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Wohnen in Japan

Eine kurze Geschichte des japanischen Hauses

Im alten Japan gab es im Wesentlichen zwei Typen von Häusern. Der erste war das Grubenhaus, bei dem ein Gerüst aus Pfeilern in eine große Grube im Boden eingelassen und dann mit Stroh bedeckt wurde. Der zweite Typ hat einen erhöhten Fußboden und soll aus Südostasien nach Japan gelangt sein. Er wurde dafür verwendet, Getreide und andere Vorräte zu lagern, die auf diese Weise vor Feuchtigkeit und Hitze geschützt waren.

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Bild: Oben ein Grubenhaus und unten ein erhöhtes Haus. (Sannai-Maruyama Site Preservation Office, Aomori Prefectural Board of Education)

Um das 11. Jh. herum, als Japans eigenständige Kultur zu einer ersten Blüte gelangte, begannen die Angehörigen des Adels, für sich selbst Häuser im shinden-zukuri Stil zu errichten. Bei diesem Haustyp, der inmitten einer großen Gartenanlage liegt, sind die einzelnen Räume symmetrisch angeordnet und durch lange überdachte Korridore miteinander verbunden. Dies ermöglichte es den Bewohnern, ihre jahreszeitlichen Feste zu feiern und sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen.

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Bild: Modell eines shinden-zukuri Hauses (National Museum of Japanese History)

Als die politische Macht in Japan vom Hofadel auf die Samurai überging und gleichzeitig neue buddhistische Lehren ins Land gelangten, bildeten sich die Aspekte der traditionellen japanischen Kultur aus, die unser heutiges Bild von der Kultur Japans wesentlich bestimmen, etwa ikebana, Teezeremonie oder das No-Theater. Die Samurai schufen ihren eigenen Häuserstil shoin-zukuri. Der Schmuckalkoven tokonoma im Gästeraum des heutigen traditionellen japanischen Hauses hat hier seinen Ursprung.

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Bild: Shoin-zukuri (Jisho-ji)

Die Häuser der einfachen Menschen nahmen dagegen eine andere Entwicklung. Die Bauern in den verschiedenen Regionen Japans lebten in Häusern, die den unterschiedlichen klimatischen Gegebenheiten angepasst waren. Die Häuser im gassho-Stil in Shirakawa-go, die zum Welterbe der UNESCO zählen, sind Beispiele für Wohnhäuser einfacher Menschen. Einige Bauernhäuser hatten sogar Räume für Vieh und Pferde, während die Häuser der Stadtmenschen dicht gedrängt nebeneinander standen. Da sich die Grundsteuer in den Städten nach der Breite der Straßenfront richtete, wählte man einen langgezogenen Grundriss mit schmalen Stirnseiten. Noch heute ist dieser Baustil in alten Städten wie Kyoto zu sehen.

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Bild: Ein Haus im gassho Stil (Shirakawa Village)

In der Meiji-Zeit (1868-1912) entwickelte sich der Baustil der Häuser weiter. In einigen Städten trat der kura-zukuri Stil auf, bei dem ein typisch japanisches Äußeres mit feuerfesten Materialien kombiniert wurde. Dieser Stil bildet die Grundlage für die heutigen japanischen Häuser, die in der Regel einen langen Korridor haben. Dieser führt durch die Mitte des Hauses, während die einzelnen Räume zu beiden Seiten liegen. Hier werden architektonische Elemente aus dem Ausland mit dem Häuserstil der Samurai kombiniert.

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Bild: Ein Haus im kura-zukuri Stil (Kawagoe City)

Die Struktur des japanischen Hauses

Traditionelle japanische Häuser werden mittels hölzerner Pfeiler errichtet, die auf einem flachen Untergrund aus gestampfter Erde oder Steinen ruhen. Zwar findet man Häuser aus Holz auf der ganzen Welt, aber was ist das Besondere an den Häusern in Japan, wo es vier deutlich ausgeprägte Jahreszeiten gibt einschließlich heißer und schwüler Sommer sowie kalter Winter?

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Bild: Der Eingang eines japanischen Hauses

Um die Feuchtigkeit des Erdbodens abzuwehren, liegt der Boden des Hauses einige Dutzend Zentimeter über der Erde und besteht aus überkreuz verlegten Bodenbohlen. Bereiche wie die Küche und der Eingangsbereich haben einen Holzfußboden, während die Räume, in denen man sitzt, zum Beispiel Wohnzimmer, mit Matten aus geflochtenem Binsengras tatami ausgelegt sind. Im Allgemeinen verwenden Japaner keine Stühle in Zimmern mit tatami, so dass man entweder direkt auf den Matten oder auf flachen Sitzkissen zabuton sitzt. Aus diesem Grund zieht man beim Betreten eines Hauses in Japan auch die Schuhe aus.

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Bild: Eine Familie sitzt auf zabuton (The Japan Forum)

Der Rahmen eines japanischen Hauses besteht aus Holz und das Gewicht ruht auf vertikalen Pfeilern, horizontalen Balken und diagonalen Trägern. Letztere wurden im Rahmen eines Technologietransfers aus dem Ausland nach Japan eingeführt. Eine Besonderheit japanischer Häuser ist das große Dach mit seinen tief heruntergezogenen Vorsprüngen, um das Haus vor der Sommerhitze zu schützen und zugleich den Rahmen des Hauses durch sein Gewicht zu stabilisieren.

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Bild: Die Vorsprünge halten zudem den Regen ab

Früher bestanden die Wände aus geflochtenem Bambus, der auf beiden Seiten mit Erde beworfen wurde. Heutzutage stehen die unterschiedlichsten Materialien zur Auswahl und häufig verwendet man Sperrholz. Zudem hatten die Häuser früher oft Pfeiler, die nicht von Wandputz verdeckt waren. In der Meiji-Zeit (1868-1912) ging man dazu über, die Pfeiler in die Wände zu integrieren und auf diese Weise den Schutz vor Feuer zu verbessern. In der Vergangenheit waren viele Dächer mit Holzschindeln oder Stroh gedeckt, während man heute allgemein Ziegel kawara verwendet. Das Dach ist der Teil der Hauses, der Regen, Wind, Schnee, Sonnenlicht und anderen Naturelementen am meisten ausgesetzt ist. Auch wenn es in den verschiedenen Regionen Japans gewisse Unterscheide bei den Dachformen gibt, haben sie doch alle eins gemeinsam: Sie sind nicht flach, sondern geneigt, damit das Regenwasser leicht abfließen kann.

Japanische Häuser haben über die Jahrhunderte hinweg durch das Kombinieren traditioneller Formen mit neuen Technologien eine stete Verbesserung hinsichtlich Sicherheit und Bequemlichkeit erfahren. Seit einigen Jahren aber richten die Menschen ihren Blick erneut auf den traditionellen Häuserbau, der sich durch Umweltfreundlichkeit und eine lange Lebensdauer auszeichnet.

(c) Web Japan