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Japan Brief (Foreign Press Center Japan):


22. 01. 2009 

 

 

Kommentare japanischer Tageszeitungen zur Amtseinführung von US-Präsident  Obama 

 

Am 20. Januar (21. Januar japanischer Zeit) wurde Barack Obama als 44. Präsident der Vereinigten Staaten in sein Amt eingeführt, der erste afroamerikanische Präsident des Landes. Die japanischen Medien berichteten an herausragender Stelle und ausführlich über die historische Amtseinführung. Während die wichtigsten Tageszeitungen ihre Hoffnungen zum Ausdruck brachten, die sie in den neuen Präsidenten setzten, konzentrierten sie ihre Aufmerksamkeit zudem auf Fragen wie die neue US-Regierung mit der noch nie da gewesenen Wirtschaftskrise umgehen und welche Politik sie in Bezug auf Japan verfolgen wird.

Premierminister Aso: "Weitere Stärkung des Bündnisses zwischen Japan und den USA Hand in Hand mit Präsident Obama"

Die Feierlichkeiten zu Präsident Obamas Amtseinführung wurden in Japan vom öffentlichen Fernsehsender Japan Broadcasting Corporation (NHK) und privaten Fernsehprogrammen live übertragen. Obwohl die Feierlichkeiten am 21. Januar nach 2 Uhr morgens japanischer Zeit stattfanden, verzeichnete der Sender NHK eine Zuschauerquote von 5,9 % (6,7 % in der Region Kansai), was für diese Uhrzeit ungewöhnlich hoch ist und das große Interesse zeigt, welches die Menschen in Japan an Präsident Obama haben. Am 21. Januar berichteten die wichtigsten Tageszeitungen über die Feierlichkeiten zur Amtseinführung sowohl in ihren Morgen- als auch Abendausgaben an erster Stelle und analysierten ausführlich über mehrere Seiten die Bedeutung der Machtübernahme durch Präsident Obama und die Probleme, die vor der Regierung Obama liegen. Drei Zeitungen (Asahi Shimbun, Mainichi Shimbun und Yomiuri Shimbun) brachten am Morgen des 21. Januar Sonderausgaben heraus. 

Premierminister Taro Aso gratulierte Präsident Obama in einer Erklärung und ermutigte ihn zugleich: "Ich glaube, dass Präsident Obama eine hervorragende Führung ausüben und große Erfolge erreichen wird [...] und zwar bei der Überwindung der ernsten wirtschaftlichen Situation und anderer schwieriger Herausforderungen."  Er fuhr fort:  "Ich habe die Absicht, mit Präsident Obama Hand in Hand für die weitere Stärkung des Bündnisses zwischen Japan und den USA sowie bei den Anstrengungen für Frieden und Wohlstand im asiatisch-pazifischen Raum und in der Welt zusammenzuarbeiten." Des Weiteren meinte Premierminister Aso am 21. Januar mittags gegenüber der Presse: "Ich stellte [beim Hören der Antrittsrede Präsident Obamas] fest, dass wir gleicher Auffassung in Bezug auf die Wirtschaftskrise sind; ich bin zuversichtlich, dass unsere beiden Länder als größte bzw. zweitgrößte Wirtschaftnation der Welt zusammenarbeiten können."  Auf einer Pressekonferenz am Morgen des 21. Januar verdeutlichte Chefkabinettsekretär Takeo Kawamura, dass die Regierung Vorbereitungen treffen wolle, um zu versuchen, ein bilaterales Gipfeltreffen zwischen Japan und den USA noch vor dem Anfang April in London stattfindenden G-20-Finanzgipfel durchzuführen. 

In Bezug auf die Amtseinführung von Präsident Obama kommentierte der Generalsekretär der Liberaldemokratischen Partei (LDP), Hiroyuki Hosoda: "Die Rezession, die ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten hat, schadet den wichtigsten Industriezweigen Japans. Für den neuen Präsidenten ist es das Wichtigste, mit dieser Situation mutig umzugehen; Japan wird dabei vollste Unterstützung leisten." Zu den Beziehungen zwischen Japan und den USA sagte der Generalsekretär der Demokratischen Partei Japans (DPJ), Yukio Hatoyama: "Es ist notwendig, die Verbindungen noch mehr als früher zu festigen". Allerdings fügte er hinzu: "Anstelle einer einseitigen Beziehung zugunsten der Vereinigten Staaten besteht nunmehr eine gute Gelegenheit für Japan, eine gleichberechtigte Partnerschaft zu fordern." Der Bürgermeister von Nagasaki, Tomohisa Taue, brachte seine Hoffnung auf Bemühungen zur nuklearen Abrüstung zum Ausdruck, und der Bürgermeister von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, sagte: "Ich wünsche mir, dass Präsident Obama so bald wie möglich Hiroshima besucht, um sein Verständnis über die Realität eines Atombombenangriffs zu vertiefen und deutliche Schritte zur Abschaffung der Kernwaffen einzuleiten."

Leitartikel der Tageszeitungen dringen auf eine baldige Wiederherstellung der US-Wirtschaft

Am 22. Januar (Asahi Shimbun am 21. Januar) brachten die führenden Tageszeitungen Japans Leitartikel zur Amtseinführung von Präsident Obama und drängten ihn insbesondere, seine Führungskraft für die baldige Gesundung der US-Wirtschaft einzusetzen.

Die Asahi merkte in ihrem Leitartikel an: "Die Welt wartet gespannt auf die Umsetzung dessen, was Obama 'Smart Government' nennt, welche die von einer 'Big Government' vertretenen Extreme sowie gänzlich sich selbst überlassene Märkte meidet." Sie forderte: "Während er sich darum sorgt, die Situation im Irak nicht weiter zu verschlechtern, muss der neue Präsident versuchen, diesen ‚ungerechten Krieg' so bald wie möglich zu beenden. In Bezug auf Afghanistan muss Obama seinen geplanten Truppeneinsatz mit äußerster Sorgfalt überdenken." Während sie anmerkte, dass der Einfluss der Vereinigten Staaten zwangsläufig schrumpfen wird, da die Welt sich zunehmend multipolar entwickle, meinte die Asahi jedoch auch: "Wenn die Vereinigten Staaten das Vertrauen in sich selbst verlieren und sich nach innen kehren, könnte die Weltordnung in Verwirrung geraten. Obwohl vom Kampf gezeichnet und  geschwächt, ist Amerika noch immer eine militärische und wirtschaftliche Supermacht." Sie fuhr fort: "Seien es der Frieden im Nahen Osten oder der Nuklearstreit mit Nordkorea und Iran - die globale Sicherheit kann nicht ohne Amerika diskutiert werden." Die Asahi schlussfolgerte: "Obama hat sich ‚Dialog und internationale Zusammenarbeit' auf die Fahnen geschrieben. Angesichts der Krise, welche die Welt dringend angehen muss, muss die gesamte Welt einschließlich Japan mit Obamas Amerika zusammenarbeiten."

Die Mainichi meinte in ihrem Leitartikel: "Die Menschen in der ganzen Welt lauschten gleichzeitig der 18-minütigen Antrittsrede im Fernsehen oder über Internet. Noch niemals zuvor haben die Menschen so viele Erwartungen in die Rede eines Politikers gesetzt und wurde die Rede gleichzeitig und ausführlich in die ganze Welt übertragen. [...] Er ist nicht nur der Regierungschef der Vereinigten Staaten. Es ist das Auftreten eines globalen Präsidenten." Sie fügte hinzu: "Es war eine Antrittsrede, die den Eindruck eines neuen Führungsimage vermittelte." Die  Mainichi forderte außerdem: "Wir möchten, dass der neue Präsident deutlich die Aussichten für eine Lösung der Wirtschaftskrise aufzeigt, und zwar noch bevor der nächste Finanzgipfel der G-20 im April stattfindet." Des Weiteren erklärte die Mainichi mit der Bemerkung, Präsident Obama habe nicht ein einziges Mal den Ausdruck "Krieg gegen den Terror" verwendet, der von der Regierung des Ex-Präsidenten George W. Bush geprägt wurde: "Wenn dies bedeutet, dass Präsident Obama sich der Beschränktheit der Ansichten Bushs, die Welt in zwei Lager - in Guten und Böse - zu teilen und festzuschreiben, bewusst geworden ist, dann muss das begrüßt werden."

Die Yomiuri meinte in ihrem Leitartikel: "Seine Antrittsrede, die von Menschen in der ganzen Welt aufmerksam verfolgt wurde, begann der neue Präsident damit, sein Verständnis für die Situation, in der sich die Nation befindet, auszudrücken; er betonte, dass die Herausforderungen, vor denen die Vereinigten Staaten stehen, nicht leicht oder innerhalb kurzer Zeit zu lösen seien. Mit einer deutlichen Warnung vor übermäßigen Erwartungen an seine Regierung drängte Obama die Amerikaner, sich direkt der Realität zu stellen." Die Zeitung schrieb: "Der neue Präsident hat die Gesundung der US-Wirtschaft, die durch die sich vertiefende Finanzkrise stark angeschlagen ist, ganz oben auf seine Liste der zu erledigenden Arbeiten gesetzt." Bis zum nächsten G20-Finanzgipfels im April in London "sollten die Vereinigten Staaten einen Leitfaden für ihre wirtschaftliche Sanierung skizzieren und ein Rezept für die Stabilisierung des Finanzsektors finden. Um zu verhindern, dass es noch einmal eine Finanzkrise gibt, sollten die Vereinigten Staaten schnell die Regulierung des Finanzsektors in Angriff nehmen, während sie mit den anderen G20-Ländern zusammenarbeiten. Die ersten hundert Tage nach der Amtseinführung Obamas werden der Prüfstein seiner Leistungsfähigkeit sein."

Die Sankei Shimbun meinte in ihrem Leitartikel zur Antrittsrede: "Es gab keine Schlagworte, die besonders hervorstachen, und keine Versuche, das Publikum mit Losungen wie ‚Yes, We Can' aufzurütteln. Der Grund hierfür ist, dass das innen- und außenpolitische Umfeld, dem sich die neue Regierung gegenübersieht, außerordentlich ernst ist." Sie fuhr fort: "Die an die Menschen in den Vereinigten Staaten gerichtete Warnung vor zu hohen Erwartungen führte zu einer ruhigen, abgemilderten Rede." Die Sankei meinte zudem: "Die internationalen Tendenzen im 21. Jahrhundert werden sich ändern, je nachdem, welch großartigen Entwurf die Obama-Regierung für die Weltordnung entwickelt. Dies wird ohne Zweifel enormen Einfluss auf die Außenpolitik und auch die nationale Sicherheit Japans haben, insbesondere auf die Gestaltung des Bündnisses zwischen Japan und den USA im asiatisch-pazifischen Raum und auf die jeweiligen bilateralen Beziehungen zwischen Japan, den Vereinigten Staaten und China." Sie betonte, dass Japan als treuer Verbündeter nicht zögern sollte, positive Vorschläge zu unterbreiten und der Regierung Obama Ratschläge zu geben sowie die Initiative für geeignete Maßnahmen zu ergreifen.  

Mit der Anmerkung, dass die Nachfrage stimulierende Maßnahmen, welche von Obama angekündigt wurden, "unzulänglich" seien, bemerkte die Nikkei in ihrem Leitartikel: "Eine komplette Gesundung der US-Wirtschaft wird ohne einen Umbau des Finanzsystems, das nicht ordentlich funktioniert, schwierig." Sie fuhr fort: "Neben der baldigen Gesundung der Wirtschaft hoffen wir, dass sich die Regierung Obama bei der Sanierung der Wirtschaft nicht auf eine nach innen gerichtete Politik stützt. [...] Wenn die Vereinigten Staaten zum Schutz der einheimischen Industrie tendieren", meinte die Nikkei, "besteht die Gefahr, dass sich die Tendenz, diesem Beispiel zu folgen, in der ganzen Welt ausbreiten und die Weltwirtschaft lähmen wird. Präsident Obama muss der Versuchung des Protektionismus widerstehen." Sie fügte hinzu: "Wir hoffen, dass eingedenk der Lehren der Finanzkrise, die ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten hat, die neue Regierung wirksame und zukunftsgerichtete Vorschläge darüber unterbreiten wird, wie das Finanzüberwachungssystem sowie die entsprechenden Regulierungen überarbeitet werden können und wie eine Einrichtung für die Anpassung und Koordinierung der Wirtschaftspolitik gestaltet werden kann, welche die Gruppe der sieben führenden Industrieländer ersetzen soll."  

(Copyright 2008 Foreign Press Center)

 

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