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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):


16. 10. 2008 

 

 

Japan macht sich angesichts einer drohenden globalen Rezession
auf möglicherweise harte Zeiten gefasst 

 

Die Aktienwerte in Tokio haben sich am 14. Oktober wie auf anderen Aktienmärkten Asiens und Europas dramatisch erholt, und zwar als Folge der ausschlaggebenden Aktion der europäischen Regierungen über das Wochenende, die wichtigsten Banken über Wasser zu halten und die Finanzmärkte zu stabilisieren. Der Nikkei-Aktiendurchschnitt schoss um 1.171,14 Punkte oder 14 % nach oben, der höchste, jemals an einem einzigen Tag zu verzeichnende Anstieg, nachdem in der vorangegangenen Woche ein albtraumartiger Börsensturz zu verzeichnen war. Die Nation bleibt allerdings in bedrückter Stimmung angesichts der wachsenden Aussichten einer tiefen globalen Rezession.

Finanzminister Shoichi Nakagawa sagte gegenüber der Budget-Kommission des Oberhauses, dass „die japanische Wirtschaft unter dem Platzen einer Luftblase litt und mit diesem Problem mehr als 10 Jahre lang kämpfte, bevor sie es überwinden konnte. Ihre Grundlage ist solide und das Finanzsystem insbesondere ist gesünder als das der Vereinigten Staaten und Europas.” „Aber”, fügte er hinzu, „ich wurde von Premierminister Aso gedrängt, auf alles gefasst zu sein, was da kommen möge.“

Die Regierung reagiert schnell, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, die im japanischen Bankensystem trotz seiner relativen Stabilität auftreten könnten. Eine zu ergreifende Vorbeugungsmaßnahme ist die Wiederbelebung und Überarbeitung eines nicht mehr geltenden Gesetzes über das Einfließen öffentlicher Gelder in kleinere Finanzinstitute. Das Gesetz zur Stärkung der Finanzfunktionen spielte während der japanischen Finanzkrise der 1990er Jahre eine Rolle, es lief jedoch im März 2007 aus, als die Finanzkrise Vergangenheit war.

Da angenommen wird, dass die japanische Wirtschaft sich bereits in einer Rezession befindet, die sich wahrscheinlich aufgrund eines globalen wirtschaftlichen Rückgangs verschlimmert, sind die Behörden über den Anstieg der notleidenden Kredite in einigen regionalen Banken und Institutionen besorgt, die Ausleihungen an kleinere Unternehmen vornahmen, die den Druck des sich verschlechternden Geschäftsumfeldes zu spüren bekommen. Wenn diese Banken vor Ausleihungen zurückschrecken, könnten sich die kleineren Firmen noch mehr unter Druck gesetzt fühlen. Das durchschnittliche Verhältnis notleidender Kredite beträgt 3,7 % bei den regionalen Banken, 6,4 % bei Shinkin-Banken und 10,3 % bei Kreditvereinigungen.

Der Ergänzungshaushalt für das Finanzjahr 2008, mit einem Wertumfang von 1,8 Billionen Yen, der Mittel für das wirtschaftliche Notpaket bereitstellt, das Ende August geschnürt wurde, wird mit Sicherheit bald vom Parlament verabschiedet werden. Die Aso-Regierung bereitet allerdings angesichts der schlechteren wirtschaftlichen Aussichten, die durch die Finanzkrise hervorgebracht wurden, zusätzliche stimulierende Maßnahmen vor. Eine pauschale Senkung der Einkommenssteuer in einer Größenordnung von 2 Billionen Yen, die die volle Unterstützung der Liberal-Demokratischen Partei genießt, wird ein Teil des Pakets sein.

Mittlerweile hat die Bank of Japan am 14. Oktober beschlossen, zusätzliche Maßnahmen zur Stabilisierung des Geldmarktes in Kraft zu setzen: Beseitigung der Obergrenze der Dollarmittel, die sie dem einheimischen Geldmarkt in Abstimmung mit den Zentralbanken anderer Länder bereitstellt; Ausweitung des Umfangs ihrer Aktionen zum Kauf von Regierungsanleihen von Finanzinstituten; sowie Bereitstellung von mehr Geldmitteln unter Verwendung von Geldmarktpapieren. Der Gouverneur der Bank of Japan, Masaaki Shirakawa, sagte, dass diese Maßnahmen auf der gleichen Linie mit den abgestimmten Aktionen anderer Zentralbanken liegen. „Eine schnelle Umsetzung der Maßnahmen ist wichtig“, sagte er.

Kommentare der Medien

Als Folge der drastischen Erholung der Aktienpreise haben die einheimischen Medien in ihren Leitartikeln (vom 15. Oktober) die Maßnahmen der Regierung zur Stärkung von Schritten zur Reaktion auf Eventualitäten befürwortet und dafür plädiert, noch besser vorbereitet zu sein.

"Japan sollte Maßnahmen ergreifen, um einen Zusammenbruch abzuwenden" (Asahi Shimbun)

“Dieses Mal wurden Japans Finanzmärkte noch nicht in größere Turbulenzen gestürzt. Dennoch gibt es keine Garantie, dass der Einfluss der globalen Krise nicht an diese Küste gelangen würde. Angesichts solcher pessimistischen Szenarien sollten alle verfügbaren Mittel mobilisiert werden, um einen finanziellen Zusammenbruch abzuwenden.“

"Die Effektivität der eingeleiteten abgestimmten Schritte verbessern ?" (Nikkei)

„Es ist notwendig, ein Sicherheitsnetz bereitzuhalten, um Geldmittel in das lokale Finanzsystem zu pumpen und vorbeugende Schritte einzuleiten, um zu verhindern, dass die Bereitstellung finanzieller Mittel für kleinere und kleinste Unternehmen versiegt. Es wird außerdem gehofft, dass als Reaktion auf jegliche Verschlechterung der Wirtschaft schnelle und geeignete Schritte unternommen werden.“ „Die nachteiligen Auswirkungen der Finanzkrise auf die Weltwirtschaft erweisen sich schlimmer als zuvor erwartet. International abgestimmte Aktionen werden von wesentlicher Bedeutung sein.“

"Erholung des Aktienmarktes ist nicht das Ende der Krise?" (Yomiuri Shimbun)

„Japan ist nach dem Zusammenbruch der sogenannten Bubble-Wirtschaft in eine finanzielle Rezession gesunken. Die Finanzkrise schritt voran, da die uneinbringlichen Vermögenswerte der Banken anstiegen, selbst nachdem die Regierung 1999 mehr als 7 Billionen Yen öffentlicher Gelder in die wichtigsten Banken steckten. Es dauerte vier Jahre nach dem Zuschuss öffentlicher Gelder, bis die de-facto-Nationalisierung der Resona-Gruppe 2003 das Ende der Krise kennzeichnete. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden weitere Verluste und zusätzliche Finanzmaßnahmen sich weiterhin in den Vereinigten Staaten und Europa einige Zeit lang gegenseitig ablösen.“ „Die Situation erfordert außerdem, dass die Regierung mit Maßnahmen aufwartet, um sich mit der Realwirtschaft zu beschäftigen. Sie sollte Maßnahmen – wie z. B. die Senkung der Investitionssteuer, die die Investition von Gesellschaftskapital und die Ausweitung von Krediten an kleinere und mittlere Unternehmen auslösen wird – mutig umsetzen, die kalkulierbare, greifbare Auswirkungen haben werden.“

(Copyright 2008 Foreign Press Center)

 

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