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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):


20. 11. 2008 

 

 

Japan schlägt auf dem G20-Gipfeltreffen die Aufstockung der Kreditkapazität des IWF vor

 

Auf dem Finanzgipfel der Gruppe der wichtigsten 20 Staaten (G20), der am 15. November in Washington stattfand, machte Japans Premierminister Taro Aso den Vorschlag, die Kreditkapazität des Internationalen Währungsfonds (IWF) aufzustocken, um dazu beizutragen, dass der wachsende Bedarf an Überbrückungsmitteln in den von der globalen Finanzkrise betroffenen Ländern gedeckt werden kann. Er gab bekannt, dass Japan bereit wäre, zu diesem Zweck 100 Milliarden US-Dollar aus seiner Währungsreserve von fast 1 Billion US-Dollar zur Verfügung zu stellen, und rief andere Länder wie z. B. China und Indien auf, dem Beispiel zu folgen.

Vor dem G20-Gipfel hat sich Japan darauf vorbereitet, bei der Stärkung der Funktion des IWF Führungsqualitäten an den Tag zu legen, um mit der sich vertiefenden internationalen Finanzkrise fertig zu werden, von deren Auswirkungen nunmehr nicht nur die Realwirtschaften der entwickelten Länder, sondern auch der Entwicklungsländer betroffen sind. In einer Pressekonferenz nach der Zusammenkunft erklärte der japanische Premierminister, dass seine Regierung fest entschlossen sei, sich für eine engere regionale Zusammenarbeit mit den Ländern Asiens einzusetzen, um Maßnahmen zur Eindämmung der Wirtschaftskrise und zur Unterstützung der Weltwirtschaft voranzutreiben. Er betonte die Bedeutung dieses Vorgehens und merkte an, dass die Region das Wachstumszentrum der Welt sei. Die Regierung gab später bekannt, dass sie Masakazu Toyoda, den früheren Vizeminister für Wirtschaft, Handel und Industrie, sowie Yoshinori Katori, amtierender Botschafter in den ASEAN, als Sondergesandte des Premierministers in die südostasiatischen Länder entsenden wird, um das Problem zu besprechen.

Aso machte jedoch keine spezifischen Aussagen über die Reorganisation des internationalen Finanzsystems, das sich auf den IWF konzentriert, welcher im Mittelpunkt der Forderungen der Schwellenländer nach einer Revision steht. Die wachsende Präsenz und stärkere Stimme der Schwellenländer unter der Führung von Brasilien, China und Indien erwiesen sich als das vorherrschende Merkmal des Finanzgipfels, der einen Wechsel in der Landschaft der Weltwirtschaft kennzeichnete.

Zu einem weiteren Hauptpunkt auf der Tagesordnung des Finanzgipfels, nämlich die Ausweitung der internationalen Kontrolle und Regulierung der Finanzinstitutionen, um zukünftige Finanzkrisen wie die gegenwärtige zu verhindern, nahm Japan eine Position irgendwo zwischen den europäischen Ländern, die nach strengen Regulierungen streben, und den Vereinigten Staaten ein, die darüber weniger begeistert sind.

Der japanische Premierminister erklärte außerdem, dass Japan den Vereinigten Staaten in dem Punkt zur Seite steht, dass der Dollar als Schlüsselwährung der Welt beibehalten wird, ein Standpunkt, der im Gegensatz zur Auffassung des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy steht, die Ära des Dollar als einzige Schlüsselwährung sei vorbei.

Der G20-Gipfel wurde als historisches Ereignis begrüßt, das die internationale Entschlossenheit zum Ausdruck brachte, dem sich anbahnenden Turbulenzen im Finanz- und Wirtschaftsbereich entgegen zu treten. Man war aber auch der Meinung, dass er nicht so weit ging, spezifische Maßnahmen anzubieten, die mehr oder weniger bis zum nächsten Gipfeltreffen, das im Frühjahr des nächsten Jahres stattfinden soll, verschoben wurden. Was die Welt am meisten sofort erwartet, sind scheinbar die Finanzmaßnahmen, die jedes Land einleiten soll, um die Nachfrage anzukurbeln und eine weitere wirtschaftliche Abwärtsentwicklung zu verhindern. Die japanische Regierung ist ihrerseits bereit, ein Konjunkturpaket im Umfang von 27 Billionen Yen aufzulegen.

Würdigung der historischen Bedeutung 

Die japanischen Tageszeitungen würdigten in ihren Leitartikeln vom 17. November die "historische Bedeutung" des G20-Finanzgipfels dahingehend, dass ein solches Treffen überhaupt zu einem vernünftigen Erfolg wurde und in einem kooperativen Geist stattfand. Die Zeitungen forderten allerdings ausnahmslos konkretes Handeln, um Abhilfe gegen die wirtschaftliche Misere zu schaffen und die Wirtschaft zu stärken (Leitartikel in alphabetischer Reihenfolge).

Rahmenwerk ist einzige Antwort auf globale Unruhen (Asahi Shimbun)
"Nun, da das G20-Treffen zum Abschluss gebracht wurde, haben die führenden Industrieländer, die durch die Finanzturbulenzen heftig gebeutelt wurden, keine andere Wahl als die sich rasch entwickelnden Schwellenländer zu bitten, ihre Bemühungen, die Welt aus der Wirtschaftskrise herauszuführen, zu unterstützen. [...] Die Vereinigten Staaten haben die globale Nachfrage durch Importe aus der ganzen Welt gestützt. Viele Hoffnungen werden in die dynamische Wirtschaftsentwicklung Asiens, insbesondere Chinas, als möglicher Ausgleich für den Rückgang der US-Nachfrage gesetzt. Japan kann zum Wohlergehen der Welt beitragen, indem es Asien zurück auf den Wachstumspfad führt." 

Historische Zusammenarbeit muss in eine greifbare Form gebracht werden (Mainichi Shimbun)
"Es wurde ein erster Schritt in Richtung einer Lösung getan, und zwar ausgehend von der gemeinsamen Erkenntnis, dass, wenn die Welt nicht mit geteiltem Wissen und koordinierten Aktionen zusammenarbeitet, jeder letztendlich ein Verlierer sein wird. Während alles von den konkreten zukünftigen Strategien und Aktionen abhängt, stimmen wir dem Gipfeltreffen zu, das eine Richtung festlegte, in welcher die Entwicklung erfolgen soll, die, selbst wenn diese noch nicht völlig klar ist, nicht durch Vorwürfe und Konfrontation beeinträchtigt werden sollte. Es war insbesondere vielsagend, dass die Regierungschefs bei der Zusammenkunft die Bedeutung eines freien Handelssystems betonten und dafür plädierten, keine protektionistischen Strategien zu verfolgen." 

Der nächste Finanzgipfel muss Antworten anstatt allgemeiner Überlegungen präsentieren (Nikkei)
"Wir begrüßen die Haltung, die die wichtigsten Mitglieder der Weltwirtschaft an den Tag legten, die zugrunde liegende Differenzen beiseite zu schieben und bei der Auseinandersetzung mit der Krise zusammenzustehen. [...] Japan, das einen Plan vorgelegt hat, um die Entwicklungsländer in Zusammenarbeit mit dem IWF und der Weltbank zu unterstützen, ist aufgerufen, aktivere Schritte in einem breiteren Bereich vorzuschlagen. [...] Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gibt es für Japan viele Dinge zu tun, einschließlich der Neubelebung seiner schwachen Inlandsnachfrage."   

Umsetzung und Vollendung der Reformen ist die Aufgabe, die verbleibt (Sankei Shimbun)
"Dass der erste G20-Gipfel stattfand, spiegelt den Aufstieg der Schwellenländer als eine Tendenz der Zeit wider. Die sieben entwickelten Länder (G7) machten früher 70 % des Bruttoinlandsprodukts der Welt aus; ihr Anteil ist heute allerdings auf unter 60 % gesunken, während auf alle G20-Länder 90 % des BIP der Welt entfallen. Ein Konsens von äußerster Wichtigkeit, der vom Gipfeltreffen ausging, war die gemeinsame Erkenntnis - bis zu einem gewissen Grade - bezüglich der Ursachen für die Finanzkrise (Streben nach hohen Erträgen ungeachtet der Risiken, mittelbare Rohstofftermingeschäfte, unzulängliche Kontrollsysteme und Ähnliches)." 

Die Regierungschefs der G20 sind entschlossen, die Krise zu überwinden (Yomiuri Shimbun)
"In einer Rede vor dem G20-Gipfeltreffen hat der designierte US-Präsident Barack Obama die US-Regierung aufgefordert, unverzüglich zusätzliche Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft einzuleiten. Im Gegensatz zur Regierung von Präsident George W. Bush nimmt Obama eine eher protektionistische Haltung ein. Die Förderung des freien Handels ist jedoch unabdingbar, um die Weltwirtschaft zu aktivieren und das Wachstum zu beschleunigen. Es ist höchstwahrscheinlich, dass Obama gezwungen sein wird, früher oder später seine Vision zu modifizieren. Die Strategien, die er nach seinem Amtsantritt am 20. Januar verfolgen wird, werden im Mittelpunkt des nächsten Finanzgipfeltreffens stehen."

(Copyright 2008 Foreign Press Center)

 

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