Im letzten Monat haben wir uns bei dem kanji 平 HEI, tai(ra) für „friedlich, flach, glatt, eben(mäßig)“ direkt von der gleichmäßigen, spiegelbildlichen Form her von seiner Bedeutung überzeugen lassen. Das Radikal, dem da die umgedrehte japanische Acht 八 (hachi) zugefügt wurde, ist eigentlich das eigenständige kanji: 干 kan „trocken“.
Die letzten Wochen waren ja einerseits von schlimmen Überschwemmungen und anderenorts von gefährlicher Trockenheit mit z.T. auch verheerenden Waldbränden gezeichnet. Also schon ein zweiter Grund, sich mit diesem kanji auseinanderzusetzen.
Wäre das kanji nicht so schön ebenmäßig wie ein Telegrafenmast, könnte man sich leider leicht an das traurige Bild eines verbrannten Baums erinnert fühlen und so weit ist das auch nicht hergeholt. Denken Sie aber lieber direkt an die Holzgestelle, auf denen schon seit Jahrhunderten vor allem Fisch getrocknet wurde. Trockenfisch oder eben Stockfisch ist ja auch hierzulande von großer Bedeutung für die Ernährung gewesen.
Tatsächlich besteht das japanische Wort für „getrockneter Fisch“ himono genau aus diesem kanji plus dem für „Ding, Wesen“!
In Japan wird dieser Trockenfisch, dem nicht alles Wasser entzogen ist, übrigens normalerweise nicht wieder eingeweicht sondern direkt gegrillt und gegessen. Zum Knabbern wie Nüsse gibt es dagegen auch ganz kleine, vollgetrocknete Fischchen, die heißen aber wieder anders.
Wir wünschen Ihnen einen klimatisch ausgewogenen und dafür kulinarisch abwechslungsreichen September!