildungsreform empfohlen, ein System zur Erneuerung der Lehrbefähigungen einzuführen, die Unterrichtszeit um 10% zu erhöhen, die Qualität und Quantität der Lehrbücher zu verbessern und Moralerziehung zu einem Pflichtfach zu machen. Nach dem plötzlichen Rücktritt von Premierminister Abe im September 2007 legte der Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens der Regierung einen dritten Zwischenbericht vor und empfahl unter Anderem eine größere Flexibilität in dem 6-3-3-4-Bildungssystem (sechs Jahre Grundschule, drei Jahre Mittelschule, drei Jahre Oberschule und vier Jahre Universität), die Einrichtung einer Sportbehörde und die drastische Reformierung der Englisch-Bildung.
Schlussbericht macht Vorschlag für Prozess der Bildungsreform
Der Schlussbericht umfasst keine neuen Empfehlungen. Vielmehr unterteilt er die bisher durch den Ausschuss gemachten Empfehlungen in "Maßnahmen, die sofort umzusetzen sind" und "Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden sollten" und listet diese speziell auf. Die Auflistung der "Maßnahmen, die sofort umzusetzen sind" umfasst, dass Moralerziehung zu einem Pflichtfach wird, die Zuweisung von Fachlehrern für Naturwissenschaften, Arithmetik und Sport in den Grundschulen sowie die Durchführung von 30% des Universitätsunterrichts in Englisch. Die Liste der "Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden sollten" umfasst die Gründung einer Sportbehörde, die Erhöhung der Flexibilität des 6-3-3-4-Systems und obligatorische Mobiltelefon-Filterfunktionen.
Hinsichtlich dieses Reformprozesses gab der Bericht an, dass "es das Wichtigste ist, dass die Empfehlungen verwirklicht und weiter verfolgt werden." Indem er dazu aufruft, ein neues Gremium unter der direkten Kontrolle des Kabinetts einzurichten, führt er aus: "Es ist außerordentlich wichtig, dass ein neues Gremium direkt im Kabinett eingerichtet wird, um den Fortschritt der Umsetzung der Maßnahmen durch den Staat, die Kommunen, Schulen und andere einzuschätzen und deren Wirksamkeit zu gewährleisten." Laut Yomiuri Shimbun (vom 1. Februar) plant die Regierung, bis Ende Februar ein neues Gremium einzurichten, das aus fünf bis sechs Mitgliedern besteht und sich aus fachkundigen Personen aus dem privaten Sektor zusammensetzt, so dass die Größe des Gremiums rund zwei Drittel der Größe des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens betragen wird.
Kommentare der Tageszeitungen zur Rolle des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens
Mit der Vorlage seines Schlussberichts hat der Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens seinen Auftrag beendet, der 16 Monate andauerte. Vier der fünf landesweiten Tageszeitungen (mit Ausnahme der Mainichi Shimbun) brachten Leitartikel, die die Empfehlungen des Ausschusses und das politische Umfeld kommentierten.
Indem sie den Empfehlungen des Ausschusses im Allgemeinen positive Zensuren vergab, merkte die Yomiuri in ihrem Leitartikel (vom 2. Februar) an: "Der am Donnerstag vom Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens vorgelegte Bericht drängt die Regierung dazu, sich festzulegen, ob und wie die Empfehlungen, die in den letzten drei Berichten des Ausschusses enthalten sind, umgesetzt werden. Zu diesem Zweck hat der Ausschuss außerdem eine Reihe von Checklisten erstellt. Die Empfehlungen werden nur Sinn machen, wenn sie umgesetzt werden. Die Regierung muss sodann sorgfältig prüfen, ob diese Vorschläge tatsächlich verwirklicht wurden." Sie führte weiter aus: "Die Bildungspolitik des Landes wird während der Prüfung der Empfehlungen des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens verworren bleiben, es sei denn, der Status des neuen Gremiums wird deutlich gemacht. Die Auswahl der richtigen Mitglieder für das neue Gremium wird von entscheidender Bedeutung sein. Die Prüfung der Vorschläge wird nur wenig praktischen Nutzen haben, wenn diese nicht durch eine Person durchgeführt wird, die sich mit den Vorgängen in den Klassenzimmern vollkommen auskennt." Die Yomiuri fügte hinzu: "[...] Wir fragen uns, ob es nicht effektiver wäre, Lehrer mit bewährten Erfahrungen auszuwählen, um die schulischen Leistungen der Schüler zu verbessern, und enge Verbindungen zwischen den Familien der Schüler und den Kommunen herzustellen?"
Die Sankei Shimbun schätzte in ihrem Leitartikel (vom 2. Februar) die Ergebnisse des Ausschusses hoch ein und beobachtete: "Der Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens hat seine Rolle erfüllt, das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie dazu zu drängen, unverzüglich Bildungsreformen auszuführen. Das wichtigste Ergebnis ist die Modifizierung der sogenannten "Bildung ohne Druck". In seinem ersten Bericht vom Januar 2007 forderte der Ausschuss für den Umbau des Bildungswesens eine 10%-ige Erhöhung der Unterrichtszeit. Diese Empfehlung wurde in der Folgezeit in den Diskussionen des Zentralen Ausschusses für Bildung lebendig, und im Januar dieses Jahres wurde ein Schlussbericht über die nächste Reihe an Studienrichtlinien vorgelegt, der die Unterrichtsstunden zum ersten Mal seit 30 Jahren erhöhte." Sie fügte hinzu: "Die Empfehlungen des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens sollten nicht außer Acht gelassen werden, selbst wenn das Kabinett wechselt."
Mit der Anmerkung, dass " [...] es auch Befürchtungen gab, dass der Ausschuss zur damaligen Zeit zu eng mit der Regierung verknüpft war", führte die Asahi Shimbun in ihrem Leitartikel (vom 1. Februar) aus: "Der erste Bericht schlug gemeinsam mit anderen Veränderungen die Annahme eines Systems zur Erneuerung der Lehrbefähigungen vor und gestattete es dem Bildungsminister, die Schulbehörden anzuleiten, was die Ansichten Abes widerspiegelte. Die Vorschläge führten zu einer Überarbeitung von drei Bildungsgesetzen. Die Asahi Shimbun hat wiederholt auf Probleme hingewiesen, die durch die Änderungen hervorgerufen wurden. [...] Wir haben ebenfalls Bedenken, dass die strengere Aufsicht durch das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie den Lehrern einen Dämpfer auferlegen und die Kreativität an den einzelnen Schulen eindämmen könnte. Es gibt jedoch keine Anzeichen dafür, dass solche Probleme während der Treffen des Ausschusses tiefgründig diskutiert wurden." Sie fügte hinzu: "Wenn solche Diskussionen gefördert werden, ist es wichtig, Abstand von Politik und Regierung zuhalten und neue Gespräche aufzunehmen. Es macht keinen Sinn für eine Organisation, einfach nur die Wünsche der gegenwärtigen Regierung gutzuheißen."
Die Nikkei kommentierte in ihrem Leitartikel (vom 2. Februar) in ähnlicher Weise: "Die Empfehlungen des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens enthielten viele nicht eindeutige Punkte, und es gab eine auffällige Überlappung mit den Maßnahmen des Ministeriums für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie und anderen. Da Premierminister Yasuo Fukuda keine eindeutige Vision zur Bildungsreform angegeben hat, ist es darüber hinaus ungewiss, wie und was das neue Gremium im Kantei [Amtssitz des Premierministers] fördern wird. Angesichts dieser Umstände ist es für uns nun an der Zeit, einen anderen Blick auf die ganze Debatte um die Bildungsreform zu werfen, und zwar zurück zu ihrem Ursprung, anstatt sich nur an die Vorschläge des Ausschusses für den Umbau des Bildungswesens zu halten. Dabei sind die wesentlichen Aussichten die Dezentralisierung und Diversifizierung des Bildungswesens. Selbst wenn das allgemeine Rahmenwerk des Bildungssystems und seine Inhalte vom Staat vorgegeben werden sollten, ist es notwendig, zu einer Anordnung zu kommen, die die Vorschriften so weit wie möglich lockert und es Kommunen und Schulen ermöglicht, kreativer zu sein und verschiedene Experimente auszuprobieren. Die Zeit ist nun für uns gekommen, das System "von oben nach unten", d. h. Ministerium - Schulbehörden - Schulen, auf den Prüfstand zu stellen."
(Copyright 2008 Foreign Press Center, Japan)