Botschaft von Japan

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Notizen aus der Redaktion

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Bild: Der Autor mit Teilnehmern eines Judo-Lehrgangs im vergangenen Jahr. Foto: Judo-Verband Berlin (2015)

Da im August auch in Japan Schul- und Semesterferien sind, finden in diesem Monat zahlreiche Austauschprogramme mit Schülern und Studierenden statt. Dazu zählen u.a. auch Veranstaltungen im Bereich Sport. So gibt es mittlerweile als eine Art Tradition jedes Jahr im August hier in Berlin eine Reihe von Judo-Lehrgängen. Dabei leiten Judo-Lehrer aus Japan deutsche Judoka aus Berlin und Umgebung in verschiedenen Techniken (kata) an. Im letzten Jahr habe auch ich an einer solchen Veranstaltung teilgenommen, und ich erinnere mich, dass Judoka zum Teil von weit her, etwa aus Dresden, extra nach Berlin kamen; Jung und Alt sowie Männer und Frauen haben dabei mit großem Eifer trainiert. Diese Art von Austausch, bei der japanische Lehrer deutsche Schüler unterrichten, ist – abgesehen von einem Teil der traditionellen Kampfkünste (budo) – meiner Meinung nach eher selten geworden. Wenn man sieht, dass bei den in Kürze beginnenden Olympischen Spielen in Rio z.B. auch im Judo neben Japan zahlreiche Länder aus aller Welt mittlerweile eine führende Stellung einnehmen, dann muss man einfach sagen, dass die „Internationalisierung“ hier sehr große Fortschritte gemacht hat. Im letzten Jahr erzählte mir ein Judo-Lehrer, dass man in vielen Ländern, etwa in Frankreich, den Nachwuchs inzwischen mit Hilfe eines Systems des „eigenen Judo“ ausbilde und fördere. Dies führe dazu, dass Lehrer aus Japan immer weniger zu Lehrgängen ins Ausland eingeladen würden.

Im Oktober 2015 wurde im japanischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie die Japan Sports Agency ins Leben gerufen. Diese Behörde hat den Auftrag, die Sportpolitik meines Landes in umfassender Weise zu fördern. Zusammen mit anderen Regierungsstellen ist diese neue Institution auch mit dem internationalen Austausch betraut. Ein leitender Beamter der Sports Agency erläuterte mir bei einem Besuch in Berlin die Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern im Bereich der Unterstützung von „oben nach unten“, etwa in Form der Entsendung von Sportlehrern, der Unterstützung beim Bau von Sportanlagen oder durch Spenden von Sportgeräten. Seiner Behörde falle es nicht immer leicht, neue Perspektiven im Bereich des Sportaustauschs zwischen Industriestaaten wie z.B. Japan und Deutschland zu erschließen bzw. festzulegen, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten. Beim Meinungsaustauch mit den für Sport zuständigen Vertretern des Bundesinnenministeriums, an dem auch ich teilnahm, konnte ich feststellen, dass im Falle Deutschlands ein Teil der Maßnahmen, die die Japan Sports Agency umsetzen möchte, in den Zuständigkeitsbereich anderer deutscher Behörden fällt und dass die einzelnen Bundesländer, aber auch die verschiedenen Sportverbände hier in Deutschland eine sehr wichtige Rolle spielen. Aus diesem Grund gestaltet sich ein Zusammenwirken auf der Ebene der Regierung recht schwierig. Über die eingangs beschriebene Form der Unterstützung hinaus ist die Frage, was wir als Botschaft von Japan für den japanisch-deutschen Sportaustausch tun können, eine Aufgabe, die uns einiges Kopfzerbrechen bereitet.

Ungeachtet dieser Schwierigkeiten finden vom 5. bis 21. August die Olympischen Spiele von Rio statt, denen dann ab dem 7. September die Paralympischen Spiele folgen. Dass letzte Mal, dass ich Olympische Spiele hier von Deutschland aus verfolgen konnte, war 1988 während der Sommerspiele in Seoul. Damals gab es noch so gut wie kein Internet, und die deutsche Berichterstattung konzentrierte sich vor allem auf die Sportarten, in denen deutsche Athletinnen und Athleten aktiv waren und Medaillen gewannen. Ich erinnere mich daher nicht daran, dass ich diese Spiele mit besonders großem Eifer verfolgt habe. Das einzige, was mir deutlich in Erinnerung blieb, ist, als mir einer meiner Landsleute, der die Olympischen Spiele am UKW-Radio verfolgte, ganz aufgeregt von der Goldmedaille von Daichi Suzuki im 100 m Rückenschwimmen der Männer berichtete.

Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Meldungen erhält man quasi in Echtzeit; auch gibt es viel mehr Fernsehprogramme als früher. Neben der Performance der deutschen Sportlerinnen und Sportler werde ich nun wohl auch die Leistungen der Athletinnen und Athleten aus Japan hier in Berlin bequem verfolgen können. Während ich mich in den kommenden Wochen über Erfolge freue und Misserfolge bedaure, werde ich gelegentlich auch versuchen darüber nachzudenken, was wir als Botschaft bis zu den Olympischen Spielen in Tokyo, die in vier Jahren anstehen, hinsichtlich des Sportaustauschs tun können.

Kiminori Iwama, Gesandter