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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):


12. 02. 2008 

 

 

Treffen der Finanzminister in Tokyo verbreitet Krisenstimmung, kann aber Besorgnis nicht unterdrücken  

 

Die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben führenden Industrieländer, die sich am 9. Februar in Tokyo trafen, um über die globale Finanzkrise und die drohende wirtschaftliche Abschwächung zu sprechen, brachten nach dem Zusammentreffen einheitlich eine starke Krisenstimmung zum Ausdruck; es gelang ihnen allerdings nicht, mit einem entsprechenden Maß an koordinierten Aktionen aufzuwarten, um die sich vertiefende Besorgnis zu unterdrücken. Der japanische Finanzminister Fukushiro Nukaga, der den Vorsitz des Treffens innehatte, hat angeblich die Vereinigten Staaten und andere Länder aufgefordert, "Maßnahmen dringend und nachdrücklich zu forcieren". Der Chef der Bank of Japan (Japans Zentralbank), Toshihiko Fukui, sagte mittlerweile: "Wenn jedes Land das Gleiche tun würde, würde dies nicht notwendigerweise die gewünschten Wirkungen zeigen."

In einer nach dem Treffen veröffentlichten Erklärung räumten die Finanzchefs ein, dass die Welt vor "größeren Unsicherheiten und Herausforderungen steht" als im Vergleich zu dem Treffen, das im Oktober des letzten Jahres stattfand, und dass "in den Volkswirtschaften aller unserer Länder kurzfristig eine Verlangsamung des Wachstums in unterschiedlichem Maße erwartet wird, was die breiteren globalen wirtschaftlichen und Finanzentwicklungen widerspiegelt." Sie meinten außerdem: "Wir sind bereit, alle weiteren notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Stabilität auf dem Finanzmarkt gemeinsam und jeder für sich zu verbessern."

Zur offenkundigen Enttäuschung der Märkte ging das Treffen jedoch nicht so weit, dass gemeinsam zu ergreifende, konkrete Aktionen bestimmt wurden, was die Unterschiede in der zugrunde liegenden wirtschaftlichen Situation in den einzelnen Ländern widerspiegelt. Die Vereinigten Staaten, die der Ausgangspunkt für die gegenwärtige Krise waren, sind am meisten über den Rückgang der eigenen Wirtschaft bestürzt; dies veranlasste Washington dazu, ein beträchtliches Paket an Anreizen umzusetzen, wobei der Federal Reserve Board (FRB) (Rat der amerikanischen Zentralbank) darauf drängt, die Zinssätze zu senken. Andere Länder, insbesondere in Europa, sind allerdings augenscheinlich gelassener oder eher mehr über eine Inflation besorgt.   

Japan, das den Vorsitz dieses G7-Treffens innehatte - das erste, dass seit acht Jahren in Tokyo stattfand - hoffte, darauf, dass eine stärkere Bereitschaft zu steuerlichen und finanziellen Aktionen gezeigt würde, sollten diese vonnöten sein. Aber sein Handlungsspielraum ist eng begrenzt unter den Bedingungen der Einschränkungen der Finanzausgaben, die durch immense öffentliche Schulden und den außerordentlich niedrigen Leitzinssatz von 0,5 % verursacht wurden. Das Einzige, was der japanische Finanzminister Fukushiro Nukaga und der Chef der Bank of Japan, Toshihiko Fukui, tun konnten, war, die schmerzvollen Lehren anzuführen, die Japan aus der Post-Bubble-Finanzkrise in den 90er Jahren ziehen musste. Es war die Langsamkeit, mit der öffentliche Mittel in Kreditinstitute einflossen, deren Kapitalbasis stark beeinträchtigt war, was zur Schneeballwirkung und Verlängerung der Krise beitrug.

Die Vereinigten Staaten unter der Regierung Bush sind allerdings augenscheinlich dem Gedanken abgeneigt, öffentliche Gelder dafür zu verwenden, Kreditinstituten aus der Klemme zu helfen und damit das Finanzsystem zu retten. Beobachter des Marktes in Japan schienen gewillt zu sein, die Ansicht zu vertreten, dass die betreffenden Länder, insbesondere die Vereinigten Staaten, je nach dem Verlauf der Entwicklung mehr Zeit für die Ausarbeitung stärkerer Maßnahmen benötigen würden, um die grundlegenden Probleme im Finanzsystem in Angriff zu nehmen, das von der Krise der Subprime-Hypotheken getroffen ist.

Für die Regierung von Premierminister Yasuo Fukuda wird es jetzt als wichtig angesehen, nach Wegen zu suchen, um das Wachstum der japanischen Wirtschaft durch eine Ausweitung der Inlandnachfrage zu beschleunigen. Das ist um so mehr der Fall, da Japan sich anschickt, im Juli Gastgeber des diesjährigen G8-Gipfeltreffens zu sein. Der US-Finanzminister Henry Paulson schlug vor, dass Japan in diesem Zusammenhang die Reformen beschleunigen sollte.

Leitartikel der Tageszeitungen

Bemerkenswert in den Kommentaren der japanischen Medien war die Besorgnis über die Unzulänglichkeiten der Ergebnisse des G7-Treffens in Tokyo und der Ruf nach stärkeren Aktionen der Behörden jeden Landes. Alle wichtigen Tageszeitungen erörterten das Thema in ihren Leitartikeln am Sonntag, dem 10. Februar. 

Die Nikkei argumentierte in ihrem Leitartikel unter der Überschrift "Ausbreitung der finanziellen Besorgnis durch enge Zusammenarbeit stoppen", dass "es ungeachtet der Unterschiede zwischen den Vereinigten Staaten und Europa das Wichtigste ist, die Ursache für die finanzielle Instabilität zu beseitigen. Wenn sich die Zerrüttung des Marktes fortsetzt, werden die nachteiligen Auswirkungen auf weitere Volkswirtschaften zunehmen, da die Banken der Vergabe von Krediten abgeneigt sind. Berücksichtigt man den Einfluss auf das Finanzsystem, sollte man die Wiederauffüllung von Kapital für die Monoline-Versicherer in den Vereinigten Staaten nicht vernachlässigen." In Bezug auf Japan meinte sie: "Ausländer sehen voller Zweifel auf die Wachstumskapazitäten Japans, da sich die Geschwindigkeit der Reformen, wie zum Beispiel die Aufhebung einschränkender Bestimmungen, verlangsamt. Jetzt ist die Zeit für eine dringende Beschleunigung der Wachstumsanstrengungen gekommen."

Die Mainichi Shimbun argumentierte in ihrem Leitartikel unter der Überschrift "Ungenügende Durchschlagskraft, um Bedenken zu zerstreuen": "Alles begann mit den sich ausbreitenden Kreditausfällen, die durch den Zusammenbruch der US-Immobilienblase ausgelöst wurden. Wenn das Einfließen öffentlicher Gelder in Kreditinstitute in seinen Wirkungen eingeschränkt ist, sollte es eine Möglichkeit geben, öffentliche Mittel in den Wohnungsbaukreditmarkt einzubringen, um schlechte Kredite abzuschöpfen, so dass deren Einfluss auf den Finanzmarkt ausgeschlossen wird." "Es muss gesagt werden, dass die G-7 nicht stark genug waren, die Besorgnis auf dem Finanzmarkt zu zerstreuen", behauptete die Zeitung.

Die Yomiuri Shimbun meinte in ihrem Leitartikel unter der Überschrift "G-7 gelang es nicht, konkrete Aktionen festzulegen" zu den G7-Führern: "Ihre Ergebnisse des Treffens sind als unzureichend für die Sicherung der Stabilität des Marktes anzusehen. [...] Einige Beobachter meinten, die Vereinigten Staaten sollten öffentliche Mittel verwenden, um das Subprime-Problem zu lösen, und verwiesen auf Japans Erfahrungen beim Umgang mit den Post-Bubble-Wirtschaftsproblemen. Die US-Regierung stehe jedoch einer solchen Aktion skeptisch gegenüber, und die Erklärung berührte dieses Thema nicht. Wenn Japan - als Gastgeber des G7-Treffens - die Initiative ergriffen hätte und auf die Notwendigkeit dessen eingegangen wäre, hätte es eine gewichtige Aussage für die Märkte treffen können." Sie fügte hinzu, dass "anzumerken ist, dass die Erklärung diejenigen Kreditinstitute, die Verluste aufgrund der Hypothekenkrise erlitten, aufforderte, ihre Verluste zu bewerten, diese offen zu legen und bei Bedarf die Kapitalbasis zu verstärken."

Die Sankei Shimbun forderte in ihrem Leitartikel unter der Überschrift "Aus der Finanzkrise Japans lernen" ebenfalls die Vereinigten Staaten auf, aus den Erfahrungen Japans zu lernen. "Die G7-Staaten teilen den Gedanken, dass die Verwendung öffentlicher Mittel zur Verstärkung der Kapitalbasis von Kreditinstituten für die Wiederherstellung der Funktion des Marktes wichtig ist. Was sie lernen sollten, sind die Lehren aus Japans Finanzkrise", argumentierte die Zeitung und führte weiter aus: "Die Lehren laufen auf nichts anderes hinaus, als die Entschlossenheit zu einer schnellen Bestimmung der Verluste, die die Kreditinstitute erlitten, und das Einfließen öffentlicher Mittel. Wir bitten Amerika dringend, sich seiner Verantwortung als Quelle der umfassenden Instabilität, die die Welt ergriffen hat, bewusst zu sein." 

Die Asahi Shimbun wies in ihrem Leitartikel unter der Überschrift "Es gibt kein Mittel gegen die Dollarschwemme" auf die Wahrscheinlichkeit des Einfließens öffentlicher Mittel in den Vereinigten Staaten hin, "wenn der Umfang der Verluste bestimmt ist" (welche die Kreditinstitute erlitten). Sie argumentierte, dass es für Japan wichtig war, stärker über Wege nachzudenken, um eine Volkswirtschaft geleitet von der Inlandsnachfrage zu unterstützen. "Um dies zu erreichen, sollten die Unternehmen die Löhne erhöhen und die Regierung die notwendigen Reformen durchsetzen", meinte die Zeitung.

(Copyright 2008 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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