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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):


09. 06. 2008 

 

 

Japan verspricht Unterstützung durch Geld und Reis als Reaktion auf die Lebensmittelkrise

 

Japan hat 150 Millionen US-Dollar als Nothilfe sowie eine Freigabe von Reis aus den Regierungsbeständen von Importreis versprochen, um armen Ländern zu helfen, mit der zunehmenden Lebensmittelkrise fertig zu werden. Dieses Versprechen gab Premierminister Yasuo Fukuda in seiner Rede vor der hochrangigen Konferenz zur Welternährungssicherheit, die von der UN-Welternährungsorganisation (FAO) einberufen wurde. Er befand sich unter den mehr als fünfzig Regierungschefs, die beim Lebensmittelgipfel anwesend waren, der vom 3. bis 5. Juni in Rom unter Teilnahme von mehr als 150 Ländern aus aller Welt stattfand.

Die gegen Ende der Zusammenkunft veröffentlichte Erklärung legte sowohl kurz- als auch längerfristige Aktionsprogramme fest, um der gegenwärtigen und einer zukünftigen Lebensmittelknappheit zu begegnen. Diese wird wahrscheinlich ein Schlüsselproblem, vor dem die Welt steht, bleiben, da voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahrhunderts die Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen anwachsen wird. Die Erklärung besagt, dass die aktuelle Situation, in der immer noch 850 Millionen Menschen nicht ausreichend ernährt werden, nicht akzeptabel ist und die internationale Gemeinschaft wurde aufgerufen, gemeinsame Aktionen einzuleiten, um die Auswirkungen der stark gestiegenen Lebensmittelpreise auf die ärmsten Länder zu mildern.  

Bei den kurzfristigen Aktionen fordert die Erklärung alle Regierungen und die betreffenden Organisationen dazu, sich ernsthaft mit dem Problem zu beschäftigen, um so eine Antwort auf den Hilferuf der von der Lebensmittelkrise betroffenen Länder zu finden und die Beschränkungen von Lebensmittelexporten zu verringern. Die längerfristigen Maßnahmen umfassen die Festigung des globalen Systems zur Sicherung der Lebensmittel und Maßnahmen, um die Lebensmittelproduktion unempfindlicher gegen Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Hinsichtlich der Biotreibstoffe wurden sowohl deren Potential als auch deren Probleme angeführt, sowie die Notwendigkeit einer umfangreichen Forschung darüber, ob sie unter dem Aspekt der Lebensmittelsicherheit wirklich nachhaltig sind.  

Die Konferenz von Rom endete jedoch ohne eine weltweite Einigung über die Bekämpfung der Lebensmittelkrise. Es stellte sich heraus, dass die Lebensmittel exportierenden Länder und die Befürworter von Biotreibstoffen ihre eigenen Interessen über die internationale Zusammenarbeit stellten. Die Lebensmittel exportierenden Länder würden nicht auf die Aufforderung reagieren, ihre Beschränkungen der Lebensmittelexporte zu lockern, während die wichtigsten Hersteller von Biotreibstoffen, insbesondere die Vereinigten Staaten und Brasilien, auf einer Verteidigung der Biotreibstoffe bestehen, die sich auf die Erntemengen von Lebensmitteln auswirken, indem sie beteuern, dass Biotreibstoffe nur einen geringen Anteil an diesen Erntemengen ausmachen.

Eine solche Spaltung stellt Japan vor eine große Aufgabe, da das Land dafür verantwortlich ist, die Welt beim G8-Gipfel in Toyako auf Hokkaido, dessen Gastgeber Japan im Juli ist, zu einem Konsens über die Lösung der Lebensmittelkrise zu führen. Vor diesem Hintergrund gab Premierminister Fukuda in Rom den Plan bekannt, 150 Millionen US-Dollar Soforthilfe zur Verfügung zu stellen und über 300.000 Tonnen Importreis aus Regierungsbeständen zum Verkauf an Entwicklungsländer freizugeben, die unter einer akuten Lebensmittelknappheit leiden wie etwa die Philippinen. Während Fukuda nicht so weit ging, die Produktion von Biotreibstoff , die sich auf die Erntemengen von Lebensmitteln auswirken, deutlich zu kritisieren, bekräftigte er dennoch Japans Politik, sich auf "Biotreibstoffe der zweiten Generation" zu konzentrieren, bei denen auf Grundstoffe wie Zellulose aus Holz zugegriffen wird, die nicht als Lebensmittel dienen. Als weltweit größter Nettoimporteur von Lebensmitteln wird die Position Japans in der Lebensmittelkrise selbst als prekär angesehen.  

Kommentare der Medien

Die Leitartikel aller führenden Tageszeitungen unterstrichen die Rolle und Verantwortung Japans als Gastgeber des G8-Gipfels in Bezug auf eine Lösung der Lebensmittelkrise (Zeitungen in alphabetischer Reihenfolge).  

G8-Gipfel als Chance, Maßnahmenplan zu diesem Problem zu entwickeln (Asahi Shimbun vom 6. Juni)
"Genau deshalb gab es große Hoffnungen, dass die Konferenz eine internationale Regelung festlegen würde, um gegen die sich herausbildende Ära der Lebensmittelknappheit anzugehen. Es ist deshalb bedauerlich, dass die Zusammenkunft primär dazu diente, in diesem Zusammenhang die Punkte zu betonen, bei denen man nicht übereinstimmte. [...] Kann eine neue Ordnung geschaffen werden, um eine solche ausweglose Situation zu lösen? Wie kann ein globaler Plan zur Förderung einer vermehrten Getreideproduktion umgesetzt werden? In Japan ist eine drastische Änderung der gegenwärtigen einheimischen Landwirtschaftspolitik erforderlich. Das lang anhaltende Überangebot an Lebensmitteln wandelt sich schnell in eine Knappheit, wodurch die dringende Notwendigkeit von Veränderungen entsteht, die auf die sich ändernde Zeit reagieren. Wir sehen schnellen Vorbereitungen entgegen, um dieses Problem auf dem Gipfeltreffen der Gruppe der Acht nächsten Monat am Toyako-See auf Hokkaido zu behandeln."  

Vertiefte Debatten über Gegenmaßnahmen am Toya-See (Mainichi Shimbun vom 6. Juni)
"Japan galt bislang als Land mit einem Überfluss an Lebensmitteln. Mit einer Eigenversorgungsquote, die sich auf weniger als 40 % verringerte, sollte das Land jedoch in dem Bewusstsein handeln, dass es weltweit der größte Nettoimporteur von Lebensmitteln ist. [...] Es ist problematisch, dass stillgelegte Anbauflächen in Japan in einer Zeit zunehmen, da sich die Lebensmittelknappheit als ein weltweites Problem anbahnt. Um die Quote der Eigenversorgung mit Lebensmitteln zu erhöhen, sind grundlegende Maßnahmen notwendig, wie zum Beispiel die Förderung der Fluidität des Ackerbodens und die Beseitigung der Beschränkungen des Zugangs zur Landwirtschaft."

Kurz- und langfristige Standpunkte zur Entschärfung der Lebensmittelkrise nötig (Nikkei vom 4. Juni)
"Zwei Standpunkte - kurz- und langfristig - sind bei der Suche nach Auswegen aus der Lebensmittelkrise wesentlich. Die sprunghaft gestiegenen Lebensmittelpreise haben die Zahl der hungernden Menschen in Asien und Afrika um 100 Millionen ansteigen lassen. Eine dringend erforderliche kurzfristige Maßnahme ist die Nothilfe für die ärmeren Entwicklungsländer, wo sich die Menschen der Not im alltäglichen Leben gegenüber sehen. [...] Langfristig gesehen besteht die Notwendigkeit, die Lebensmittelproduktion weltweit auszudehnen, einschließlich in Japan. [...] Die Zeit für drastische Veränderungen unserer Vorstellungen über Agrarpolitik ist gekommen, damit Japans Landwirtschaft wettbewerbsfähiger wird. [...] Die Lebensmittelkrise sollte jetzt angegangen werden, so dass Japan gezwungen ist, die Reform seiner heimischen Landwirtschaft zu beschleunigen. Um das globale Ungleichgewicht bei Produktion und Verbrauch landwirtschaftlicher Produkte zu korrigieren, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um den Handel mit solchen Produkten zu ermöglichen. In einer globalisierten Welt ist der freie Handel das grundlegende Prinzip; dies gilt für landwirtschaftliche und industrielle Produkte gleichermaßen. Sowohl Export- als auch Importbeschränkungen widersprechen diesem Prinzip."   

Ergebnisse des Lebensmittelgipfels sollten nach Toyako führen (Sankei Shimbun vom 3. Juni)
"Die Lebensmittelkrise ist ein Problem globalen Ausmaßes, das mit einem anderen Hauptproblem verbunden ist, nämlich der globalen Erwärmung, was eine internationale Zusammenarbeit unbedingt erforderlich macht. Es ist notwendig, die Ergebnisse der 4. Tokyoter Internationalen Konferenz zur Entwicklung in Afrika (TICAD IV) sowie des Lebensmittelgipfels auf die Tagesordnung des G8-Gipfels in Toyako auf Hokkaido zu setzen, während weiter darauf hingearbeitet wird, die strittigen Punkte aus der Welt zu schaffen. Die Rolle, die Japan als Gastgeber des Gipfeltreffens zu spielen hat, ist groß und die Verantwortung ist schwer. Es ist außerdem erforderlich, dass Japan an einer konstanten und drastischen Neugestaltung seiner Lebensmittelpolitik arbeitet, einschließlich einer Anhebung der Quote zur Eigenversorgung mit Lebensmitteln. Das Bewusstsein und die Entschlossenheit der Regierung stehen auf dem Prüfstand." 

Biotreibstoffe der 2. Generation könnten Lebensmittelkrise lösen(Yomiuri Shimbun vom 4. Juni)
"Fukuda betonte die Notwendigkeit, Biotreibstoffe der zweiten Generation zu fördern, die aus Holz, das aus ausgedünnten Wäldern gewonnen wird, und aus Reisstroh hergestellt werden. Seine Rede hat augenscheinlich seine Auffassung widergespiegelt, dass die globale Erhöhung der Produktion von Biotreibstoffen zum weltweiten Anstieg der Getreidepreise beiträgt. [...] Biotreibstoffe sind im Kampf gegen die globale Erwärmung von Nutzen, andererseits sterben auf der Welt ca. 24.000 Menschen jeden Tag an Hunger. Es sollte also vorsichtig damit umgegangen werden, landwirtschaftliche Produkte als Treibstoffe zu verbrennen. [...] Könnten Biotreibstoffe der zweiten Generation zu niedrigen Kosten hergestellt werden, würde das zur Lösung von zwei Problemen gleichzeitig beitragen, indem so die weltweite Ernährungssicherheit verbessert und die Rohölpreise verringert werden."

 
(Copyright 2008 Foreign Press Center, Japan)

 

 

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