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Japanisch-deutsche Außenministerkonsultationen
(Zusammenfassung und Bewertung)

den 21. 02. 2006

Am 21. 02. 2006 traf Außenminister Aso mit Bundesaußenminister Steinmeier, der derzeit Japan besucht, zu Konsultationen auf der Ebene der Außenminister sowie zu einem Abendessen zusammen. Nachfolgend eine Zusammenfassung und Bewertung der Zusammenkunft.
Vor den Außenministerkonsultationen hatte Bundesaußenminister Steinmeier bereits Ministerpräsident Koizumi einen Höflichkeitsbesuch abgestattet.

Wichtige Punkte:
- Bezüglich der Reform des Sicherheitsrates wurde bestätigt, dass Japan und  
  Deutschland für eine Verwirklichung dieser Reform zusammenarbeiten werden;
  zugleich stimmten beide Seiten überein, nach einem Entwurf zu suchen, um die
  Unterstützung einer Zweidrittel-Mehrheit der VN-Generalsversammlung zu
  erhalten.
- Beide Seiten waren übereinstimmend der Auffassung, dass die internationale
  Gemeinschaft geschlossen nach einer Möglichkeit für eine diplomatische
  Lösung des Problems des iranischen Nuklearprogramms suchen müsse.
- Mit Blick auf die Sicherheit in Ostasien bat Außenminister Aso um Verständnis für
  die japanische Position, dass man sich gegen eine Aufhebung des EU-
  Waffenembargos gegenüber China stelle. Bundesaußenminister Steinmeier
  erläuterte, dass innerhalb der EU gegenwärtig nicht zu erkennen sei, dass ein
  Beschluss über die Aufhebung beschleunigt werden solle.
- In Bezug auf die gemeinsamen Aufgaben wie Geburtenrückgang und
  Überalterung, denen sich Japan und Deutschland gegenübersehen, wurde die
  Durchführung eines "Japanisch-Deutschen Dialogs über Strukturreformen"
  sowie eines "Japanisch-Deutschen Innovationsforums" durch das Japanisch-
  Deutsche Zentrum Berlin begrüßt.
- Bei diesem Besuch handelte es sich um die ersten Konsultationen der
  Außenminister seit dem Antritt der neuen Bundesregierung; zwischen beiden
  Außenministern konnte auch ein persönliches Vertrauensverhältnis hergestellt
  werden.

1. Zusammenfassung

(1) Bilaterale Beziehungen
(a) Einladung von Bundeskanzlerin Merkel nach Japan
Zu Beginn der Konsultationen wiederholte Außenminister Aso die bereits von Ministerpräsident Koizumi beim Höflichkeitsbesuch ausgesprochene Einladung an Bundeskanzlerin Merkel zu einem Besuch nach Japan. Bundesaußenminister Steinmeier erwiderte, er werde nach seiner Rückkehr die Bundeskanzlerin umgehend von der Einladung nach Japan in Kenntnis setzen.

(b) Deutschlandjahr in Japan
Bundesaußenminister Steinmeier hatte zuvor die Einstein-Ausstellung, die im Rahmen von "Deutschland in Japan 2005/2006" stattfindet, besucht. Er erwähnte den Erfolg des "Deutschlandjahres in Japan" und dankte der japanischen Seite für ihre Zusammenarbeit. Er hoffe, dass durch das Deutschandjahr ein modernes Image von Deutschland in Japan vermittelt werde; das "Deutschlandjahr" sei mit über 1.500 Veranstaltungen ein großer Erfolg und es zeige, dass zwischen beiden Ländern nicht nur im Bereich Wirtschaft, sondern in einer Vielzahl von Bereichen wie etwa Kultur sowie Wissenschaft und Technologie enge Beziehungen bestünden.

(2) Internationale Situation
(a) Situation in Ostasien
Bundesaußenminister Steinmeier, der bis zum Vortag Südkorea besucht hatte, erkundigte sich nach den Beziehungen zwischen Japan und Südkorea. Außenminister Aso erläuterte, dass die jüngsten Beziehungen zwischen beiden Ländern die besten seit dem Kriegsende vor sechzig Jahren seien. Während früher etwa 10.000 Personen pro Jahr zwischen Japan und Südkorea gereist wären, reisten heute mehr als zehntausend Personen pro Tag zwischen beiden Ländern. Unter den jungen Menschen in Südkorea erfreue sich die japanische Popmusik großer Beliebtheit, während in Japan Filme aus Südkorea sehr erfolgreich seien.
Bezüglich des Sicherheitsumfeldes in Ostasien erläuterte Außenminister Aso, dass am westlichen Ende des eurasischen Kontinents der Kalte Krieg zwar beendet sei, dass es am östlichen Ende hingegen immer noch Ein-Parteien-Herrschaften wie etwa Nordkorea gebe und der Kalte Krieg weiter fortbestehe. Für Japan seien die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel sowie in der Taiwan-Straße Fragen von großer Bedeutung. Dies gelte auch für das Problem der Aufhebung des EU-Waffenembargos gegenüber China, und er bitte hier die deutsche Seite um Verständnis für die japanische Position. Bundesaußenminister Steinmeier führte aus, dass es in Deutschland mit der Bildung der großen Koalition im letzten Jahr zu einem gewissen Wandel in der Politik gekommen sei. Deutschland habe bereits eines der strengsten Gesetze, was den Export von Waffen angehe; zur Zeit sei innerhalb der EU nicht zu erkennen, dass man es mit einen Beschluss über die Aufhebung eilig habe. Es gebe daher keinen Grund zur Sorge.

(b) Reform des Sicherheitsrates
Bundesaußenminister Steinmeier erläuterte, er wolle die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern für eine Verwirklichung der Reform des Sicherheitsrates fortsetzen. Japan und Deutschland würdigten die Rolle der Vereinten Nationen außerordentlich, und auch beim Inhalt der Reform stimme man in fast allen Punkten überein. Darüber, welcher der Entwürfe in der Generalversammlung eine Zweidrittel-Mehrheit erreichen könne, wolle er künftig weiter beraten.
Außenminister Aso führte aus, auch Ministerpräsident Koizumi habe dem Bundesaußenminister bereits erläutert, dass es von großer Bedeutung sei, dass Japan und Deutschland gemeinsam einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat einnehmen. Auch sei es wichtig nach Möglichkeiten zu suchen, um das Ziel einer Zweidrittel-Mehrheit in der Generalversammlung zu erreichen. Er wolle darüber gemeinsam mit der deutschen Seite nachdenken. Dem stimmte Bundesaußenminister Steinmeier zu.
 

(c) Iranisches Nuklearprogramm
Außenminister Aso würdigte die Anstrengungen des EU-Trios und erläuterte, er wolle mit Irans Außenminister Mottaki bei seinem in Kürze anstehenden Besuch in Japan über diese Angelegenheit sprechen.
Bundesaußenminister Steinmeier führte aus, in Iran habe es unter der Regierung Khatami noch einen bestimmten Spielraum für Freiheit und interreligiösen Dialog gegeben. Mit dem Wechsel im Präsidentenamt habe sich vieles geändert. Auch sei mit der Aufnahme der Uran-Anreicherung durch Iran für die EU die Verhandlungsgrundlage nicht mehr gegeben. Zugleich setze er seine Hoffnungen aber auf den russischen Vorschlag. Zwar stehe bereits für den 6. März die nächste reguläre Sitzung des Gouverneursrates der IAEA an, aber es gebe immer noch die Möglichkeit, dass die Gespräche zu einem Erfolg führten.
Außenminister Aso erklärte, Japan und Deutschland wirkten bereits bei der Hilfe für den Wiederaufbau in Irak und Afghanistan zusammen. Japan wolle daher auch beim Problem mit Iran mit Deutschland zusammenwirken.

(3) Geburtenrückgang und Überalterung
Bundesaußenminister Steinmeier erläuterte, dass Deutschland mit Japan u.a. durch Symposien zusammenwirken wolle, um gesellschaftliche Fragen wie etwa Geburtenrückgang und Überalterung, denen sich beide Länder gegenüber sehen, zu behandeln. Außenminister Aso sagte, er begrüße es, dass das Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin die Durchführung eines "Japanisch-Deutschen Dialogs über Strukturreformen" sowie eines "Japanisch-Deutschen Innovationsforums" prüfe. Bundesaußenminister Steinmeier entgegnete, dass auch die deutsche Seite diese Projekte unterstützen werde.

(4) Gespräch während des Abendessens
Im Rahmen des Abendessens wurde ein Meinungsaustausch zu Fragen aus den Bereichen Energie (u.a. Abhängigkeit Deutschlands vom Erdgas, Anstrengungen Japans im Bereich Energieeinsparung, Entwicklung neuer Energien sowie Abhängigkeit vom Erdöl aus dem Mittleren Osten) und Umwelt (u.a. Kyoto-Protokoll, Umweltprobleme in China sowie das Problem der Endlagerung von Abfällen aus Kernkraftwerken) geführt.

2. Bewertung

(1) Japan und Deutschland wirken als politische Partner auf der Grundlage vertrauensvoller Beziehungen bei der Lösung der Probleme der Staatengemeinschaft zusammen. Dass im Rahmen der jetzigen Außenministerkonsultationen bestätigt werden konnte, die guten und partnerschaftlichen Beziehungen auch unter der neuen, seit November letzten Jahres regierenden Bundesregierung weiter auszubauen, ist von außerordentlich großer Bedeutung.
Von hohem Nutzen war insbesondere, dass die Fortsetzung der Kooperation zwischen Japan und Deutschland bezüglich der Reform des Sicherheitsrates bestätigt werden konnte sowie dass in Bezug auf die Lage in Ostasien und die Frage des iranischen Nuklearprogramms beide Seiten eine übereinstimmende Auffassungen erreichen konnten.

(2) Bundesaußenminister Steinmeier machte im Rahmen eines Vortrags vor dem Japanischen Presseclub sein Interesse an der jüngsten Erholung der japanischen Wirtschaft deutlich. Beide Länder stünden vor gemeinsamen Aufgaben, etwa dem Geburtenrückgang und der Überalterung, und Deutschland strebe mit Japan eine Stärkung des Austausches im Bereich Wissenschaft und Technologie an. Er erwarte, dass mittels der Veranstaltung des "Japanisch-Deutschen Dialogs über Strukturreformen" sowie des "Japanisch-Deutschen Innovationsforums" durch das Japanisch-deutsche Zentrum Berlin, das als ein Forum des intellektuellen Austausches zwischen beiden Ländern fungiere, die kooperativen Beziehungen weiter ausgebaut werden.


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