Botschaft von Japan

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Notizen aus der Redaktion

Wenn ich mich das erste Mal anderen Personen vorstelle und dabei erwähne, dass ich aus Kobe stamme, wurde ich bis vor etwa zehn Jahren – unabhängig davon, in welchem Land ich gerade war – regelmäßig gefragt, ob ich das Erdbeben damals gut überstanden hätte. Ich erinnere mich, dass ich an meinen verschiedenen Dienstorten dann stets antwortete, dass meine Familie ein wenig entfernt von der Erdbebenregion lebt und sie sowie meine anderen Verwandten unbeschadet blieben. Mit Beginn dieses Jahrzehnts beobachtete ich dann einen Wandel in der Reaktion meiner Gesprächspartner, wenn sie den Namen „Kobe“ hörten. Nun bekomme ich häufiger zu hören, dass ich doch zu beneiden sei, weil ich so oft Kobe Beef essen könne. Diesen Kommentar zu meinem Geburtsort habe ich auch im Laufe meiner jetzigen Dienstzeit hier in Deutschland bereits einige Male gehört. Natürlich essen die Menschen in Kobe nicht jeden Tag Kobe Beef … ich persönlich wüsste gar nicht mehr, wann ich dieses Gericht das letzte Mal gegessen habe.

Seit diesem schweren Erdbeben in der Region Hanshin-Awaji sind mehr als zwanzig Jahre vergangen, und es stimmt selbstverständlich, dass sich auch heute noch viele Betroffene voller Schmerz an dieses Ereignis erinnern. Wenn man heute aber von Erdbeben in Japan spricht, denkt man nicht an den 17. Januar, als die Stadt Kobe getroffen wurde, sondern vor allem an den 11. März. Das trifft auch hier für Deutschland zu. Es ist bedauerlich, dass vor fünf Jahren „Fukushima“ zu den Ortsnamen in Japan dazukam, die heute jedermann kennt.

So wie Kobe für sein Rindfleisch bekannt ist, ist auch Fukushima bei vielen Japanern als Anbaugebiet für zahlreiche Obstsorten berühmt. In meinem vorherigen Dienstort Thailand waren japanische Pfirsiche ungemein beliebt, die sehr süß schmecken, sich aber leider nicht lange halten. Ich habe oft beobachtet, wie Touristen von ihrer Reise nach Japan diese Pfirsiche, die beim Transport leicht Schaden nehmen, in großen Mengen in der Flugzeugkabine mitführten. Fukushima ist für seine dort angebauten Pfirsiche sehr bekannt; der Gouverneur der Präfektur und sein Stellvertreter überreichten bei einem Besuch in Thailand dem dortigen Königshaus Pfirsiche als Geschenk. In den Kaufhäusern in Thailand wurden Pfirsiche aus Fukushima damals zu diesem Anlass im Rahmen einer Sonderaktion angeboten. Die japanische Botschaft hat diese Kampagne, die den Menschen in Thailand vor Augen führte, dass Lebensmittel aus meinem Land sicher sind, nach Kräften unterstützt.

Am kommenden 10. und 13. März wird das Jugendorchester der Stadt Soma in der Präfektur Fukushima Konzerte in Berlin und Leipzig geben. Es wird wohl noch lange dauern, bis die Menschen hier in Deutschland beim Namen Fukushima nicht länger an das Erdbeben und den Atomunfall denken. Aber als Japaner und Mitarbeiter der Regierung meines Landes denke ich, dass uns nichts anderes übrigbleibt, als mit unserem Engagement für den Wiederaufbau dieser Region fortzufahren. Ich hoffe aber, dass die genannten Konzerte dazu beitragen werden, dass möglichst bald der Tag kommt, an dem die Menschen in Deutschland Fukushima nicht länger mit Atomkraft gleichsetzen, sondern dass man beim Klang des Namens „Fukushima“ an ganz andere Dinge denkt.

Kiminori Iwama Gesandter