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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):


07. 08. 2008 

 

 

         63. Jahrestag des Atombombenabwurfs und Friedensdeklaration von Hiroshima

 

Der 2. Weltkrieg endete mit der Kapitulation Japans am 15. August 1945. Wenige Tage zuvor, am 6. August, wurde eine Atombombe auf Hiroshima abgeworfen. Als erste Stadt, die einen Atombombenabwurf in der Geschichte der Menschheit erlitten hat, wurde Hiroshima in einem Augenblick ausgelöscht. Bis Ende 1945 starben 140.000 Menschen. Drei Tage nach dem Abwurf auf Hiroshima, wurde am 9. August eine weitere Atombombe auf Nagasaki abgeworfen. 63 Jahre nach der Tragödie von Hiroshima fand die jährliche Gedenkfeier für den Frieden erneut am 6. August im Peace Memorial Park der Stadt mit rund 45.000 Teilnehmern statt, die für das Seelenheil der Opfer und anhaltenden Frieden beteten.

Die Anzahl der Atombombenopfer, die im vergangenen Jahr gestorben sind, oder deren Tod im vergangenen Jahr bestätigt wurde, beläuft sich auf 5.302 Personen. Während der Zeremonie überreichten Hiroshimas Bürgermeister Tadatoshi Akiba und zwei Vertreter der hinterbliebenen Familien zwei Bücher mit deren Namen für das Ehrenmal für die Atombombenopfer im Park. Im Ehrenmal gibt es nunmehr 93 Bücher, in denen die Namen der insgesamt 258.310 verstorbenen Atombombenopfer verzeichnet sind. Im Laufe der Jahre werden die Überlebenden immer älter. Das Durchschnittsalter der Überlebenden beträgt nunmehr 75,1 Jahre und liegt damit erstmals über 75 Jahre. Die Anzahl der Atombombenopfer, die entweder noch in Japan oder im Ausland leben, hat sich auf  243.692 Personen verringert.

Gedenkfeier für den Frieden bringt Wunsch nach Abschaffung der Nuklearwaffen zum Ausdruck

Premierminister Yasuo Fukuda, der zum ersten Mal seit seiner Ernennung an der jährlichen Gedenkfeier für den Frieden teilnahm, sagte in seiner Ansprache: "Als eine Nation und als das einzige Land, das zwei Atombombenabwürfe erlitten hat, sind wir fest entschlossen, dass sich die Tragödien von Hiroshima und Nagasaki nie wiederholen dürfen." "Von jetzt an", fügte er hinzu, "schwöre ich, dass unser Land weiterhin die drei nichtnuklearen Prinzipien einhalten wird [kein Besitz und keine Herstellung von Nuklearwaffen sowie nicht zuzulassen, dass nukleare Waffen nach Japan gelangen] und dass wir an vorderster Front der internationalen Gemeinschaft stehen werden, um für die Abschaffung der Nuklearwaffen und einen anhaltenden Frieden einzutreten."

Hiroshimas Bürgermeister Akiba verlas die diesjährige Friedensdeklaration der Stadt Hiroshima, die besagt, dass der "einzige Weg, die Menschen vor einem [nuklearen] Angriff zu schützen, die vollständige Abschaffung der Nuklearwaffen ist", und schloss, "... gemeinsam mit der Stadt Nagasaki und den Menschen auf der ganzen Welt, geloben [wir], alles in unserer Macht stehende zu tun, um die vollständige Abschaffung der Nuklearwaffen zu erreichen." Obwohl der Bürgermeister Hiroshimas jedes Jahr eine Friedensdeklaration bei der Gedenkfeier für den Frieden verliest, hat der ungewöhnliche Tenor der diesjährigen Deklaration besondere Aufmerksamkeit erweckt.  

Bürgermeister Akiba bemerkte, dass "selbst Regierungschefs, für die zuvor die Erarbeitung und Umsetzung der Nuklearpolitik der USA im Mittelpunkt stand, nunmehr wiederholt eine Welt ohne Nuklearwaffen forderten." Es wird angenommen, dass er sich auf einen Beitrag von vier bekannten Meinungsführern in den Vereinigten Staaten, darunter die früheren Außenminister Henry A. Kissinger und George P. Shultz, bezog, der im Januar 2007 unter dem Titel "Eine Welt ohne Nuklearwaffen" im Wall Street Journal erschien, sowie auf einen weiteren Beitrag dieser Autoren unter dem Titel "Hin zu einer nuklearfreien Welt" vom Januar diesen Jahres. Diese Artikel fordern die Abschaffung der Nuklearwaffen und argumentieren, dass die Abschreckung immer weniger wirksam ist und die Gefahr der Verbreitung von Nuklearwaffen steigt.  

Bürgermeister Akiba führte außerdem aus: "Wir können nur hoffen, dass der im November dieses Jahres gewählte Präsident der Vereinigten Staaten gewissenhaft auf die Mehrheit hören wird, für die das Überleben der Menschheit oberste Priorität hat." Es war das erste Mal, dass ein Bürgermeister von Hiroshima seine Hoffnungen für eine Präsidentschaftswahl in den USA in der Friedensdeklaration zum Ausdruck gebracht hat. Am 7. August hat die Asahi Shimbun in einem Leitartikel auf der ersten Seite unter der Überschrift "Aufruhr der Gefühle der Nuklearwaffengegner in den wichtigsten Atommächten; Hiroshima und Nagasaki verstärken ihre Appelle" die Auswirkungen dieser Deklaration sowohl im Land als auch international genau analysiert. 

Kommentare in den Leitartikeln der Tageszeitungen zum 63. Jahrestag des Atombombenabwurfs

Am 6. August brachten alle fünf landesweiten Tageszeitungen Leitartikel zum 63. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, in denen ihre Position dargestellt wurde, wie die Welt vor der Gefahr von Nuklearwaffen geschützt werden kann. Eines der gemeinsamen Themen in fast allen Leitartikeln war, dass sie ihre Bedenken darüber zum Ausdruck brachten, dass, während die Debatte um die Abschaffung der Nuklearwaffen in mehreren führenden Ländern an Boden gewinnt, es ebenfalls Anzeichen dafür gibt, dass die Weiterverbreitung von Nuklearwaffen in instabilen Regionen der Welt fortgesetzt wird.

Mit einer Warnung zur gegenwärtigen Situation, in der sich die Tendenz der Weiterverbreitung von Nuklearwaffen unvermindert fortsetzt, meinte die Yomiuri Shimbun in ihrem Leitartikel: "Vor dem Hintergrund der Artikel [von Henry Kissinger u.a.] gibt es in den Vereinigten Staaten Befürchtungen über eine neue ‚nukleare Situation', in der die Nuklearprogramme Nordkoreas oder Irans zu einer Weiterverbreitung von Nuklearwaffen sowie dazu führt, dass Nuklearwaffen in die Hände von Terroristen fallen. Die Erklärung der Regierungschefs auf dem G8-Gipfel, der kürzlich in Toyako auf Hokkaido stattfand, unterstrich ebenfalls die Bedeutung einer umfassenden Verifizierung der Erklärung Nordkoreas zu seinen Nuklearprogrammen sowie der Einstellung der Aktivitäten zur Urananreicherung Irans. Sie riefen außerdem alle Staaten mit Nuklearwaffen dazu auf, ihre nuklearen Arsenale auf transparente Art und Weise zu verringern. In der Praxis bewegt sich die Situation jedoch in die entgegengesetzte Richtung dieser Erklärungen." Des Weiteren kritisierte die Yomiuri das Abkommen zur Kernenergie zwischen den Vereinigten Staaten und Indien und meinte: "Der Nichtverbreitungsvertrag (NVV) gestattet die friedliche Nutzung der Kernenergie durch Länder, die nicht im Besitz von Nuklearwaffen sind. Wird aber die friedliche Nutzung der Kernenergie durch Indien unterstützt, das Nuklearwaffen besitzt, aber nicht dem NVV beigetreten ist, wird der NVV höchstwahrscheinlich nichts weiter als ein wertloses Stück Papier werden."

Die Asahi betonte in ihrem Leitartikel, der doppelt so lang wir üblich war, dass wegen der Verbreitung von Nuklearwaffen und der erhöhten Möglichkeit von nuklearem Terrorismus eine Situation im Entstehen begriffen ist, die sich der Kontrolle durch die Vereinigten Staaten und der anderen wichtigsten Kernwaffenstaaten entzieht. Angesichts dieser neuen Situation unterstrich sie die Bedeutung des Dialogs und der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten und meinte: "Wie sollten wir diese außenpolitische Chance ergreifen, eine kernwaffenfreie Welt zu erreichen? Erstens müssen wir die Vereinigten Staaten, die Nr. 1 unter den Kernwaffenstaaten, dazu bewegen, ihre Richtung zu ändern. Die Regierung von Präsident George W. Bush steht bestenfalls der nuklearen Entwaffnung entspannt gegenüber. Aber der Senator von Illinois, Barack Obama, der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Demokraten, wurde mit seiner Aussage vom Januar zitiert: 'Es liegt in unserer Verantwortung, sich (für eine Welt ohne Nuklearwaffen) zu engagieren und die harte Arbeit zu vollbringen, diese Vision Realität werden zu lassen.' Und der Senator von Arizona, John McCain, der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner, sagte im Mai: 'Die Zeit ist reif, um weitere Maßnahmen zur drastischen Reduzierung der Anzahl der Nuklearwaffen in den Arsenalen der Welt zu ergreifen,' und die Vereinigten Staaten müssten dabei die Führung übernehmen. Japan darf diese goldene Chance nicht verpassen."

Im letzten Teil ihres Leitartikels lenkte die Mainichi Shimbun den Fokus auf die Unterstützung der Überlebenden und meinte: "Selbst heute leiden die Überlebenden sowohl mental als auch körperlich unter den beiden Atombombenabwürfen. Von den 240.000 überlebenden Opfern sind jedoch nicht mehr als rund 1 % als an der Strahlenkrankheit leidend anerkannt (was sie berechtigt, staatliche Unterstützung zu erhalten). In einigen Fällen haben Überlebende Sammelklagen gewonnen, die den Staat dazu auffordern, ihre Krankheiten als von der Strahlung der Atombomben verursacht anzuerkennen." Sie führte weiter aus: "Premierminister Yasuo Fukuda sollte eine politische Entscheidung zu einer weitreichenden Unterstützung entsprechend der tatsächlichen Bedingungen der Überlebenden treffen. Darüber hinaus ist es sicherlich die Pflicht Japans, die Initiative zu ergreifen und die Hand für die Überlebenden des Atombombenabwurfs im Ausland auszustrecken." 

Die Nikkei kommentierte in ihrem Leitartikel: "In Bezug auf Nordkorea beeilen sich die Vereinigten Staaten ebenfalls, sofortige Ergebnisse durch die Sechs-Parteiengespräche zu sichern, wie z. B. das Unbrauchbarmachen von Pjöngjangs nuklearen Anlagen, während sie ihre Augen gegenüber Vermutungen über Pjöngjangs nuklearer Zusammenarbeit mit Syrien halb verschließen. Die US-Regierung ist sogar dabei, Nordkorea von ihrer Liste der Staaten zu streichen, die den Terrorismus unterstützen. Es ist möglicherweise die Idee, die Weitergabe von Nuklearwaffen zu stoppen, indem die gegenwärtige Situation anerkannt wird. Wird aber eine Ausnahme zu den Bestimmungen des NVV zugelassen, die die Weitegabe von nuklearen Brennstoffen und Technologie an einen Staat verbietet, der im Besitz von Nuklearwaffen ist, wird das System des NVV in seinen Wurzeln erschüttert. In Wirklichkeit wird behauptet, dass Nordkorea das Beispiel Indiens studiert und fordert, dass im Gegenzug für die Beendigung der Weitergabe von Nuklearwaffen die Vereinigten Staaten den Besitz eines Mindestbestands an Nuklearwaffen anerkennen sollten. Wird dies zugelassen, wird sich das Lockmittel der Nuklearwaffen nur im Iran und anderen Ländern der Welt verbreiten." 

Die Sankei Shimbun widmete fast den gesamten Text dem Problem der Gefahr des nordkoreanischen Nuklearprogramms und führte aus: "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keinerlei Garantie dafür, dass sich Nordkorea ernsthaft an einer Denuklearisierung beteiligen wird. Wir möchten nochmals die Gefahr betonen, die die Aufhebung des Status von Nordkorea als einen den Terrorismus unterstützenden Staat im Gegenzug zu seiner unzulänglichen Deklaration seines Nuklearprogramms und selbst ohne Verifizierung dieser Deklaration in sich birgt." Sie führte weiter aus: "Wir drängen darauf, dass die japanische Regierung ihre Appelle weiter intensiviert, so dass die Vereinigten Staaten nicht leichtfertig diesen Status aufheben."

(Copyright 2008 Foreign Press Center / Japan)

 

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